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 Die 10 Gebote


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Immer wieder einmal nehmen sich Produzenten und Regisseure das Alte Testament vor und da zählt die Geschichte um Moses und die zehn Gebote wohl zu den filmtauglichsten. Im Jahr 2006 nahm sich der österreichische Regisseur Robert Dornhelm, der unter anderem "Anne Frank" und "Spartacus" fürs Fernsehen filmte, des Stoffes an und machte daraus einen imposanten TV-Zweiteiler, der jetzt bei EuroVideo auf DVD erschienen ist.

Erzählt wird die komplette "Exodus"-Geschichte von Moses Geburt bis zur Ankunft im Gelobten Land. Moses, Sohn einer hebräischen Sklavin, aber aufgewachsen bei einer ägyptischen Prinzessin, setzt sich in die Wüste ab, nachdem er einen ägyptischen Sklavenaufseher erschlagen hat. Bei dem alten Hirten Jethro kommt er unter, er heiratet dessen Tochter Zipporah und lernt das Leben in der Wüste kennen. Doch dann spricht der hebräische Gott durch einen brennenden Dornbusch zu ihm: Er soll die Sklaven befreien und aus Ägypten in das Land führen, das Gott ihnen versprochen hat. Mit sich und seinem Auftrag hadernd, macht er sich dennoch auf den Weg, kann seinen leiblichen Bruder Aaron überzeugen, ihn zu unterstützen, und zwingt schließlich den Pharao mit Hilfe der sieben göttlichen Plagen in die Knie. Nach der wundersamen Durchquerung des Roten Meeres lässt der lange Zug der Sklaven zwar die Ägypter hinter sich, aber vor ihnen liegt die Wüste. Und nicht nur die birgt allerlei Gefahren, aus den eigenen Reihen drohen Moses Neid und Missgunst und zwingen ihn zu schwerwiegenden Entscheidungen, bis Gott seinem Volk zehn Gesetze an die Hand gibt, nach denen sie leben sollen.

Einmal mehr zeigt sich, dass der Gott des Alten Testaments mit seinen Feinden nicht gerade liebevoll umging und dass sein auserwähltes Volk aus allerlei verwöhnten, blinden und undankbaren Leuten bestand. Aber es hatte ja in der Wüste 40 Jahre Zeit, sich zu bessern. Was die Brutalität in diesem Film angeht, so kann man über die FSK-Freigabe ab 12 Jahren streiten. Andererseits hat eine Bibel-Verfilmung wohl noch keine jugendliche Seele in den Amoklauf getrieben. Wem die FSK-Freigabe aufstößt, weil sie auch recht hässlich auf dem Cover prangt, der kann einfach das Cover-Inlay umdrehen: Dieses ist hinten wie vorne gleich, nur fehlt das grüne Rechteck mit der 12.
Hier wird werkgetreue und erstaunlich packende Bibelkunde geboten. Dazu tragen auch die gut ausgewählten Schauspieler bei. Dougray Scott ("Dark Water - Dunkle Wasser") mimt einen Moses, der von der auf ihm lastenden Verantwortung fast erdrückt wird und bisweilen mit Gott hadert, sich aber vollends seiner Aufgabe hingibt. Die Schwere dieser Bürde wird nicht nur in ausgewählten Szenen sichtbar, sondern schwebt im Scotts Darstellung immer mit. Das macht er gut, in der englischen Sprachausgabe kommt sein Spiel etwas kraftvoller rüber, aber auch Benjamin Völz, spätestens seit "Akte X" als Sprecher von David Duchovny bekannt, vermag Moses die nötige Eindringlichkeit in die Stimme zu legen. Naveen Andrews, bekannt als Sayid aus der Serie "Lost", spielt Menerith mit seinem Konflikt, dass Moses zugleich sein Ziehbruder und sein Feind ist, ganz gut, und auch Linus Roache ("The Riddick Chronicles") als Moses? leiblicher Bruder Aaron macht eine gute Figur als bisweilen wankelmütiger Mittler zwischen dem hebräischen Volk und dessen Befreier. In seinen wenigen Auftritten als Jethro übernimmt überdies Omar Sharif die Führung - auf der Leinwand: Seine Ausstrahlung lässt die aller anderen Schauspieler verblassen, eine gute Wahl. Ein wenig blass und eigentlich gar nicht mächtig kommt dagegen Pharao Ramses rüber, was aber wohl weniger an Paul Rhys? schauspielerischem Können als vielmehr am Drehbuch liegt. Die Schwäche, die ihm im Film nachgesagt wird, kommt allzu deutlich heraus. Ein bisschen mehr mächtiger und gottgleicher Pharao und ein bisschen weniger esoterisch-abgehobener Irrer hätte der Rolle gut getan, dann wäre auch der Fall nach dem Hochmut stärker erkennbar gewesen.
Das Drehbuch hält sich an die Vorlage und hat kaum nennenswerte Schwächen, nicht einmal besondere Längen trotz der Detailliertheit, mit der das zweite Buch Moses hier umgesetzt wurde. Die Geschichte bietet auch genug Platz für CGI-Effekte, diese sind für eine TV-Produktion angemessen gut, fürs Kino wäre es heutzutage zu schlecht gewesen. Lobenswert ist, dass man sich für die Filmmusik keinen kleinen TV-Komponisten gesucht hat, sondern mit Randy Edelmann einen alten Bekannten, dem episch-pathetische Musik seit "Gettysburg" nicht unbekannt ist.

Das Bonusmaterial fällt klein aus: Es gibt ein immerhin etwas längeres Making-of mit Sharif als Sprecher, das sich mit den verschiedensten Bereichen der Produktion befasst, die übliche Lobhudelei beinhaltet und ein paar Mal zu oft erwähnt, dass Kulisse und Kostüme allesamt handgefertigt sind, und eine Bilder-Slideshow. Für das Making-of gibt es keinen deutschen Untertitel, aber das ist nur konsequent, denn für den Film gibt es ja auch keinen. Der Zweiteiler wurde auch in zwei Teilen auf die DVD gepresst, der erste endet mit der Teilung des Roten Meeres. Das ist bei einer Laufzeit von 170 Minuten eine gute Idee.

"Die 10 Gebote" ist episch, dabei aber nicht allzu naiv. Der Film versucht die Gratwanderung zwischen dem Alten Testament, das voller Pathos, Moral, Gottesbeweisen, Zweiflern und Tod ist, und einer möglichst zeitgemäßen Charakterisierung der tragenden Figuren, und das gelingt so gut, dass man staunen könnte. Vielleicht keine entspannte Abendunterhaltung - welche Bibelverfilmung ist das schon? -, aber sicher eine sehr gute Wahl auf der Suche nach einer guten filmischen Umsetzung der Moses-Geschichte.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. März 2009 | FSK: 12 | Laufzeit: 170 Minuten | Originaltitel: The ten commandments | Preis: 16,95 Euro | Untertitel verfügbar in: -- | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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