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"Der Untergang" beschreibt die letzten 12 Tage der Regierung Nazideutschlands 1945 im so genannten "Führerbunker" inmitten von Berlin, welches von den russischen Truppen eingekesselt war.
Inmitten der aussichtslosen Lage macht sich der "Führer" Adolf Hitler immer noch Hoffnung, einen vernichtenden Schlag gegen seine Feinde zu führen, während rings um ihn herum alle Beteiligten den Glauben an einen Sieg verloren haben und an der Oberfläche die blutigen Kämpfe nur wenige hundert Meter entfernt laufen.
Doch langsam dämmert auch Hitler, dass dieser Krieg nicht mehr gewonnen werden kann. Da er Kapitulation ausschließt, lautet für ihn der einzige Ausweg: Selbstmord - ein Schicksal, in das ihm viele Anhänger freiwillig folgen werden.
Es gibt eine Sorte Film, nach denen ist man einfach sprachlos. Man weiß nicht, wie man sie genau umschreiben soll, man weiß nicht mal mehr, wie man sie nun genau finden soll. "Der Untergang" ist so ein Film.
Das Seltsame an dieser deutschen Produktion ist, dass sie sich fast keine erzähltechnischen Regeln zu Herzen nimmt und letztendlich auch keine wirkliche Geschichte mit Aufbau, Spannungsbogen und Finale zu erzählen hat. Somit ist "Der Untergang" mehr ein Theaterstück, ein Kammerspiel geworden - am ehesten ein Doku-Drama. Und dennoch fesselt dieser Film von der ersten bis zur letzten Sekunde, übt er eine unwiderstehliche Sogwirkung aus, die keinen Platz für Langeweile lässt, volle 150 Minuten lang.
Das ist in erster Linie Bruno Ganz zu verdanken, der der zentralen Figur Adolf Hitlers ein Gesicht gibt, das alleine schon einen Großteil dieser Sogwirkung ausmacht. Im Vorfeld viel kritisiert, stellt er Hitler als Menschen dar, den man auch als Menschen begreifen kann, und nicht als Verkörperung des Bösen, zu der er durch Medien und Geschichtsunterricht gerne gemacht wird. Ganz darf in "Der Untergang" sowohl den "Führer" mitsamt grotesken Wutausbrüchen und Hasstiraden spielen, als auch den korrekten, großväterlichen Arbeitgeber und Visionär. Im Moment seiner höchsten Trauer darf er sogar einmal weinen - wenn auch nur eine kaum sichtbare Träne. Man ist von dieser Figur natürlich distanziert und doch trotzdem gleichzeitig merkwürdig angezogen - und darin liegt der größte Verdienst von GanzÂ’ Darstellung: Man ahnt, wie einfach es gewesen ist, diesem Menschen ideologisch vollkommen zu verfallen.
"Der Untergang" schafft es, einen fast vollkommen nüchternen Blick auf die letzten Tage des "Dritten Reichs" und vor allem seiner Figuren zu werfen. Da gibt es nur ein Minimum an Pathos, da wird vor allem neutral beobachtet und gezeigt, da gibt es keinerlei Wertung oder Anklage. Doch gerade darin wird einem die Absurdität, ja fast schon die Surrealität dieser letzten Tage Nazideutschlands in vollem Ausmaß bewusst. Wenn die Deutschen im Film Partys feiern, als würden sie ihren Krieg gerade gewinnen anstatt unterzugehen, wenn die Lebenslust einer Eva Braun ihrem baldigen Tode gegenüber steht, wenn sich deutsche Offiziere beim Essen über Methoden des Selbstmords unterhalten, als ginge es um Fußball.
Letztendlich wird aus Absurdität Monstrosität, spätestens wenn Corinna Harfouch als Magda Goebbels ihre sechs Kinder im Schlaf durch Giftkapseln umbringt. Kein Geschichtsunterricht und kein Sachbuch kann den Effekt der menschenverachtenden Ideologie der Nazis auf normale Menschen so eindringlich und erschütternd darstellen wie diese Szene aus einem Spielfilm.
