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 Der Tote in der Badewanne

Autoren: Dorothy L. Sayers
Übersetzer: Otto Bayer
Verlag: Fischer

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der biedere, von vielen als zuverlässig bis spießig eingeschätzte Architekt Tipps hat eine schlimme Nacht hinter sich. Er will nur noch seine Ruhe haben. Doch als er sein Bad betritt, glaubt er zu träumen oder verrückt geworden zu sein. In seiner Badewanne liegt ein toter und zu allem Überfluss auch noch nackter Mann. Wären nicht der Zwicker auf seiner Nase und eine hässliche Verletzung am Hinterkopf, könnte man meinen, der Mann wäre in der Wanne eingeschlafen.
Doch schlimmer noch findet Mr. Tipps, dass sich ein völlig Fremder in seiner Wanne befindet. Nichts deutet darauf hin, wie der Mann oder der Tote in seine Wohnung gelangt ist. Das Türschloss ist unversehrt und durch das Dachfenster und über die dahinter liegenden Dächer der Altstadt kann wohl kaum ein Mensch in sein Badezimmer gelangt sein - zumindest geht Mr. Tipps davon aus.
Sugg, der ermittelnde Inspektor von Scotland-Yard, glaubt dem armen Tipps kein Wort. Der aber ergreift den einzig ihm bekannten rettenden Strohhalm. Er hat geschäftlich mit der Herzoginnenwitwe von Denver zu tun und deren zweiter Sohn, Lord Peter Wimsey, ist ein allseits bekannter, äußerst erfolgreicher Detektiv. Diesen jungen Mann bittet Tipps, Ermittlungen anzustellen und ihn von jedem Verdacht freizusprechen.
Wimsey freut sich ungemein und für alle sichtbar über den skurrilen Fall und bald ist er einem verschwundenen jüdischen Börsenmakler auf der Spur. Ist besagter Reuben Levy der "Tote in der Badewanne"?

1923 erschien "Whose Body?", der erste Roman der britischen Autorin Dorothy L. Sayers, in dem Lord Peter Wimsey seinen Auftritt hat. Er ermittelt in einem sehr seltsamen Fall, der immer komplizierter, komplexer und abstruser wird. Je länger der arrogant wirkende Adlige ermittelt, umso verwirrter ist der Leser. Unzählige Spuren, eine Fülle an unwichtigen Fakten, viele Verhöre, Befragungen, Schilderungen vernebeln und verhindern eine vorzeitige Auflösung. Wenn der Meisterdetektiv am Schluss zu seinem glänzenden Plädoyer anhebt, ist auch der aufmerksamste Leser erstaunt und verblüfft. Erstaunt, wie logisch und sinnvoll sich die unzähligen Fingerzeige zu einem logischen Ganzen verdichten und verblüfft, wer am Ende als Mörder entlarvt wird.

Auch der Detektiv ist am Ende des Buches ein anderer geworden. Aus dem arroganten, lässigen Lebemann, der seinem Hobby frönt, ist ein Mensch geworden, der zutiefst mitleidet, der sich persönlich einbringt und sich mit jeder Faser seines Körpers mit Opfern und Tätern gemein macht. Seine schrecklichen Kriegserlebnisse sind ebenso Thema wie seine Abneigung gegenüber seinem weltlichen Besitz und seiner Familie - mit Ausnahme seiner Frau Mutter und seiner Schwester Mary.

Dorothy L. Sayers gelingt es in Ansätzen, einen Menschen zu kreieren, der dem Leser ans Herz wächst. Zwar ist diese Person im ersten Roman noch schablonenhaft und oft fast eine Karikatur des späteren, in vielen Romanen der Autorin ermittelnden Detektivs, aber die Ansätze sind so viel versprechend wie amüsant, so spannend wie kenntnisreich.
Dieser Roman von Dorothy Leigh Sayers ist nicht ihr bester, Teile sind sogar fast langweilig und ermüdend ausführlich. Doch wer die Anfänge dieser grandiosen literarischen Kunstfigur miterleben will, muss "Der Tote in der Badewanne" einfach gelesen haben.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 2006 | ISBN: 9783596174232 | Originaltitel: Whose Body? | Preis: 7,95 Euro | 191 Seiten | Sprache: Deutsch

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