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Es passiert unvermittelt und ohne jegliche Vorwarnung: Ein eigenartiger, trompetenähnlicher Klang - und urplötzlich sind unzählige Menschen wie vom Erdboden verschluckt. Aus fahrenden Transportmitteln, heimischen Betten, Einkaufszentren ... praktisch überall und an jedem Ort der Welt.
Die Auswirkungen dieses globalen Ereignisses bekommen auch Steve Leibermann und seine Kollegen auf dem Nachhauseweg zu spüren, als sich der Wagen ihrer Fahrgemeinschaft plötzlich in einer Massenkarambolage ungeahnter Größenordung wiederfindet. Überall sind Tote und Schwerverletzte zu beklagen und von manchen Menschen fehlt sogar jegliche Spur. Züge entgleisen, Flugzeuge fallen wie Fliegen vom Himmel und ganze Städte werden zu Opfern von Flammenmeeren. Unfassbare Ereignisse, welche die Überlebenden ratlos und unter Schock stehend zurücklässt. Doch es kommt noch schlimmer, da niemand weiß, was eigentlich genau vorgefallen ist. War es ein terroristischer Anschlag? Das schreckliche Ergebnis eines geheimen Experimentes? Womöglich Außerirdische?
Von der Außenwelt praktisch abgeschnitten, da sämtliche Telefonleitungen und Handynetze tot sind, beschließt Steve, aus Sorge und Verzweiflung um den Verbleib seiner Frau, den langen Rückweg zu Fuß anzutreten. Es wird eine strapaziöse Odyssee voller Leid und menschlicher Abgründe, an deren Ziel sich schließlich ein unglaublicher, von göttlichen Kräften in Gang gesetzter Plan ausbreiten wird ...
Nach "Das Reich der Siqquism" und "Die Wurmgötter" (beide 2007) veröffentlicht der Grazer Otherworld-Verlag mit "Der lange Weg nach Hause" bereits den dritten Keene-Roman binnen kürzester Zeit, was durchaus auch ein Beleg dafür ist, wie populär der von Kritikern schon als nächster Stephen King betitelte Autor mittlerweile auch in deutschen Breitengraden geworden ist. Mit "Der lange Weg nach Hause" betritt Keene ein für ihn wohlbekanntes Terrain, ist es schließlich nicht das erste Mal, dass er die Apokalypse auf die Menschheit herniederkommen lässt. Doch im Grunde befasst sich die Novelle weniger mit dem Weltuntergang, sondern hinterfragt vielmehr den Glauben jedes Einzelnen - inklusive Keene, dessen bodenständige und sympathische Charaktere sicherlich nach den gleichen Antworten suchen, wie der Autor selbst. Dabei wirkt Keene aber keineswegs oberlehrerhaft oder ermahnend, sondern stellt einfach das Glaubenswissen praktisch jeder Religion in Frage. Trotz seines geringen Umfangs entfaltet "Der lange Weg nach Hause" - nicht nur, aber auch wegen seiner Thematik - eine Sogkraft, der man sich nur sehr schwer entziehen kann. Keenes einfache, aber niemals simpel oder einfallslos wirkende Prosa tut ihr Übriges, dieses kleine Büchlein zu einem Leckerbissen des Genres werden zu lassen.