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Herbie hat das große Los gezogen. Er darf für einen Tag das Haus seiner Tante Hettie hüten. Sofort plant er mit Weihnachtsbaum, Kugeln und viel Lametta seine Cousine Nina zu erwarten, um mit ihr das Weihnachtsfest in Hetties Nobelhütte zu verbringen. Herbies Begleiter Julius, nur für ihn sichtbar und Grund für seine Mitmenschen, an Herbies Verstand zu zweifeln, wenn er gelegentlich mit einem unsichtbaren Geist neben sich zu reden scheint, gibt übellaunige Kommentare ab. Vor allem, als Herbie einen ziemlich abgebrannt aussehenden Obdachlosen namens Mikesch einlädt, mit ihm die eingekauften Sachen zur Hütte zu bringen. Als Herbie ihn dann auch noch "überredet", die Nacht in der Hütte von Tante Hettie zu verbringen, ist Julius vollends davon überzeugt, dass Herbie den Verstand verloren hat.
Am nächsten Morgen wacht Herbie mit dickem Kopf und schlimmem Kater auf und Mikesch ist verschwunden. Mit ihm sämtliche extrem teuren Einrichtungsgegenstände aus Tante Hetties Wohnzimmer. Dann steht auch noch Cousine Nina vor der Tür und Tante Hettie ist am Telefon. Herbie verzweifelt, gibt aber noch nicht auf. Er, Julius und Nina versuchen die Spur Mikeschs aufzunehmen. Und tatsächlich, mitten in einem Berg Sperrmüll nicht unweit der Hütte, finden sie eine Truhe, die gestern noch bei Tante Hettie im Wohnzimmer stand. Leider aber finden sie in der Truhe eine Leiche, die frappierend an Herbies Weihnachtsmarktbekanntschaft Mikesch erinnert. Wie sollen sie das Tante Hettie oder womöglich sogar der Polizei erklären? Aber Herbie hat einen Plan - jetzt muss er nur noch Nina überreden, mitzumachen. Julius braucht er gar nicht zu fragen, der ist sowieso dagegen.
Der humoristische, oft ins absurde abdriftende "Eifelkrimi" von Ralf Kramp ist schon ein "besonderer Fall". Man muss Herbie, Julius, Kommissar Baldus und Nina, sogar Tante Hettie einfach mögen. Und den schrägen Humor Kramps ebenfalls. Die liebevoll ausgearbeiteten Figuren haben ein Eigenleben und vermögen auch schwache Geschichten zu tragen. Leider ist "Der neunte Tod" so eine schwache Geschichte. Etwas zu viele Zufälle, zu viele unlogische Wendungen und zu viele Szenenwechsel machen es nicht leicht, dem Hörbuch zu folgen. Ohne den typischen Eifel-Humor von Kramp wäre diese Geschichte misslungen. Lässt man sich aber auf das Absurde, Komische und Verrückte ein, nimmt man den Krimi nicht allzu ernst und konzentriert sich auf die Personen, ihre Handlungen und Irrungen und versteht die Story eher als unterhaltsame Posse, so macht es richtig Spaß, ihr zu folgen.
Der Vortrag von Kalle Pohl ist jedoch gewöhnungsbedürftig und Geschmacksache. Wer den Komödianten mag, seine verschleppte Aussprache und seinen meckernden Ton, wird die Geschichte, die er mit Verve erzählt, genial finden. Er betont jede Rolle anders, jeden individuell und vermag vor allem die Außenseiter dieser Geschichte glänzend in Szene zu setzten, aber ihm misslingt der Ton des Erzählers völlig. Die verbindenden Elemente klingen genauso verquetscht wie Herbies Beiträge, genauso dialektal wie Baldus und Co.
Es wäre schöner und hörenswerter gewesen, wenn Personen und Erzähler deutlicher zu unterscheiden gewesen wären.
Doch der Witz der Geschichte, ihr spezieller Humor, ihr Sarkasmus, die gar nicht so leise Ironie und der abgedrehte Fall sind bei Kalle Pohl in den richtigen Händen. Immer wenn es komisch wird, läuft er zur Bestform auf und trägt erheblich zur positiven Wirkung dieses Hörbuchs bei. Hinzu kommt der brillante Jürg Löw. Er spricht den Julius, den
imaginären Begleiter von Herbie, so sarkastisch und überlegen, dass es eine helle Freude ist, wenn er zu Wort kommt - und das tut er oft. Es vergeht kein Beitrag von Herbie, der nicht launig und schlagfertig seitens Julius kommentiert würde. Dank der Leistung von Löw wirkt dieses "Ermittlerpaar" einfach nur perfekt.
Fazit: Wer die humorigen Eifelkrimis von Rolf Kramp mag, sollte diesem Hörbuch eine Chance geben. Auch wenn der Vortrag von Kalle Pohl nicht jedermanns Sache sein dürfte, trägt er erheblich dazu bei, die spaßige Seite dieses Krimis zu betonen. Dank seinem genialen Sprecherkollegen Jürg Löw ist das Hörbuch eine willkommene Abwechslung im Genre "Krimihörbuch", dass vor lauter bierernsten Mordfällen nur so überschwemmt zu werden scheint.