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 Der schwarze Mann


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Achtung: Die folgende Inhaltsangabe bezieht sich unmittelbar auf das dramatische Ende des ersten Bandes der Serie „Die Legende vom Changeling“. Wer den Band „Die Missgeburt“ noch nicht gelesen hat, sollte den nächsten Abschnitt überspringen.

Nachdem der Vater von Scrubby bei der Revolte getötet wurde, kann auch seine Mutter das Elend nicht mehr ertragen. Scrubby und seine Schwester müssen nun alleine im Moloch der Großstadt London überleben. Während Sheila im „Princess Alice“ als Kellnerin arbeitet, wird Scrubby in die Grube geschickt. Hier muss er tief unter der Erde Kohle fördern. Und obwohl die Arbeitsbedingungen im Bergwerk unmenschlich hart und höchst gefährlich sind, lässt sich der Junge nicht unterkriegen. Er hat gelernt, dass die Naturgeister immer und überall sind und erweist ihnen die Ehren, die ihnen gebühren. Dafür glaubt er sich geschützt.
Er ahnt nicht, dass eben jene Naturwesen in ihm die Hoffnung auf bessere Zeiten sehen – und das Chaos die Chance wittert, ihn auf die dunkle Seite zu ziehen. Einer der Diener des Chaos, derselbe, der Srubbys Vater auf dem Gewissen hat, entfesselt die Wesen der Unterwelt und des Feuers, um Scrubby zu vernichten. Gäbe es nicht die Knocker, die im Bergwerk unentdeckt leben, der Junge wäre verloren.

Der zweite Teil der Comicserie von Szenarist Pierre Dubois und Illustrator Xavier Fourquemin ist atmosphärisch gesehen eine Offenbarung. Gefiel sich der erste Band noch in langen Sequenzen ohne tieferen Sinn, schönen Bildern und einer chaotischen Geschichte, konzentriert sich in „Der schwarze Mann“ die Handlung auf einen einzigen Charakter. Einzig Scrubby ist noch im Fokus des Geschehens, nur sein Charakter wird facettenreicher und genauer beleuchtet.
Zwar sind wieder viele Seiten ohne Text oder nur mit rudimentären Satzfragmenten versehen, doch im zweiten Band tragen sie zu der düsteren, geheimnisvollen Stimmung bei, die Autor und vor allem Illustrator im Leser erzeugen. Traumhaft schön kolorierte Bilder – hier zeichnet sich Scarlett Smulkowski als wahres Genie dieses Faches aus – vermitteln die tief greifenden Gefühle der Protagonisten. Die Mächte des Guten wie des Bösen bekommen ein Gesicht, das kaum beeindruckender sein könnte.

Wäre nicht die sich wieder nur sehr langsam entwickelnde Geschichte, die den Leser voller Ungeduld am Ende des zweiten Bandes zurücklässt, ohne seine dringendsten Fragen auch nur anzureißen, dieses Abenteuer wäre perfekt. So aber hat man das Gefühl, nur ein Drittel eines Bandes – dafür endlos gestreckt durch atmosphärisch dichte, aber im Sinne der Story unwichtige Passagen – geliefert zu bekommen. Wann endlich wirklich tiefgreifend auf die „Legende vom Changeling“ eingegangen wird – deren Existenz man nur vom Klappentext her kennt, inhaltlich aber allenfalls erahnen kann –, ist nicht klar. Im zweiten Band jedenfalls, ähnlich wie im ersten, wird allenfalls eine Art Einleitung gegeben. Langsam aber muss man befürchten, dass diese Erklärung entweder ausbleibt oder nur sehr kurz am Ende des dritten Abenteuers thematisiert wird – zu wenig für eine wirklich gute Comic-Serie.

Teil zwei enttäuscht nicht – stellt aber auch nicht zufrieden. Allein die Bilder vermögen den Betrachter zu faszinieren und für die Geschichte einzunehmen. Die Story verbleibt im Ungefähren und driftet langsam Richtung Finale, ohne das Ziel wirklich klar werden zu lassen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 17. August 2009 | ISBN: 9783941279285 | Originaltitel: La légende du Changeling 2: Le croque-mitaine | Preis: 13,50 Euro | 56 Seiten | Sprache: Deutsch

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