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Ein amerikanisches Passagierflugzeug von London nach Indien wird von Terroristen überfallen, allerdings verläuft die Geiselnahme nicht nach Plan, das Flugzeug hebt gar nicht erst ab. Als eine Spezialeinheit eingreift, geht alles drunter und drüber: Passagiere flüchten, ein Feuer bricht aus, die serbischen Terroristen schießen blind in die Menge und töten fünfzehn Unschuldige.
Unter ihnen die Frau und die beiden Töchter des Journalisten Jack Elgin. Ihm bleiben nur sein Sohn und seine Trauer. Als die Terroristen aus obskuren politischen Gründen auf freien Fuß gesetzt werden, verwandelt sich diese Trauer in Wut.
Elgin versucht erst mit allen ihm zur Verfügung stehenden offiziellen Mitteln, die Freilassung der Täter rückgängig zu machen. Da ihm das nicht gelingt, nimmt er die Sache selbst in die Hand, wobei ihn Davidson, ein Mitarbeiter des Außenministeriums, inoffiziell unterstützt. Bald findet Jack das Versteck der Serben und dringt ein, um nach Beweisen zu suchen. Plötzlich sieht er sich mit den Terroristen konfrontiert und schießt sich mit deren Waffen in Notwehr den Weg frei.
Das ändert alles, denn das Töten hat ihm Befriedigung verschafft. Aus dem rechtschaffenen Zivilisten und Familienvater wird langsam, aber sicher ein Rächer, der seine Spuren geschickt vor der Londoner Polizei und dem FBI-Agenten Jules Bernard zu verbergen weiß. Allen moralischen Werten trotzend und ohne zu merken, dass er manipuliert wird, stöbert er die übrigen beteiligten Terroristen auf.
Bernard versucht derweil, die wahren Hintergründe für die Flugzeugentführung herauszufinden. Ging es wirklich nur um Geld, das in diesem Flugzeug transportiert wurde, oder steckt mehr dahinter? Seine und Jacks Wege kreuzen sich immer öfter ...
Der Titel "Der vierte Engel" spielt auf den besagten Engel aus der Johannes-Offenbarung an, der in der Apokalypse seine Schale über der Sonne ausgießt und so eine verheerende Hitzewelle erzeugt. Die Menschen, die von ihr versengt werden, lästern den Namen Gottes. Die entsprechende Bibelstelle wird am Ende des Films zitiert. Auf den Film übertragen ist es Hauptfigur Jack Elgin, die nach der Katastrophe den Glauben an Recht und Moral verliert und Spaß am Töten findet. Die schauspielerische Gratwanderung zwischen treusorgendem Familienvater und eiskaltem Racheengel gelingt Jeremy Irons glaubhaft und mitreißend. Auch Forest Whitaker überzeugt als ruhiger FBI-Agent Bernard und anfänglicher Gegenspieler, der nach und nach Verständnis für Jack und dessen Vorgehen entwickelt. Und Jason Priestley beweist als Davidson, dass er den Kinderschuhen der Serie "Beverly-Hills, 90210" endgültig entwachsen ist und auch doppelbödige Charaktere spielen kann.
Regisseur John Irvin erzählt nach dem gleichnamigen Roman von Robin Hunter die Geschichte eines Mannes, der für seine Rache sogar zum Mörder wird - ein kontroverses Thema, doch werden hier Selbstjustiz und Mordlust deswegen noch lange nicht in ein positives Licht gerückt.
Allerdings vollzieht sich die Wandlung vom Vater zum Mörder scheinbar, ohne dass Jack an seinem Vorgehen zweifelt. Auch scheint er die Schuld nie bei sich selbst zu suchen, obwohl seine Familie nur deshalb im Flugzeug war, weil er sie überredet hatte. Hier hätte sich der Film noch ein paar Minuten mehr Zeit nehmen können.
Das Bonusmaterial besteht aus einer Fotogalerie, einem Originaltrailer, einem interessanten Making Of mit Interviews zu Story, Figuren und anderem sowie Kurzbiografien zu Cast und Crew.
Der Film ist spannend, dramatisch und bietet harte Action und interessante, gut gespielte Charaktere. Der Soundtrack von Paul J. Zaza wechselt gekonnt zwischen herrlich melancholischem Streicherthema, das auch das DVD-Menü untermalt, spannender Actionmusik und nervenaufreibender Suspense und trägt viel zur Atmosphäre des Films bei. Darüber hinaus ist das Thema Flugzeugentführung im Erscheinungsjahr 2001 von besonderer Brisanz. Aber das Genre-Rad neu erfunden, wie Drehbuchautor und Produzent Allan Scott im Interview andeutet, hat Irvin hier nicht. Guten Gewissens kann man jedoch sagen, dass er es verfeinert hat. Ein interessanter, lohnender Thriller mit guter Besetzung