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Der Grosse Aletschgletscher liegt im Kanton Wallis, in der Schweiz, und ist von seiner Fläche her der größte Gletscher der Alpen und seit 2001 auch Teil des UNESCO-Weltnaturerbes. Eine uralte Wallisersage spricht vom Rollibock, einem mystischen (Fabel-)Wesen in Gestalt eines Bocks mit langen Hörnern und feurigen Augen, welches dort lebt. Sein Fell ist voller Eis, das beim Laufen unheimliche Geräusche verursacht und "Der Gehörnte vom Aletschgletscher", mit der Macht den Menschen im Tal den Märjelensee in ihre Häuser laufen zu lassen, ist ein mächtiges Wesen. So wacht der Rollibock in der Alpenwelt über die Natur. Wer sich vernünftig und umsichtig in der Alpenwelt benimmt, der ist ein gern gesehener Gast, doch wer die einzigartige Landschaft, Flora oder Fauna bedroht, der bekommt die Rache des Rollibocks zu spüren.
In der Schweiz ist die Sage vom Rollibock durchaus bekannter als es zum Beispiel in Deutschland der Fall sein dürfte. Ein Wesen in Form eines Bocks, das im atemberaubenden Naturraum um den Aletschgletscher lebt und den Menschen im Tal hin und wieder zur Strafe eine Flut aus den oben liegenden Seen schickt, wenn diese sich an der Natur vergriffen hatten - so lautet die Sage. Etliche reale Ausbrüche des Märjelensee sind im 19. Jahrhundert festgehalten worden. Eine gute Geschichte, die Realität und Fabelwelt miteinander vermischt, nicht nur für den nächsten Hüttenabend geeignet. Aus der fast 300 Jahre alten Sage hat Autor Mario Grasso eine neue Geschichte entwickelt, die im Kern zwar gleich ist, aber den Rollibock eher zu einem Maskottchen (oder auch Tourismusattraktion) als zu einem bösen Fabelwesen stilisiert. Seine Erzählung ist dicht an alten Texten gehalten und beschreibt den Menschen in seinen unschönen Ausprägungen: gierig, zerstörend, mehr nehmend, als er zum Leben benötigt. Auch in diesem Kinderbuch geht die Geschichte für den "Wilderer" nicht gut aus, aber die zahlreichen Zeichnungen und Illustrationen präsentieren einen netten, freundlichen Bock, der drollig und süß anzusehen ist. Ganz nach dem Motto: Kinder, achtet auf die Umwelt, dann tut euch der Rollibock nichts.
Als Kinderbuchadaption hat Grasso die Texte kurz gehalten und stattdessen Bilder sprechen lassen, was ihn auch schon bei anderen Projekten ausgezeichnet hat (zum Beispiel
Gullivers Reisen). Auf fast vierzig Seiten laden die Zeichnungen die kleinen Leser ein, sich mit der Alpenwelt und insbesondere dem Gletscher auseinanderzusetzen. Die Natur zu erkunden und ihre Schönheit bildlich zu erfassen. Gerade die gekonnten Darstellungen der Tiere und Pflanzen sind überzeugend, aber auch das Eis, Wasser und die Berge sind schön anzusehen, gekonnt koloriert und mit ansehnlichen Farbverläufen versehen. Zum Ende hin, der Moral oder Mahnung entgegen, verschiebt sich das Gefüge von Bild zu Text, aber generell lebt das Buch von seinen Bildern, die großformatig die Sage wiederbeleben.
Kurzum: "Der Rollibock vom Aletschgletscher" ist ein schön aufgemachtes Kinderbuch, das die alte Sage aus dem Wallis inhaltlich kindgerecht erzählt und auch schon den kleinen Lesern bildhaft vor Augen führt, dass die Natur schützenswert ist.
Mehr Informationen zum Rollibock sind auf der Webseite des Rollibockclubs zu finden. Dort lässt sich das Buch auch bestellen.