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Despereauxs Start in die Welt war nicht einfach. Als einziger des Wurfes überlebte er die Geburt, doch man konnte ihm schon ansehen, dass auch er keine normale Maus sein würde. Er war viel zu klein für sein Alter, seine Ohren waren dafür umso größer. Und was seine Mutter Antoinette am meisten beunruhigte war, dass er mit offenen Augen auf die Welt kam. Keine Maus kam mit offenen Augen auf die Welt, keine außer Despereaux. Entgegen allen Befürchtungen überlebte Despereaux die ersten Tage seines Lebens. Allerdings kränkelt er. Weil er ständig husten und niesen muss, trägt er immer ein Taschentuch bei sich.
Eifrig versuchen seine Geschwister, ihm alles wichtige beizubringen, was eine Maus wissen muss. Doch der kleine Mäuserich ist weder an der richtigen Technik des Hin-und-her-Huschens interessiert, noch daran, die herabfallenden Krümel vom Tisch aufzufangen. Stattdessen sitzt er manchmal verträumt da und betrachtet die Farbenspiele, wenn das Licht durch die bunten Fenster fällt. Auch lauscht er, im Gegensatz zu den anderen Mäusen, auf die leisen Töne der Musik, die ab und an durch das Zimmer wehen.
Diese Musik ist es auch, die sein Schicksal besiegelt. Verträumt wandert er den Tönen nach, ohne nachzudenken. So landet er beim König und seiner Tochter. Der König spielt Prinzessin Erbse ein Lied vor und Despereaux ist davon so bewegt und gerührt, dass er sich immer näher wagt. Schließlich sitzt er direkt zu den Füßen des Königs, so dass die Prinzessin auf die kleine Maus aufmerksam wird. Sie ist das schönste Geschöpf, das Despereaux je gesehen hat und so fürchtet er sich auch nicht, als sie ihn anspricht und berührt. Mit dieser Tat hat er schon zwei der Gesetze der Mäuse gebrochen. Doch als er verliebt das Wort an die Prinzessin richtet, begeht er die schlimmste von allen Taten. Denn einer Maus ist es unter keinen Umständen erlaubt, mit Menschen zu reden. Damit besiegelt er sein Schicksal, denn sein Bruder beobachtet sein Verbrechen. Er wird von den Mäusen verurteilt, man bindet ihm das rote Garn des Todes um und er wird ins Verlies zu den Ratten geworfen, die nur darauf warten, ihn zu zerfleischen. Aber damit fängt die Geschichte erst richtig an.
Ein kleiner Mäuserich verändert sein Leben und begibt sich selbst in Gefahr, weil er ein Märchen gelesen hat. "Es war einmal" sind die Worte, die aus einer zu klein geratenen Maus etwas Besonderes machen. Mit diesen Wunderworten überlebt er das Verlies und kommt einem schrecklichen Komplott auf die Spur. Ganz auf sich gestellt, muss er die Prinzessin vor einem grausamen Tod bewahren und sich selbst seiner größten Angst stellen.
Die Hauptfiguren dieser Geschichte sind nicht nur Mäuse. Außer Despereaux, seinem fluchenden Bruder Furlough, seiner eitlen Mutter Antoinette und seinem feigen Vater Lester gibt es noch weitere liebenswert beschriebene Charaktere. Natürlich ist Prinzessin Erbse sehr freundlich und schön, wie es sich für eine richtige Prinzessin gehört. Doch ihr Vater, der König, ist seit dem Tod der Königin ein kurzsichtiger, trauriger Mann. Roscuro ist eine Ratte, die das Wunder des Lichtes gesehen hat und nun auf Rache sinnt, indem sie die Prinzessin entführt. Ihr Gehilfe dabei ist die einfältige Miggery, die dank unzähliger Ohrfeigen kaum mehr etwas hören kann. All diese Charaktere sind liebenswert und lebendig beschrieben. Jede Figur wandelt auf ihrem vom Schicksal gegebenen Pfaden, ohne viel daran ändern zu können.
Für manche Eltern mag die Geschichte erschreckend sein. Sie ist nicht unnötig grausam, immerhin ist es ein Kinderbuch, doch ist sie genauso wenig in zu hellen Farben beschrieben. Die Ratten sind grausame Geschöpfe und so werden sie auch dargestellt. Auch der Verrat, den Despereaux erlebt, als weder sein Bruder noch sein Vater ihn vor dem Tod retten, wird ungeschönt beschrieben. Hier findet man eine liebenswerte Geschichte von Mut, Enttäuschung und Gefahr, ohne dass sie mit unnötigem Schickschnack verschönt wird. Kinder wissen schließlich, dass das Leben nicht immer aus Zucker ist. Umso mehr freuen sie sich, wenn alles zu einem erfreulichen Ende gelangt.
Die einzelnen Kapitel wurden durch sehr schöne Zeichnungen illustriert, die die gegebene Stimmung gut vermitteln. Despereaux ist ein netter kleiner Mäuserich, mit dem man sich schnell identifiziert und gespannt mitfiebert. Sowohl Sprache als auch Erzählung selbst sind kindgerecht und gut zu verfolgen. Selbst durch die vielen Zeitsprünge wird man mit sicherer Hand geführt.
Dies ist ein richtig gutes Kinderbuch. Anfangs war es für mich etwas ungewohnt zu lesen, weil es sich so sehr von anderen Büchern unterscheidet. Aber wenn man sich erst einmal auf die Geschichte einlässt, packt sie einen mit ganzer Kraft und man möchte unbedingt wissen, wie sie zu Ende geht. Hier wird deutlich gezeigt, dass man Kindern ruhig mehr zutrauen darf. Eine sehr ungewöhnliche und spannende Geschichte um einen sehr liebenswerten Mäuserich.