Die juristische Methodenlehre erfordert es, die Auslegung von Gesetzen zu beherrschen. Jurastudenten werden bereits im ersten Semester mit diesem Thema konfrontiert, und zwar in allen Grundlagenfächern. Die Gesetzesauslegung ist mitunter schwierig, besonders für Anfänger, aber sie begleitet den Jurastudenten durch sein ganzes Studium und ist später ein wichtiges Handwerkszeug in seinem Berufsleben.

Das Lehrbuch "Die Auslegung von Gesetzen" von Rolf Wank ist eines der wenigen Werke zu diesem Thema, die für Anfänger und Laien geeignet sind. Es verzichtet auf rechtsphilosophische und -theoretische Vertiefungen und setzt keine Grundkenntnisse voraus. Nach einem Vorwort des Autors, einem Literaturverzeichnis und einer Einleitung beginnt das Lehrbuch mit Auslegungsproblemen. Hierbei wird zunächst auf die Herausarbeitung der Fallfrage und die Suche des einschlägigen Rechtssatzes eingegangen. Danach wird geschildert, wie man den Tatbestand aufbereitet, schließlich kommt es zur Auslegung, dann zur Subsumtion und der Beantwortung der Fallfrage. Abschließend hat der Autor noch eine Zusammenfassung des ersten Abschnitts des Buches verfasst. Im zweiten Abschnitt geht es um die Konstruktion des Rechtssatzes aus Grundnorm und Ergänzungsnorm, dabei geht Wank unter anderem auf Legaldefinitionen, Verweisungen und Fiktionen ein. Abschnitt drei behandelt das Ziel der Gesetzesauslegung, der vierte Abschnitt setzt sich mit Richterrecht und Rechtswissenschaft auseinander. Es folgen Parts, in denen der Autor sehr ausführlich die einzelnen Auslegungskriterien wie Wortlaut, Systematik oder Entstehungsgeschichte vorstellt. Weiterhin findet man in dem Lehrbuch Beispiele für die Gesetzesauslegung aus der Rechtssprechung, Erläuterungen zur Rechtsfortbildung und Konkurrenzen sowie einen Exkurs zur Auslegung von Willenserklärungen und andere Themen.

Das Anliegen des Autors, ein klar verständliches Buch zu schreiben, das kein oder nur wenig Vorwissen voraussetzt, kann man nur als gelungen bezeichnen. Zwar fällt einem das Lesen und vor allem Verstehen des Inhalts wesentlich leichter, wenn man schon einige Kenntnisse im Zivil- Straf- und Staatsrecht gewonnen hat, denn aus diesen Rechtsgebieten wählt der Autor seine Beispiele, aber auch durch aufmerksames Lesen und Mitdenken kann man gut mit dem Buch arbeiten. Der weitgehende Verzicht auf komplizierte Fachsprache und inhaltlichen Ballast erleichtert überdies den Umgang mit dem Buch für Studienanfänger. Fortgeschrittene werden allerdings wenig Neues entdecken können, zur Vertiefung ist das Buch keinesfalls geeignet, dafür kann man es dank knapper, übersichtlicher Informationen zum Wiederholen des Stoffgebietes hervorragend nutzen.

Neben der Theorie geht Wank auch sehr häufig auf die Praxis der Fallbearbeitung ein. Die Fallbeispiele sind gut gewählt, sie sind weder zu komplex noch zu abstrakt und die Lösung ist immer nachvollziehbar aufbereitet. Der Aufbau des Buches wirkt durchdacht, auch das sehr übersichtliche Layout ist gelungen.

"Die Auslegung von Gesetzen" vermittelt Studienanfängern konzise, präzise und gut verständliche Erklärungen zu diesem Teilgebiet der Methodenlehre. Als Einführungs- oder Wiederholungslektüre ist dieses Buch ideal, nur wer sein Wissen vertiefen will, wird hier wohl nicht fündig.