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 Der Pfahl

Autoren: Richard Laymon
Übersetzer: Marcel Häußler
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Bücher zum Thema "Vampire" häufen sich momentan wie Sand am Meer, doch der Heyne Verlag bringt mit Richard Laymons Werk "The Stake" ("Der Pfahl") aus dem Jahr 1990 einen Horrorroman in die Regale, der es schafft, das Vampirthema und damit auch das Horrorgenre um interessante und zum Nachdenken anregende Momente zu bereichern.

Der Protagonist der Story, Larry, ist ein mehr oder weniger erfolgreicher Horrorbuchautor, dem so langsam, aber sicher die Themen ausgehen, bis er mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar, Pete und Barbara, nach einer durchfeierten Nacht eine verlassene Stadt erkundet. In einem verfallenen alten Hotel kommt es zu einem kleinen Unfall, bei dem eine der beiden Frauen durch eine brüchige Decke stürzt. Nach ihrer Befreiung offenbart sich den vier Freunden ein furchtbarer Anblick: In dem Kellergewölbe liegt eine mumifizierte weibliche Leiche mit einem Holzpflock in der Brust. Ein Vampir?

Horrorautor Larry erkennt sofort das Potenzial dieses Erlebnisses für sein nächsten Buch und setzt sich nach einem überstürzten Aufbruch aus der Geisterstadt Zuhause sofort an den Schreibtisch, um das unheimliche Erlebnis zu protokollieren. Schon bald bekommt er die vermutliche Vampirin nicht mehr aus dem Kopf und träumt sogar von ihr. Nach einigen Recherchen beschließen Larry und sein Freund und Nachbar Pete, unter einem Vorwand noch einmal in die Geisterstadt zu fahren und die Leiche zu holen. Sie spielen mit dem Gedanken, den Pfahl aus der Brust der Leiche zu ziehen und dieses Ereignis für das Buch von Larry auf Video festzuhalten. Dann überstürzen sich die Ereignisse: Larry hört plötzlich Stimmen in seinem Kopf, die ihn zu der versteckten Leiche auf dem Garagendachboden führen, und seine Tochter Lane verhält sich äußerst merkwürdig ...

Laymon ist bekannt für seine sehr brutale, manchmal groteske Schreibweise, die so manch einem Leser den Magen verdreht. Gerade aus diesem Grund scheiden sich an Laymon die Geister, zumal er seine Ausführungen mit zahlreichen sexistischen Anmerkungen und Passagen krönt. Auch in diesem Werk gibt es wieder viel davon: die Gedanken von Protagonist Larry, wenn er an alle weiblichen Wesen außer seiner Frau denkt, oder die Beschreibung der Vergewaltigung von Larrys Tochter Lane. Wem dies zu viel des Guten ist, der sollte Laymons "Der Pfahl" nicht zur Hand nehmen.

Die Brutalität in diesem Werk ist – für Laymons Verhältnisse – eher schwach ausgeprägt. Es gibt keine üblen, über viele Seiten andauernde Kampfszenen mit den fiesesten Verletzungen. Bemerkenswert ist, dass Laymon es schafft, die Spannung über die gesamten 600 Seiten aufrecht zu erhalten: Durch den Buchrücken erfährt der Leser, dass die beiden Freunde früher oder später den Pfahl aus der Leiche ziehen. Dass dies durch kleine Nebengeschichten und die Beschreibung der Umstände der verfahrenen Situation nicht gerade schnell passiert, stört den Fluss des Buches nicht.
Wenn ein Horrorautor über einen Horrorautor schreibt, dann stellt sich zwangsläufig die Frage, ob Laymon etwas von seinen eigenen Gedanken und Ansichten auf den Protagonisten Larry projiziert hat. Dies ist sicherlich in den Passagen der Fall, in denen Laymon beschreibt, wie Larry die ersten Seiten seines neuen Buches niederschreibt und dabei die Zeit und die Menschen um sich herum vergessen zu scheint. Ob Laymon sich wie Larry eigentlich vor seinen selbst erdachten Figuren fürchtet, das hätte der 2001 verstorbene Autor wohl nur selbst beantworten können.

Wer Splatter-Horror erwartet, der sollte zu anderen Werken Laymons greifen. "Der Pfahl" bedient eher die gesellschaftskritische Seite des Horror-Genres. Laymon beweist eindeutig, dass das Böse nicht immer in den Horrorfiguren aus erdachten Geschichten liegt, sondern in den Menschen selbst. Das Ende des Buches, das an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten werden soll, beweist diese Erkenntnis.
Die letzte Zeile des Buchrückens "Keine gute Idee, wie sich bald herausstellen wird", die sich auf das Herausziehen des Pfahles bezieht, erscheint nach dem Lesen des Buches in einem ganz anderen Licht. Allein diese Tatsache macht "Der Pfahl" so besonders lesenswert.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website: Der Pfahl

Julia Langosz



Softcover | Erschienen: 1. März 2010 | ISBN: 9783453675803 | Originaltitel: The Stake | Preis: 9,95 Euro | 592 Seiten | Sprache: Deutsch

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