Deswegen entzieht sich "Der Untergang" eigentlich einer subjektiven Wertung, kann man ihn qualitativ so wenig einordnen wie eine gut recherchierte, sachliche Dokumentation. Der Wert von "Der Untergang" ist keinesfalls geringer.
Will man überhaupt Dinge bemängeln, dann höchstens, dass der letzten halben Stunde des Films GanzÂ’ Präsenz fehlt, die die anderen Darsteller bemüht sind, weiter zu tragen. Deren Qualität ist bei der großen Anzahl von Schauspielern auch neben großen Namen wie Heino Ferch oder Ulrich Noethen nicht immer homogen, als schlecht sticht glücklicherweise dennoch keiner heraus. Gegenüber Bruno Ganz verblassen sie freilich alle.
Wenn der Film eine Intention hat, dann ist es die Auseinandersetzung mit der Schuldfrage des deutschen Volkes. Hitler und Goebbels geben den Deutschen im Film die Schuld für ihre eigene Misere und weisen jegliche Verantwortung von sich. Ein Interview mit der echten Traudl Junge, aus deren Sicht der Film erzählt wird, rahmt den Film ein. Darin gibt diese zu, dass ihr erst lange nach dem Ende der Naziherrschaft bewusst geworden ist, dass auch sie hätte Widerstand leisten können. Mehr noch als um die Frage des damaligen Widerstands geht es aber um die Frage des heutigen Umgangs mit der Zeit. Die meisten werden behaupten, auch sie hätten damals Widerstand gegen die Verbrecher geleistet und sich gegen das Regime aufgelehnt. Doch diese Einstellung gerät beim Anschauen von "Der Untergang" ins Wanken, denn hier sieht man Alt und Jung, Arm und Reich, Mann und Frau willig und aus Überzeugung für ein Regime sinnlos untergehen. Wäre man da wirklich "besser" gewesen?
"Der Untergang" lädt ganz neutral zu einer intensiven persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema ein. Es ist einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre.
Vom Film existieren mittlerweile drei DVD-Ausgaben. Einmal die einfache, die nur den Film enthält, die "Premium Edition" mit zwei DVDs und die "Extended Version", die eine um 20 Minuten längere Fassung des Films beinhaltet und drei Silberscheiben umfasst. Da diese für das Fernsehen produzierte Ausgabe jedoch nur Zweikanalton bietet, wird in dieser Rezension die "Premium Edition" mit zwei DVDs besprochen.
Die bietet nämlich, wie es sich für aktuelle DVDs gehört, Surround-Sound mit Dolby Digital 5.1, der auch seine volle Anwendung findet. Auch wenn es zynisch klingt, gerade Filme, die Kriegshandlungen beinhalten, können die Möglichkeiten des Raumklangs am besten ausnutzen. So hämmern die Artillerieeinschläge aus dem Subwoofer dumpf und kräftig den Rhythmus des Untergangs, während Gewehrfeuer, Querschläger und sonstige periphere Geräusche gut hörbar und gut verteilt auf den restlichen Kanälen zu orten sind.
So gut der Sound gelungen ist, so schlecht ist das Bild mit seiner sehr grobkörnigen Auflösung, die vielleicht den dokumentarischen Charakter des Films ein wenig unterstreichen mag, letztendlich aber doch nur stört. Die Farben sind in Ordnung, die Kontraste gelegentlich jedoch katastrophal.
Auf der zweiten DVD der Ausgabe finden sich einige Extras, aus denen lediglich ein Feature hervor sticht, in dem man den Führerbunker ausgiebig mit Beispielen aus dem Film erkunden kann. Ansonsten gibt es Standardware: ein einstündiges Making Of, zwei halbstündige Mitschnitte der Dreharbeiten, unterlegt von Kommentaren des Regisseurs und der Szenenbildner, sowie obligatorische Biographien der Schauspieler und Interviews, die leider exakt die gleichen sind, wie man sie im Making Of zu hören bekommt.
Eine Tonspur mit Audiokommentar ist dem Hauptfilm nicht beigelegt, dafür gibt es vor allem für ältere Zuschauer interessante Features, da sämtliche Texte der DVDs vorgelesen werden können und der Hauptfilm in einer hörspielartigen Variante für Sehbehinderte vorgeführt werden kann.