Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Unter dem Titel "Der Todeskurier" erschien im Knaur-Verlag im März 2011 die lokalisierte Ausgabe des Titels "The Courier", der irischen Schriftstellerin Ava McCarthy. Im Mittelpunkt der Handlung steht wie auch schon im Vorgänger "Passwort: Henrietta" die toughe Hackerin Henrietta Martinez.
Henrietta Martinez, die lieber Harry gerufen wird, hat sich nach dem letzten großen Coup mit einer eigenen Sicherheitsfirma selbstständig gemacht und kann sich nicht über mangelnde Aufträge beschweren. Der jüngste Auftrag stellt die erfolgreiche Selbstständige allerdings vor ein moralisches Problem. Sie soll den Tresor einer Klientin in deren Gegenwart aufbrechen, da die Frau augenscheinlich von ihrem Ehemann misshandelt wird und sich mithilfe des Tresorinhalts ein neues Leben ermöglichen möchte. Nachdem sich Harry zum Einbruch bereit erklärt hat, überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst wird der Ehemann der Auftraggeberin, der augenscheinlich in illegale Machenschaften verwickelt ist, von einem Unbekannten erschossen. Die Klientin ist plötzlich spurlos verschwunden, und Harry steht nicht nur im Mittelpunkt einer Polizeiermittlung, sondern gerät auch noch in einen Strudel aus Gewalt, Verrat und Diamantenschmuggel ...
Die Handlung von "Der Todeskurier" kommt nur langsam in Schwung. Die Autorin führt alle Handlungsträger gründlich in die Geschichte ein, lässt hierbei die persönlichen Motive der Einzelnen jedoch zunächst im Dunkeln. Die Handlung spielt überwiegend in Südafrikas Hauptstadt Kapstadt und thematisiert den internationalen Diamantenhandel. Zunächst konzentriert sich McCarthy allerdings auf den Teil der Handlung, der in Dublin spielt. Zwischen beiden Handlungsorten liegen erzählerisch jedoch Welten. Während die Schilderungen von Dublin sehr überzeugend sind, schwingt beim afrikanischen Part nur wenig Atmosphäre mit.
Wo im ersten Buch der Serie noch die einzigartigen Fähigkeiten der Protagonistin die Handlung retten konnten, bemüht sich die Autorin im vorliegenden Buch spürbar um Dramatik und vernachlässigt ihren Hauptcharakter. Machten im ersten Buch die technischen Aspekte des Hackens und des internationalen Finanzmarktes noch einen großen Reiz aus, fehlen diese Teile im Nachfolger fast gänzlich. Nur selten muss Harry ihre Fähigkeiten nutzen, viel zu oft verhilft "Kommissar Zufall" zu nützlichen Fortschritten. Hierdurch kommt leider nur selten Spannung auf.
Ava McCarthy schildert den Abbau von Diamanten sehr glaubwürdig, und man merkt, dass in diesem Teil der Handlung viel Recherche steckt. Die stete Wiederholung der schlechten Zustände und des verbrecherischen Umgangs mit den Arbeitern lenkt den Fokus jedoch viel zu häufig von der Kernhandlung ab und sorgt für spürbare Längen in der Geschichte.
Der zweite Roman rund um Henrietta Martinez kann nicht vollständig überzeugen, da die Geschichte nicht konsequent genug erzählt wird. Die Autorin kann das Potenzial der Handlung nicht voll ausschöpfen und den Charakter der begnadeten Hackerin nicht voll zum Tragen bringen. Die Stärken des ersten Buches, das technische Know-how und die gut nachvollziehbaren Finanzmarkt-Schilderungen fehlen in diesem Thriller fast gänzlich. Stattdessen wurde mehr auf Drama und Action gesetzt, was der Handlung nicht gut zu Gesicht steht. Bei diesem Buch sollten nur echte Harry Martinez-Fans zugreifen.
Eine
Leseprobe wird vom Verlag zur Verfügung gestellt. (Livebook)