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 Der dritte Mann

Autoren: Graham Greene
Produzenten: NDR Kultur
Regisseure: Anna Hartwich
Sprecher: Hanns Zischler
Übersetzer: Nikolaus Stingl
Verlag: Der Audio-Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Wien, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: Es fehlt an allem, und somit floriert ein lebhafter Schwarzhandel in der wie Berlin in Sektoren aufgeteilten Stadt. Der Autor Rollo Martins folgt der Einladung seines Freundes Harry Lime in die Donaustadt, erfährt aber, dass dieser zwischenzeitlich Opfer eines Verkehrsunfalls geworden und verstorben ist. Als Martins mehr über das Unglück herausfinden möchte, erweist sich dieser als zunehmend ominös, zumal ein Augenzeuge einen geheimnisvollen dritten Mann als beteiligte Partei ins Spiel bringt – was ebendiesen Zeugen das Leben kosten wird. Martins erkennt, dass sein Freund in verbrecherische Machenschaften verwickelt war, die so unmoralisch sind, dass er sie nicht akzeptieren kann. Und dann taucht Lime plötzlich wieder auf. Offensichtlich ganz und gar lebendig.

In "Der Dritte Mann" geht es um kriminelle Verstrickungen der heftigeren Art: Zwar ist der Schwarzhandel etwa mit Lebensmitteln und wichtigen Gebrauchsgütern im Wien der frühen Nachkriegszeit weit verbreitet, doch muss der Buchautor Rollo Martins einsehen, dass sein scheinbar den Folgen eines Verkehrsunfalls erlegener Freund Harry Lime sich über einen besonders perfiden Zweig des Schwarzhandels bereichert hat: den Verkauf gestreckten Penicillins. In der Folge erleiden zahlreiche Kinder schwere Erkrankungen und sterben.

Da der im Titel schon "vorweggenommene" dritte Mann als Unfallbeteiligter und Limes geheimnisvolle Freundin für spannende Wendungen sorgen, wirkt das Hörbuch von Anfang an fesselnd. Als dann der totgesagte Harry Lime unter den Lebenden auftaucht, nimmt die Handlung noch mehr Fahrt auf. Sie hält den Hörer jedoch auch in ruhigeren Phasen gefangen, weil es dem Autor gelingt, eine dichte, bedrückende, geheimnisvolle Atmosphäre zu schaffen, die Hanns Zischler als Sprecher ausgezeichnet vermittelt – die ganze Düsternis der geteilten, verarmten, verzweifelten Stadt lässt sich erahnen. Rätselhafte, getriebene Charaktere gehen in dieser Stadt um, und einer von ihnen scheint vorläufig tatsächlich ein Geist zu sein. Zischler weiß, wie Spannungsbögen funktionieren und wie Romanfiguren zum Leben erweckt werden.

"Der dritte Mann wurde nicht geschrieben, um gelesen, sondern nur, um gesehen zu werden", schreibt Graham Greene selbst über sein Buch. Das Vorwort findet sich übrigens im gut aufgemachten Booklet zum Hörbuch. In der Tat tritt das filmische Element intensiv in Erscheinung, und auch die Hörbuchedition kann und will die Nähe zum Drehbuch nicht leugnen. Ob sie – oder die Druckversion – "besser" ist als der berühmte Film, kann freilich nur subjektiv entschieden werden. Fest steht: Sie ist anders. Weil sie dem Hörer ermöglicht, sein eigenes Kopfkino zu entwickeln. Und die Vorlage liefert eben ein hervorragendes Drehbuch dazu. Insofern empfiehlt sich das Anhören vor allem für Interessierte, die den Film noch nicht oder vor längerer Zeit gesehen haben. Wäre er präsent, so würde er das Hörbuch regelrecht erdrücken.

Kurzum: NDR Kultur und Der Audio Verlag bieten hier einen Klassiker in gelungener Umsetzung an.

Eine Hörprobe bietet die Verlagsseite

Die drei CDs und das Booklet werden in einem Karton-Leporello mit Steckfächern geliefert. Es gibt auf der dritten CD einen Bonustrack mit einem Nachwort des Sprechers.

Regina Károlyi



CD | CD-Anzahl: 3 | Erschienen: 18. März 2016 | ISBN: 9783862316915 | Laufzeit: 233 Minuten | Originaltitel: The Third Man | Preis: 19,99 Euro | Sprache: Deutsch

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