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Wassili Grigorewitsch ist ein glücklicher Mann. Seine zwei ältesten Söhne sind fleißig und wohlgeraten. Sie sind sein ganzer Stolz. Sorgen macht ihm nur Wanja, sein dritter Sohn. Der wird von allen nur der faule Wanja genannt. Und das hat seinen Grund. Wanja liegt lieber in der Sonne, als zu arbeiten. Er achtet darauf, nicht in Schweiß zu kommen und keinerlei harte Arbeit zu tun. Eines Tages bittet ihn seine Tante, Birkenreiser im Wald zu schlagen. Sie versorgt Wanja mit einer guten Brotzeit und schickt ihn fort. Wanja aber legt sich in die Sonne und will sich erst eine Weile ausruhen, ehe er die Reiser schlägt.
Da sieht er einen blinden, alten Mann durch den Wald auf sich zukommen. Und was ihm der Mann eröffnet, ist so fantastisch, dass Wanja lachen muss. Zar soll er werden. Er, der faule Wanja. Aber der Alte spricht so voller Überzeugung, dass Wanja doch anhört, was er zu sagen hat.
Sieben Jahre soll Wanja in der Stube auf dem Ofen liegen. Niemals heruntersteigen, kein Wort mehr reden und nur noch Sonnenblumenkerne essen. Nach jedem Jahr soll er versuchen, das Dach des Hauses anzuheben. Wenn ihm dies endlich gelingt, soll er, der "starke Wanja", sich auf die lange Reise machen, die ihn in Abenteuer verwickeln und ihn in Lebensgefahr bringen wird und an deren Ende er Zar werden wird. Wanja glaubt dem Mann und liegt fortan nur noch faul auf dem Ofen und knackt Sonnenblumenkerne. Oft würde er seiner Tante, dem Vater und den Brüdern liebend gern erklären, warum er dies auf sich nimmt, doch das hat ihm der alte Mann verboten. Die Brüder aber sind schlecht auf Wanja zu sprechen, sie müssen nun die ganze Arbeit alleine tun.
Endlich sind sie es leid, vom ganzen Dorf verspottet zu werden und beschließen, das Haus in Brand zu setzen und Wanja - koste es auch ihr Vaterhaus - vom Ofen zu vertreiben.
Das 1981 erschienene Kinderbuch von Otfried Preußler "Die Abenteuer des starken Wanja" ist eine Adaptation eines alten russischen Volksmärchens. Im Jahre 1999 produzierte der WDR eine Hörspielfassung mit Rosmarie Fendel als Erzählerin und Andreas Pietschmann als Wanja. Stan Regal steuerte die Musik bei und Klaus Dieter Pittrich führte Regie. Dieses Hörspiel erschien 2005 im Audio Verlag.
Genial ist die Geschichte Preußlers. Er verdichtet die Volkssage zu einem wundervollen Abenteuer. Menschlichkeit, Charakterstärke, Freundschaft und Treue sind Motive, die die 190 Minuten zu keiner Zeit langweilig werden lassen - ganz im Gegenteil: Teilweise ist es sehr spannend und richtig aufregend, vor allem, wenn man die Altersempfehlung "ab acht Jahre" ernst nimmt. Besser wäre wohl die Grenze bei zehn Jahren zu ziehen, sonst sind schlaflose Nächte garantiert.
Hinzu kommt eine so schöne, stimmungsvolle und klare Akzente setzende Musik, dass es eine Freude wäre, dem Hörspiel zu lauschen. Wäre, weil einige Stimmen klingen, als würden sie eine besonders langweilige Zeitungsmeldung oder ein Telefonbuch vorlesen. Die Brüder Wanjas, Aljoscha und einige weitere, zum Glück nicht allzu häufig erklingende Stimmen gehören dazu. Das ist um so bedauerlicher, als dass Rosmarie Fendel und Andreas Pietschmann ihre Sache hervorragend lösen. Ebenso tadellos ist die Gestaltung der CD-Hülle. Die Bilder sind wunderschön, die Zitate und Informationen sehr gut ausgewählt und in schöner Schriftart präsentiert. Auch die hellgrüne Farbe ist passend, die Inhaltsangabe der CD sehr ausführlich.
Das Fazit lautete mit einem Wort ausgedrückt: makellos - wenn nicht einige Stimmen die Freude an dieser Geschichte gehörig trüben würden. Doch stört das die kleinen Zuhörer ab zehn Jahren nicht im mindesten. Sie lauschen fasziniert, singen die Lieder mit Verve mit, zittern bei einigen Stellen vor Angst und Anspannung und sind erst ganz zum Schluss erleichtert und glücklich, wenn ihr Held, der starke Wanja, am Ziel seiner Wünsche ist. Und dass viele ihn immer den faulen Wanja riefen, scheint die Kinder nicht zu irritieren. Wer faul ist, kann offensichtlich sehr wohl ein Held und sogar ein Zar sein.