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Paul Melko entführt den Leser in "Der Ring" in eine ferne Zukunft. Das Antlitz der Erde hat sich gewandelt und eine neue Gesellschaftsform hat sich etabliert. Doch hinter allem steht eine Katastrophe aus fernster Vergangenheit, deren Folgen noch immer präsent sind.
Die Menschheit hat, verschmolzen zu einer Community des Geistes, die Erde in einem großen Exodus verlassen. Zurück bleiben Chaos und Anarchie. Aus den Trümmern der alten Gesellschaft entwickelt sich im Verlauf von Generationen eine Pod-Gesellschaft. Mehrere Personen sind in der Lage ihren Geist zu teilen und werden so zu einem Wesen. Duos, Trios und Quartette entstehen. Nach langen Forschungen entsteht auch das erste Quintett: Moira, Meda, Quant, Manuel und Strom. Sie sind dazu bestimmt ein Raumschiff zu steuern, um den Exodus der Community aufzuklären. Doch dann kommt es zu merkwürdigen Vorfällen, Mordanschläge häufen sich, die Einheit ist nicht mehr sicher. Das Quintett flieht und entdeckt dabei ein Geheimnis aus tiefster Vergangenheit, das den Exodus in völlig neuem Licht erscheinen lässt.
Paul Melko entwirft in "Der Ring" eine facettenreiche, durchdachte Zukunftsvision der menschlichen Gesellschaft. Nachdem die technikbasierte Community die Erde verlassen hat, etabliert sich eine ähnliche Gemeinschaft, jedoch auf organischer Basis. Der Autor schildert die Geschichte kapitelweise jeweils aus der Sicht einer Figur aus dem Quintett. Dabei ist jede der fünf Personen durch Genmanipulation entworfen worden, um einen bestimmten Persönlichkeitsteil abzubilden. So ergeben sich faszinierende Blickwinkel auf die verschiedenen Situationen. Die Charaktere agieren glaubhaft als Gesamtkonstrukt, gleichzeitig aber auch als die jeweiligen Individuen. Jedes bringt eigene Vorstellungen und Gedanken mit ein - eine interessante Hauptfigur entsteht.
An andere Stelle versagt "Der Ring" jedoch bedauerlicherweise auf ganzer Linie. Spannung mag während des Lesens nicht aufkommen, schliddern die Figuren doch von Situation zu Situation, ohne erkennbaren roten Faden. Ist dies zu Beginn noch nachvollziehbar, da eine Flucht nun mal aus der Not heraus geboren ist, sind spätere Entscheidungen - die Suche nach den Bären!? - aber vollkommen unrealistisch. Hier wird die Story stellenweise übermäßig gestreckt. Während bei Paul Melkos "
Die Mauern des Universums" der Hintergrund zur Zeitreise-Gesellschaft kaum ausgearbeitet war, die Geschichte jedoch fesseln und mitreißen konnte, ist es bei "Der Ring" gerade umgekehrt. Die Ausarbeitung von der Historie bis zur Handlungsgegenwart ist top, die Handlung aber eben nicht spannend.
Auch die Auflösung lässt den Leser unbefriedigt zurück, wird hier doch eine Menge Potenzial verschenkt. Die Wahrheit um die Community wird bereits recht früh in der Handlung deutlich, die Erklärung hätte jedoch besser sein können. Hier wurde im Verlauf der Story kaum dauerhaftes Konfliktpotenzial aufgebaut. Erst gegen Ende wendet sich die Geschichte wieder den Antagonisten zu.
Fazit:
Eine faszinierende Story; gut geschrieben, gut ausgearbeitet und realistisch - eine Sci-Fi-Geschichte mit fundiertem Background. Leider will sich kaum Spannung aufbauen; Potenzial wurde verschenkt.