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Seit Timeo denken kann, lebte er im großen Wald nahe der Stadt Myr - zunächst mit seinen beiden Eltern, nun nur noch mit seinem Vater, denn seine Mutter starb bei einem schrecklichen Unfall. Das Leben im Wald ist hart und einsam, zumal Timeos Vater Finus sich seit dem Tod seiner Frau kaum noch um seinen Sohn und die Hütte kümmert, die die beiden bewohnen. Doch verlassen können Vater und Sohn das dichte Waldgebiet nicht, seit vor einigen Jahren der regierende König versuchte, die gesamte Familie umzubringen. Damals entkamen sie dem Mordanschlag knapp, jetzt tut Timeos Vater alles, damit sie nicht entdeckt werden. Denn Finus ist der "Schlüsselträger" und birgt damit ein großes Geheimnis: Seit vielen Jahrhunderten leben die Menschen von Myr in stetiger Angst vor dem "Gräuel", schrecklichen Monstern und Naturgewalten, die von Zeit zu Zeit in Erscheinung treten, um die Menschen in Myr zu vernichten. Nur der Schlüsselträger ist in der Lage, den Gräuel aufzuhalten, indem er dem gerade regierenden König damit den Weg zu einer besonderen Waffe erschließt.
Als dann plötzlich der gefürchtete Tag eintritt und der Gräuel einmal mehr zum Leben erwacht - diesmal in Form von Pflanzen, die alles Lebende versteinern - muss Timeo sich aus dem Wald herauswagen, um dem König den jahrelang gehüteten Schlüssel zu überbringen. Der Junge begibt sich auf das Abenteuer seines Lebens - und ahnt zunächst nicht, dass der König etwas ganz anderes im Sinn hat ...
Mit "Der Schlüsselträger und die grauen Könige" hat der niederländische Autor Marco Kunst ein schönes, abenteuerliches Kinderbuch für Leserinnen und Leser ab etwa elf Jahren geschrieben, das an ein zeitloses Märchen erinnert. Der junge Timeo muss sich auf eine gefährliche Reise begeben, um die Menschen von Myr zu retten - und das, obwohl er selbst weit entfernt von der Stadt und ihren Bewohnern lebt und ein karges Leben mit seinem Vater fristet. Zwar stehen Timeo bei seiner Aufgabe zunächst Helfer zur Seite, doch aufgrund der lebensgefährlichen Gräuel ist er bald schon wieder ganz auf sich allein gestellt.
Kunst beschreibt Timeos Erlebnisse temporeich und packend, so dass junge Leser das spannende Buch sicher bald kaum noch aus der Hand legen können. Wenn lebendig gewordene Ranken nach menschlichen Gliedmaßen greifen, wenn eben noch quicklebendige Männer, Frauen und Tiere plötzlich zu grauem, leblosen Stein erstarren, dann ist das ganz schön gruselig und richtig spannend! Für Timeo entwickelt sich der Weg aus dem Wald so nicht nur zum Wettlauf gegen die Zeit, sondern vor allem zum Wettlauf auf Leben und Tod, denn auch er ist vor der Macht des Gräuels nicht gefeit. Tatsächlich gelingt es ihm nach vielen gefährlichen Situationen, die Stadt Myr zu erreichen - doch hier geht das Abenteuer erst richtig los.
Marco Kunst hat einen fantasievollen, eingängigen und leicht lesbaren Schreibstil, der junge und junggebliebene Leser gleichermaßen in seinen Bann zieht. An manchen Stellen wirkt die Sprache allerdings nicht ganz einheitlich und nicht zum Rahmen von Timeos Welt - oder war die Übersetzung einfach zu schludrig, wenn jemand plötzlich "Okay" sagt? Ein paar kleine Holperigkeiten gibt es im Roman, aber diese stören den Lesefluss nicht wirklich. Was allerdings etwas irritiert, ist die außergewöhnlich kleine Schriftgröße, die im Satz verwendet wurde.
"Der Schlüsselträger und die grauen Könige" ist ein schönes, spannendes Märchen, das Abenteuer- und Fantasyelemente mischt und gut unterhält. Der Roman reicht nicht ganz an Marco Kunsts Jugend-Dystopie "
Gelöscht" heran, bietet aber für Freunde von fantastischen Märchen gute Unterhaltung!
Eine Leseprobe gibt es auf der Website des Verlags.