Die Reihe "Lese Biene" des Ueberreuter-Verlags umfasst vier Lesestufen. Auf der ersten Stufe beinhalten die Bücher dreißig Seiten pro Seite, auf der Zweiten vierzig, der Dritten sechzig und der vierten Stufe einhundert Wörter. Der Band "Detektivgeschichten" von Michael Borlik gehört zur vierten Lesestufe und wendet sich an "Leseprofis". Im Anschluss an die sechs eigenständigen Geschichten werden zur Verbesserung des Textverständnisses drei Fragen gestellt, die aufmerksame Leser mit Leichtigkeit lösen können.

In Die Jagd nach Ronga Glibber versucht Atrix den berühmt-berüchtigten Dieb Ronga Glibber daran zu hindern mit dem Zepter des Imperators den Palast zu verlassen. Doch das ist schwieriger als gedacht, denn Ronga verwendet einen Unsichtbarkeitsschild.
In Der erste Fall der Spürnasen wird der Dackel von Marinas Oma entführt. Als noch weitere Tiere verschwinden, beschließen Marina, Thomas und Norbert, die Tierfänger zu fangen. Doch wie sollen sie eine Spur der Diebe finden?
Spikes großer Tag ist gekommen. Die kleine Ratte war schon irrsinnig nervös, denn wenn Herr Zahnlos, der Prüfer, bemerkte, wie wenig Spike konnte, würde es nichts mit seinem großen Traum, ein richtiger Detektiv zu sein. Und schon die erste Prüfung geht beinahe schief.
Rowin Kralle will ihn unbedingt haben. Der blaue Diamant ist so wertvoll, dass er sich endlich zur Ruhe setzten könnte. Der Dieb schleicht sich zur Villa und bemerkt nicht, dass ihm jemand gefolgt ist.
Sabrina und Laura ermitteln auf eigene Faust beginnt damit, dass Sabrinas Fahrrad gestohlen wird. Als sie mit ihrer Freundin Laura der Spur des Rades folgt, treffen sie auf viele Kinder und Erwachsene, denen allen das Rad gestohlen wurde. Irgendjemand scheint alle Räder des Ortes entwendet zu haben. Wo können die Diebe nur so viele Fahrräder verstecken. Laura hat eine Idee und die beiden Mädchen laufen los.
In Tatort Bauernhof treibt ein Brandstifter sein Unwesen. Marina, Thomas und Norbert, die "drei Spürnasen", finden ein goldenes Feuerzeug an einem der Tatorte und haben eine Idee, wie man den Täter überführen könnte.

Sechs kurze Detektivgeschichten finden sich in diesem schmalen Bändchen. Entgegen dem Klappentext dürften die äußerst simplen Geschichten kaum einen Leseprofi ansprechen. Dafür sind die Fälle zu einfach, die Geschichten zu simpel und die Auflösung fast albern leicht. Auch die Fragen richten sich eher an sechs- oder siebenjährige Leseanfänger.
Neben der offensichtlichen Simplizität der Geschichten fallen vor allem das erste und das dritte Abenteuer als ausgesprochen dämlich und unlogisch auf. Hier fragen sich nicht nur Kinder nach Sinn und Aussage des Textes.
Die restlichen Geschichten kann man - wohlwollend - als Detektivgeschichten beschreiben. Auch sie sind allerdings viel zu einfach und gradlinig erdacht. Es gibt weder ein Problem noch eine Phase der Ermittlung. Immer wird nach der einleitenden Beschreibung die Lösung präsentiert. Ohne Umschweife, Gefahr oder Spannung.
Die Zufallsrate ist enorm hoch, hilft den "Detektiven" sofort bei der Tätersuche und lässt nicht einen einzigen Augenblick eine Phase des Ratens, des Nachdenkens oder der Suche aufkommen. Ohne jeden Spannungsbogen lassen die Geschichten keinerlei Emotionen aufkommen und führen nach dem Lesen zu sofortigem Vergessen.
Deutlich positiver kommen bei den jungen Lesern die Illustrationen von Jakob Möhring an, die den Geschichten einen netten optischen Widerpart geben.

Diese sechs Detektivgeschichten sind wenig zufriedenstellend. Können drei der sechs Geschichten noch das Prädikat unteres Mittelmaß erlangen, fallen die restlichen so stark ab, dass ein wenig empfehlenswertes Buch das Ergebnis ist. Zumal die Einordnung in "Lesestufe Vier" fragwürdig erscheint und nur der Zahl der Worte pro Seite geschuldet zu sein scheint.