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Major Heyward hört nicht auf Falkenauge, Sohn des Mohikaners Chingachgook. Er vertraut dem Ratschlag des Soldaten, der sich auf General Webb beruft. Er vertraut Magua, dem Huronen. Obwohl dieser Stamm in den Diensten der Franzosen, der erbitterten Gegner der Engländer in Nordamerika, steht. Eindringlich warnt Falkenauge Hayward, doch der Soldat lässt sich nicht beirren. Er bricht mit den beiden Töchtern von Oberst Munro auf und versucht die Wildnis zu durchqueren und das rettende Fort, in dem Munro das Kommando hat, zu erreichen.
Doch der Mohikaner soll Recht behalten. Magua hasst die Bleichgesichter, hasst die Engländer, hasst die Weiber der Fremden. Es dürstet ihn nach ihrem Blut und inmitten der Wälder nimmt er sich, was er begehrt. Wären nicht Uncas, Falkenauge und Chingachgook, die Frauen wären verloren. Doch durch ihre verwegene Tat, dem Huronen Magua seine Beute wieder abzujagen, haben sie einen Todfeind auf ihre Fährte gelockt, der ihr Verderben sein wird. Sie vermögen zwar die jungen Frauen ins rettende Fort zu bringen, doch erobern die Franzosen mit Hilfe der Huronen dieses nur wenig später. Und obwohl den Verlierern sicheres Geleit zugesichert wird, dürstet es Magua nach dem Blut und den Skalps der Engländer. Und dem Blut der Mohikaner.
"Der letzte Mohikaner" ist der gewagte Versuch von Illustrator Cromwell und Autorin Catmalou den gleichnamigen Roman von James Fenimore Cooper in Form eines Comics neu zu interpretieren.
Gewagt, weil nur wenig Platz zur Verfügung steht, den Wälzer Coopers in seiner Gesamtheit zu erfassen. Zudem erhält der Text in diesem kleinformatigen Comicband nur am Rande Platz und oft treiben seitenweise einzig Bilder die Erzählung voran. Auf einhundertvierundvierzig Seiten beherrschen denn auch die Bilder Cromwells das Geschehen. Die wenigen Sätze erzählen in dürren, knappen, kaum ausgeschmückten Worten die Geschehnisse, lassen kaum Emotionen durchscheinen und begleiten allenfalls die Bilder Cromwells. Das aber gelingt herausragend. Der harte, fast sarkastische Unterton und die fast fühlbare Kälte des Textes harmonieren mit den in grobem Stil gemalten Bildern perfekt - sie arbeiten das Wesentliche heraus, ohne abzulenken. Sie betonen die Atmosphäre, die die Bilder erzeugen, und lassen doch genug Raum für die Vorstellungskraft des Lesers und Betrachters.
Zentral für die Wirkung dieses Comics aber sind die Bilder Cromwells. Und die sind weniger Zeichnungen als Kunstwerke. Jedes einzelne Panel wirkt wie ein mit Kreide gezeichnetes Meisterwerk, das gerahmt und ausgestellt werden könnte. Mit grobem Strich, düsteren Farben, keinerlei unnötigen Details oder Ausschmückungen enthaltenden Szenarien erhellt Cromwell eine brutale Welt. Eine Welt ohne Gnade, ohne Moral und Sinn. Einzig die Mohikaner erscheinen als Boten einer Zukunft jenseits des Krieges - und offenbaren doch die Ausweglosigkeit des Guten in Zeiten der allgegenwärtigen Gewalt.
"Der letzte Mohikaner" hinterlässt beim Leser tiefe Spuren. Spuren der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit, der Trauer über diese vergangene Epoche, die untergegangene Kultur der Indianer. Und Begeisterung angesichts der Bilder Cromwells, die jedem Museum, jeder Kunstausstellung gut zu Gesicht stehen würden.
Vorschau/Leseprobe auf der Seite des Splitter-Verlags:Splitter-Verlag