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Es gibt Zeiten im Mittelalter, die man wirklich als finster bezeichnen kann. Bernard Cornwell, einer der bekanntesten historischen Schriftsteller, hat sich einer dieser Zeiten angenommen. Seine Serie um den Northumbrier Uthred Uthredson spielt im neunten Jahrhundert, in einem England, in dem Sachsen gegen Britonen und alle gegen die Dänen kämpfen. In dem die Christianisierung noch nicht zu Ende durchgeführt wurde und Menschenleben sehr wenig wert sind.
Uthred erzählt uns seine Geschichte. Seit dem Vorgänger "Das letzte Königreich" ist keine Zeit verstrichen, dieses Buch beginnt, wo das letzte aufhörte. Uthred hat gerade eine Schlacht geschlagen, den Dänenprinzen Ubba getötet, doch macht er einen taktischen Fehler: Er reitet nicht zu König Alfred, sondern erst mal nach Hause, schlüpft in das warme Bett seiner Gattin.
Am nächsten Morgen hat sich schon Oddo, ein junger Edelmann, mit dem Sieg geschmückt und Uthred wird vom König bestraft, weil er eine Messe stört.
Uthred, der immer noch lieber zu Thor und Hoder betet als zu einem Christengott, verlässt den Königshof, reitet zurück nach Oxton und stellt bald seine eigene kleine Streitmacht auf. Als ein Leofric - ein alter Kampfgefährte - mit einem Schiff des Königs vorbeikommt, gehen die beiden gemeinsam auf eine kleine Wikingerfahrt. Sie überfallen ein britonisches Dorf - und das auch noch gemeinsam mit dem dänischen Heerführer Svein vom weißen Pferd - kapern später aber selbst ein dänisches Schiff, das von Irland kommt, versenken es nach Entfernung von Wertgegenständen und finden unter anderem einen Abendsmahlteller, mit dem Uthred die Schulden seiner Frau bei der Kirche begleichen kann.
Von seiner Fahrt bringt Uthred auch eine Frau mit, die scheinbar übersinnlich begabte Britonin Iseult, die er nun seinem Weibe vorzieht. Gemeinsam reiten sie auch zum Königshof, als Alfred ihn rufen lässt. Doch erwartet Uthred dort nur eine Anklage, die in einem Zweikampf mündet. Aber während des Zweikampfs kommen die Dänen ...
Bernard Cornwell gehört zu den wichtigsten Historienschreibern, vor allem, weil er Geschichte mit spannenden Geschichten verbinden kann. Die Figur des Uthred ist nach heutiger Sicht eine Art wildes Tier, ein Macho, ein skrupelloser Killer - und dennoch kann man sich mit ihm identifizieren, und braucht noch nicht mal allzu perverse Neigungen dazu. Ja, er betrügt seine Frau, ja erschlägt einen Verwalter, der ihm einen Baumstamm stehlen will, ja, er lässt sich von einem Britonen anwerben, verbündet sich dann mit dessen Gegner und raubt die Frau seines Auftraggebers - aber eigentlich ist er ein Netter, er will ja nur spielen.
Wenn eine Zeit so atmosphärisch dicht dargestellt wird und ganz nebenbei die Geschichte auch spannend ist, dann kann man von einem gelungenen Roman sprechen. Dieser Cornwell ist brutal und blutig und wirklich kein romantisches Bild des Mittelalters. Es ist eine Geschichte aus der Zeit, als das Recht des Stärkeren noch viel mehr zählte als Könige und Kirche. Uthred ist darin eine schillernde Persönlichkeit und wenn es mit ihm weitergeht, dann kann man sich als Leser nur darauf freuen.