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Fast jeder kennt Daniel Defoes Roman "Robinson Crusoe": Die Geschichte des jungen Aristokraten, der mit seinem Leben nichts Rechtes anzufangen weiß und schließlich auf einem Schiff anheuert, das allerdings in der Karibik nach einem schweren Sturm untergeht.
Allein Robinson kann sich retten. Auf einer kleinen Insel richtet er sich allmählich sein einsames Leben ein, lernt nach dem Prinzip "Learning by doing" den Getreideanbau und die Viehzucht sowie das Töpfern, das Gerben und viele weitere Fertigkeiten, macht mehrere vergebliche Versuche, die Insel zu verlassen, und verbringt dort letztlich Jahrzehnte.
Eine Wende tritt ein, als er Eingeborene von einer Nachbarinsel beobachtet, die regelmäßig zu seiner Insel übersetzen, am Strand Rituale abhalten und Gefangene opfern. Als Robinson Zeuge wird, wie einer der Gefangenen eines Tages einen Fluchtversuch startet, rettet er dem Kariben das Leben, tötet zwei von dessen Verfolgern und schlägt die restlichen in die Flucht.
Sein Schützling, den er nach dem Wochentag ihres Zusammentreffens Freitag nennt, wird ihm bald ein treuer und ergebener Gefährte. Pläne, gemeinsam zu Freitags Volk überzusiedeln, scheitern.
Da tauchen am Strand erneut Gefangene mit ihren Bewachern auf. Aber alle sind weiß. Und draußen ankert ein Segelschiff. Eine Meuterei, ahnt Robinson und sieht seine Chance, zusammen mit Freitag endlich der Insel den Rücken zuzukehren.
Es dürfte keinen Robinson-Film geben, der dichter an der Romanvorlage bleibt als dieser. Wer auf die Details und Requisiten achtet, zum Beispiel auf die Einrichtung von Robinsons "Burg" oder auch die Beschaffenheit der Insel, wird diese vom Roman her wieder erkennen. Die teils sehr düstere, manchmal hoffungsfrohe, dann wieder in tiefe Depression abstürzende Stimmung im Roman wurde sehr authentisch aufgegriffen und auf den Film übertragen.
Hauptdarsteller Dan O'Herlihy wirkt als Robinson Crusoe sehr glaubwürdig und gibt vor allem die Emotionen perfekt wieder, und auch "sein" Freitag Jaime Fernandez spielt seine Rolle vorzüglich; O'Herlihys Darstellung gewinnt im Zusammenspiel mit Fernandez noch dazu, und beide Charaktere entwickeln sich mit- und aneinander. Die restlichen Darsteller machen ihre Sache gut, sind aber im Grunde ohne Bedeutung.
Bemerkenswert gut kommt die technische Aufarbeitung des Films aus dem Jahr 1954 an. Ohne zu übertreiben wurden die Farben aufgefrischt, die Schärfe stimmt, ebenso der Ton und die Synchronisation – einzelne kleine Fehler sollen hier nicht extra erwähnt werden.
Insgesamt also eine wirklich rundum gelungene Produktion. Allerdings reiht sich eine kurze Episode oder Szene übergangslos an die andere, und ein Sprecher muss die Lücken füllen. So gibt es keine flüssige Handlung und der Film wirkt, zumindest auf den heutigen Zuschauer, merkwürdig zerrissen; der fehlende "Fluss" irritiert, der eigentliche Film läuft etwas neben der Erzählung her. Dies mag freilich auch ein Stück weit Geschmackssache sein.
Als Bonusmaterial gibt es neben dem Wendecover den Originaltrailer, ein Audiointerview (ohne Untertitel, wie auch der Film selbst) und eine Bildergalerie.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ausgezeichnet. Und wer Freude an einem originalgetreuen Film mit 50er-Jahre-Charme hat, findet hier einen technisch ordentlich aktualisierten "Robinson Crusoe", der überzeugt.