Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Louisiana, 1850: Als die drei Geschwister Kelly, Henry und Bobby ihren Vater verlieren und damit zu Vollwaisen werden, erklärt sich ein alter Freund der Familie, Victor Leroux, großzügig bereit, die Kinder bei sich aufzunehmen. Sie sollen von nun an in Leroux Haus in New Orleans wohnen.
Doch den Geschwistern ist der schmierige Leroux von Anfang an nicht ganz geheuer, vor allem der dreizehnjährige Henry misstraut ihm. Schnell stellt sich heraus, dass Armand, Victor Leroux Sohn, ein Auge auf die sechzehnjährige Kelly geworfen hat und sie heiraten möchte. Doch Vater und Sohn Leroux scheinen noch mehr im Schilde zu führen. In dem düsteren Haus in New Orleans machen Henry und sein kleiner Bruder Bobby bald erschreckende Entdeckungen. Im Keller des alten Anwesens, der unheimlich und teilweise geflutet ist, finden sie mehrere Skelette. Außerdem entdecken sie rätselhafte Spuren des berüchtigten Piraten Jean Lafitte, der vor vielen Jahren in New Orleans sein Unwesen trieb und angeblich einen sagenhaften Schatz versteckt hat.
Geht es den Leroux in Wirklichkeit um den alten Piratenschatz? Und was haben die drei Geschwister damit zu tun? Als Henry endlich die Zusammenhänge begreift, ist es fast zu spät. Eine wilde und abenteuerliche Verfolgungsjagd durch die Sümpfe Louisianas beginnt, die bis in die versteckte Bucht von Barataria führt. Neben Alligatoren und anderen Gefahren sind den Kindern auch die beiden Leroux und deren Diener auf den Fersen...
Der deutsche Autor Michael Peinkofer hat mit "Der Pirat von Barataria" eine klassische Abenteuergeschichte für Kinder geschrieben, an denen Jungen und Mädchen ab etwa zehn Jahren ihren Spaß haben werden. Die Erzählung vereint dabei alles, was aufregend ist: ein düsteres Haus, fiese Erwachsene mit undurchsichtigen Plänen, Piraten, Alligatoren, eine Schatzkarte, ein undurchdringliches Sumpfgebiet, unheimliche Voodoo-Rituale und anderes mehr. All dies ist eingebettet in die schwüle Atmosphäre von Louisiana im Jahr 1850.
Dabei gibt es für junge Leser auch einige interessante Einblicke in das Leben in den Südstaaten zur damaligen Zeit. Die Geschichte beruht teilweise auf historischen Fakten; so hat der französische Freibeuter Jean Lafitte tatsächlich gelebt. Unbekannte Wörter wie etwa "Cajun" oder "Bayous" sind im Text mit einem Sternchen versehen und werden im Anhang erklärt.
Die Schatzsuche ist richtig gut umgesetzt, sehr flüssig und spannend geschrieben und in sich schlüssig. Da die drei Geschwister unterschiedlich alt sind - Kelly ist sechzehn, Henry dreizehn und Bobby acht Jahre alt - gibt es für jeden Leser eine Identifikationsfigur. Im Mittelpunkt steht der mutige Henry, der die bösen Pläne von Victor Leroux schnell durchschaut und alle Mühe hat, seine Schwester Kelly davon zu überzeugen.
Besonders das Ende des Buches, in dem der weltberühmte Autor Mark Twain einen kurzen Gastauftritt hat, ist eine hübsche Idee. Auch sonst gibt es eine Menge spannende Szenen und interessante Einfälle. Die Geschichte ist zwar nicht übermäßig originell und schwimmt ein klein wenig auf der angesagten Piratenwelle mit - stellenweise fühlt man sich stark an den Abenteuerfilm "Die Goonies" erinnert - aber das stört insgesamt nicht, denn "Der Pirat von Barataria" ist unterhaltsam und durch den unverbrauchten Schauplatz in den amerikanischen Südstaaten doch irgendwie neu und anders.
Ein wenig irritierend ist, dass das Buch bei Ueberreuter anscheinend ebenfalls unter dem Titel "Der Fluch von Barataria" mit einem etwas anderen Cover erschienen ist - das lässt ein wenig vermuten, dass es beim geänderten Titel wirklich um das Ausreizen des Piratentrends geht.
Für kleine und größere Piraten- und Abenteuerfans bietet "Der Pirat von Barataria" nicht nur spannende Lesestunden, sondern auch einen interessanten Einblick in das Leben in den Südstaaten zur damaligen Zeit.