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Um die Ritterorden ranken sich viele Legenden, besonders aber um die Tempelritter - jener Orden, der es sich zu seinem Inhalt gemacht hatte, das Heilige Land zu verteidigen. Trotz diesen hehren Zieles wurden sie jedoch Ziel einer heftigen Attacke des französischen Königs, der schließlich auch zur Auflösung des Ordens führte. Aber handelte der König wirklich aus purer Geldgier? Waren die Templer wirklich Häretiker? Malcolm Barber schrieb bereits 2006 ein Buch, das sich detailliert mit dem Templerprozess auseinandersetzt. Dieses ist nun auch in einer deutschen Fassung beim Patmos-Verlag erschienen.
Nach einer kurzen Einleitung beginnt das erste Kapitel damit, die Akteure vorzustellen. Die Geschichte des Templerordens wird kurz skizziert ebenso wie die Lebensgeschichte des französischen Königs Philipps IV., genannt der Schöne. Die Beziehung zwischen Philipp und den Päpsten war recht angespannt und hier muss der Autor dann auch weiter ausholen, denn bereits mit Bonifaz VIII. ging es los, bevor sein Nachfolger Clemens V. später den Templerprozess miterlebte.
Jedes Kapitel besteht wiederum aus kürzeren Abschnitten, die jedoch nicht gesondert im Inhaltsverzeichnis aufgefasst sind. Das ist besonders beim ersten Kapitel schade, denn man verbringt den Anfang des Buches damit, über die Beziehungen und Verbindungen der Personen zueinander verwirrt zu sein, da man viele noch nicht wirklich zuordnen kann. Zudem ist das erste Kapitel noch das längste, sodass man lange im Dunkeln tappt.
Die weiteren Kapitel sind weniger verwirrend und auch geradliniger. Im zweiten Kapitel geht es um die Verhaftungen der Templer im französischen Herrschaftsgebiet 1307 - da die Aktion von Philipp IV. ausging, konzentriert sich das Buch auf die Ereignisse in Frankreich. Das achte Kapitel beschreibt dann, wie der Prozess gegen die Templer außerhalb Frankreichs vonstatten ging.
Das Einschreiten des Papstes folgt im dritten Kapitel und damit auch der Machtkampf zwischen Papst und französischen König, der lange währte, denn der Prozess endete erst 1314. Der Inquisition des Papstes und seiner Bischöfe wird ein Kapitel gewidmet, ein weiteres der Verteidigung des Ordens, ausgehend von den Ordensmitgliedern. Dieser Widerstand wurde jedoch auch gebrochen (sechstes Kapitel) und die Anklagen wurden verlesen (siebtes Kapitel). Im Zusammenhang mit den Anklagen wird auch die größere Bedeutung der einzelnen Verbrechen beziehungsweise Sünden dargelegt. Unter anderem wurde den Templern auch Sodomie vorgeworfen, so dass hier kurz beschrieben wird, wie das damalige Christentum zur Sodomie und zur Homosexualität stand.
Nach dem Ausblick auf das restliche Europa kommt es dann endlich zur Auflösung des Ordens im neunten Kapitel und zur Verbrennung des letzten Großmeisters, Jakob (Jacques) de Molay.
Das Buch ist sehr detailliert, mit zahlreichen Zitaten und mehreren hundert Verweisen auf Quellen. Von diesen wurde einige ausgewählt und zusammen mit weiterer ausgesuchter Literatur folgen sie auf die Anmerkungen, bevor ein Personenregister das Buch abschließt.
Man erlebt den Prozess der Templer wie diese damals - als langen, zermürbenden Weg. Barber schildert die Geschehnisse prägnant und, wie bereits erwähnt, sehr detailliert. An manchen Stellen ist es bereits zu viel des Guten, wenn man Zeugenaussage um Zeugenaussage vorgelegt bekommt, die sich alle ähneln, wenn man kaum neue Informationen erhält. Dies wirkt ermüdend - ebenso aber auch die recht vielen Kommafehler. Besonders im ersten Kapitel treten sie gehäuft auf, in späteren sieht es da besser aus. Zusammen mit der sowieso schon schwierigen Aufgabe des ersten Kapitels, die
personae dramatis einzuführen, ist die Gefahr groß, Leser bereits nach den ersten dreißig Seiten zu verlieren.
Lässt man sich jedoch auf das Buch ein, welches ohne große dramatische Wendungen und Effekthascherei auskommt, wird einem ein gut recherchiertes, solides Buch geboten.