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Vampire sind alles andere als ein Mythos. Das muss auch Pennsylvania State Trooper Laura Caxton erkennen, als sie eines Nachts mit ihren Kollegen einen Wagen anhält, der neben einem Untoten auch drei übel zugerichtete Leichen enthält. Das Büro des Sheriffs informiert den Marshal Service und so wird Special Deputy Arkeley in den Fall eingeschaltet, der einzige Mann, der jemals einen Vampir tötete. Vor zwanzig Jahren vernichtete er den Blutsauger Piter Lares. Bei diesem Einsatz kam das gesamte Kommando ums Leben, bis auf Arkeley. Lares hatte mehrere alte Vampirmumien bei sich, die er mit Blut versorgte. Bei dem Feuer, das der Deputy legte, verbrannten alle Vampire. Nur einer überstand die Flammenhölle und wird seitdem in einem stillgelegten Sanatorium festgehalten, versorgt und erforscht. Die Blutsaugerin Malvern hat es irgendwie geschafft, neue Vampire zu zeugen. Und schon bald stehen Caxton und Arkeley einem neuen Vampir gegenüber, der mehrere von Caxtons Kollegen brutal abschlachtet. Nur mit Mühe und viel Glück können sie die Bestie stellen und vernichten. Doch damit nimmt der Horror erst seinen Anfang, denn sie entdecken in einer nahe gelegenen Jagdhütte menschliche Überreste und drei Särge. Arkeley weiß, dass noch mindestens zwei Blutsauger ihr Unwesen treiben und eine ganze Horde von halbtoten Hilfszombies unterwegs ist, um ihren Meistern Menschenblut zu beschaffen.
David Wellington ist in Deutschland noch ein recht unbeschriebenes Blatt, aber sein Roman "Der letzte Vampir" wurde bereits groß angepriesen und unter anderem als "wichtigster Vampirroman der Gegenwart" tituliert. Tatsächlich ist Wellingtons Vampir-Epos ein durch die Bank weg spannender und actionorientierter Horror-Trip. Hart, kompromisslos und von Beginn an fesselnd. Der Autor beginnt seinen Roman nicht mit seitenfüllendem Vorgeplänkel, sondern entführt den Leser mitten ins Geschehen, wirft ihn sozusagen ins kalte Wasser. Alles beginnt mit einer Tonbandaufnahme, auf der Arkeley seinen Kampf gegen den Untoten Piter Lares schildert, ebenso rasant und schonungslos wie der restliche Roman, der aus der Sicht von Caxton geschrieben wurde. Während sich Arkeley als ehrgeiziger, durch und durch fanatischer Jäger erweist, bleibt Caxton eine vollkommen normale Frau, die sich mit der Realität, dass es Vampire und lebende Tote gibt, arrangieren muss. Das macht dem Leser die Identifizierung leichter, doch muss er sich den Schrecknissen ebenso stellen wie die Protagonistin selbst. Wellingtons Vampire sind keine Schönlinge oder blasse Latino-Lovers, sondern blutgierige, triebgesteuerte Monster, die ihre Opfer bisweilen buchstäblich in Stücke reißen. Übermenschliche Kräfte und die Immunität gegenüber herkömmlichen Waffen machen die Vampire zu unüberwindlichen Gegnern. Allein die vollständige Vernichtung des Herzens kann einen Blutsauger endgültig stoppen. Der fantasiebegabte Leser kann sich also ausmalen, wie es in diesem Roman zugeht und damit spiegelt Wellingtons Buch den Zeitgeist der modernen Horror-Literatur wider. Heyne veröffentlicht Romane der härteren Gangart sogar in einer eigenen Reihe, den Heyne-Hardcore-Büchern, und auch die meisten anderen neuen Bücher der Sparte Horror geizen nicht mit drastischen und blutigen Szenen. Dennoch liegt das Augenmerk des Romans keineswegs auf der Aneinanderreihung von Gewaltszenen. Der Autor legt vielmehr Wert auf das Verhältnis zwischen Caxton und Arkeley und insbesondere die Verwirrung und Verzweiflung der jungen Polizistin wird anschaulich beschrieben, besonders als sie von einem der Untoten quasi geistig vergewaltigt wird. Wellington baut seinen eigenen Vampir-Mythos auf und spart auch nicht mit überraschenden Wendungen. Sobald man als Leser zu wissen meint, wie der Hase läuft, macht der Autor einem einen Strich durch die Rechnung und selbst das Ende gestaltet sich vollkommen anders als erwartet. Dadurch, dass der Leser nie mehr weiß als Caxton selber, bleiben sämtliche Personen verdächtig und man argwöhnt oft genug, ob nicht die vermeintlichen Verbündeten ebenfalls Dreck am Stecken haben. Die Übersetzung von Andreas Decker lässt keine Mängel erkennen und auch das Lektorat des Piper-Verlags braucht sich nicht zu verstecken. Das Layout ist ideal gewählt worden und auch wenn der Vampir wie ein klassischer Vertreter seiner Gattung aussieht, so passt die Cover-Illustration doch hervorragend zu Titel und Inhalt.
Fazit:
Wer einen harten, schonungslosen Vampirroman mit einem überraschenden Finale sucht, wird hier garantiert fündig. Gekonnt vermeidet Wellington gängige Klischees und überrascht den Leser immer wieder aufs Neue. "Der letzte Vampir" ist genau richtig für all jene, die sich nicht vor drastischen Szenen fürchten und mal wieder einen richtig guten Vampirroman lesen möchten.