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Der alte Berner Kommissar Bärlach hat, wie er selbst weiß, aufgrund einer schweren Erkrankung nicht mehr lange zu leben. Als sein bester Mitarbeiter, Ulrich Schmied, in einer abgelegenen Gegend erschossen in seinem Auto aufgefunden wird, scheint sich Bärlach mehr um seine Gesundheit als um die Ermittlungen zu kümmern, erweckt er doch den Anschein, sich überhaupt nicht über die Tatumstände und dergleichen informiert zu haben.
Bärlachs Mitarbeiter Tschanz, der immer neidisch auf Schmieds Erfolg war, übernimmt nun den Hauptanteil an der Arbeit und findet als Verdächtigen einen undurchsichtigen Geschäftsmann und Lobbyisten namens Gastmann, an dessen Dinnerpartys Schmied unter falschem Namen und unter Vorgabe eines falschen Berufs teilgenommen hat, auch an dem Abend, in dessen Verlauf er ermordet wurde.
Während Tschanz sich voll und ganz darauf konzentriert, Gastmann zu überführen, der sich über die Einmischung der Polizei in seine geschäftlichen Angelegenheiten überhaupt nicht freut, kocht Bärlach sein eigenes Süppchen. Denn er hat seit Jahrzehnten mit Gastmann eine alte Rechnung offen, möchte diesem endlich das Handwerk legen, obwohl er weiß, dass Gastmann den Mord an Schmied nicht begangen hat. Bärlach gestattet sich, über Gastmann zu richten. Und er weiß auch, wer in diesem Prozess der Henker sein wird.
Kriminalromane fallen im Deutschunterricht üblicherweise immer noch unter den Tisch, weil es sich dabei nicht um "wertvolle" Literatur handelt. Eine Ausnahme bilden Dürrenmatts "Das Versprechen" und "Der Richter und sein Henker", die durchaus als Schullektüre verwendet werden: nicht zuletzt deshalb, weil ihnen abgründige psychologische Vorgänge und Verstrickungen sowie zugrunde liegen und es um die Frage geht, wo Recht aufhört und Unrecht beginnt oder umgekehrt.
Der in "Der Richter und sein Henker" skrupellos Strippen ziehende, den auf seine Weise nicht minder skrupellosen Tschanz für seine Zwecke instrumentalisierende und manipulierende Bärlach setzt seine restliche Lebenszeit daran, die wahnsinnige Wette zu gewinnen, in der Gastmann - nur einer der vielen Namen dieses Kriminellen aus Lust und Laune - behauptet hat, er werde unmittelbar unter Bärlachs Augen einen Mord begehen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wenige Tage später gelang ihm dies, seither hat er immer wieder Verbrechen so ausgeführt, dass Bärlach darauf aufmerksam werden und die Handschrift erkennen musste.
Die Raffinesse und Vielschichtigkeit dieses Romans, die Ausarbeitung der Stimmungen, für die der Regen eine große Rolle spielt, die glaubwürdigen, sorgsam konzipierten Charaktere und der perfekte Umgang mit Spannung machen das Buch zu einem bemerkenswerten Stück Weltliteratur.
Hans Korte liest den Roman so packend vor, dass in über drei Stunden Hörzeit keinen Augenblick Langeweile aufkommt. Seine Stimme lässt sich zudem gut mit dem Protagonisten Bärlach identifizieren. Diese Hörbuchfassung macht einen rundum gelungenen Eindruck. Hierzu trägt auch, wie man es von den Diogenes-Hörbüchern gewohnt ist, die Aufmachung bei: das schlichte, an den Printausgaben orientierte Cover, die robuste, bestens verarbeitete Kartonschachtel und die Kartonhüllen für die einzelnen CDs sowie das kleine, apart gestaltete Booklet.
Auf diese Weise lässt sich Dürrenmatts Meisterwerk als Hörbuch definitiv genießen!