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1983 erschien "Terra", der erfolgreichste Roman von Stefano Benni. Seitdem ist er aus der Literaturszene Italiens nicht mehr weg zu denken. 1987 erschien erstmals sein Kurzgeschichtenband "Il bar sotto il mare". Die erste deutsche Ausgabe erschien 1992 bei Piper, 1999 wurde das Buch bei Wagenbach neu aufgelegt.
In eine Rahmenhandlung eingebettet - die Gäste einer unter Wasser liegenden Bar erzählen jeweils eine Geschichte - finden sich dreiundzwanzig Geschichten von einer bis zweiunddreißig Seiten Länge in dem Sammelband.
Zunächst fällt auf, dass sich die Geschichten keinem einzelnen Genre zuordnen lassen. Es finden sich Liebesgeschichten, Grotesken, Fantasy-Stücke, Märchen, Krimis, Aphorismen, Science Fiction, Sagen, Gedankenspiele, politische Glossen, Dramen, Satiren, Horrorstorys und Mythen.
In
Der größte Koch von Frankreich versucht Maitre Ouralphe den Teufel, der ihn in die Hölle mitnehmen will, zu betrügen, indem er ihm die fantastischsten Speisen kredenzt. Doch ist der Teufel nicht immer der Raffiniertere?
Matu-Mola, Seele der Weltmeere, belästigt den edlen Kapitän Charlemont. Der britische Gentleman glaubt nur an die Macht des Geldes und der Aristokratie. Das provoziert Matu-Mola zu ungeahnten Reaktionen.
In
Der Diktator und der Weiße Gast hat der tyrannische Herrscher Angst, dass sein Gast ihm Folter und Unmoral vorwirft. Er tötet schnell alle Gefängnisinsassen und alle, die von seinen Untaten wissen. Dennoch zittert er vor der Begegnung.
Achilles und Hektor, eigentlich die besten Freunde, geraten über den Fund eines Rades so sehr in Streit, dass sie einen Wettkampf beginnen, der bis zum Tode ausgetragen werden wird.
Nastassja, seine Angebetete, wird sich ihm heute erklären. Wird sie mit ihm gehen oder seine Liebe verschmähen? Sein Herz droht zu zerspringen ob dieser Schicksalsfrage.
In
California Crawl sind die Reichsten dieser Welt damit beschäftigt, ihrem sinnlosen Leben durch Alkohol, Drogen, Sex und verrückten Ideen zu entfliehen.
Oleron! Diesem Menschen wollte Egistus am allerwenigsten in dieser sturmumtosten, regnerischen Nacht begegnen. Dräut doch schlimmes Unheil, wenn er dem ehemaligen Schulfreund noch einmal im Leben von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Doch was tun? In dieser Einöde gibt es nur diese eine Villa. Koste es auch vielleicht Egistus Leben, muss er doch der Gefahr trotzen und sich seiner Vergangenheit stellen.
Die Erzählung von Pronto Soccorso und Beauty Case schildert die romantische Liebesgeschichte des Motorrad-Freaks "PS" und der Dorfschönheit Beauty - die fast durch einen übereifrigen Polizisten zu ihrem plötzlichen Ende gekommen wäre.
Shimizé. Eines Tages will ein Oogoro vom Oshammi-Shammi seine Shammizé. Dummerweise hält Oogoro ein Woolanda für das Gesuchte.
In
Priscilla Mapple und das Verbrechen der 2c ist der Kommissar froh, dass der Mord an einem der Schüler in der Klasse der cleveren Priscilla geschehen ist - sonst hätte der Täter wohl nie überführt werden können.
Das Schicksal auf der Insel San Lorenzo beginnt mit einem zufälligen Blick der schönen Olga hinauf auf den Balkon des muskulösen Alphonso. Unsterbliche Liebe schwören sie sich in diesem Augenblick - doch das Schicksal irrt gewaltig, wenn es glaubt, dass dieser Plan auch funktioniert.
Der Fettnäpfchenkobold meint es nicht gut mit dem berühmten Schriftsteller Vantone. Ausgerechnet bei seinem Einstand in der Welt der Mächtigen und Einflussreichen leistet er sich unfassbare Fehler. Hätte er den Zwerg vor der Tür bloß nicht verspottet und getreten.
Die vier Schleier des Kulala können den Segen des Schlafes bringen - aber auch den grausamen Tod. Wie soll die einfache Frau vom Fluss nur die richtige Wahl treffen.
Der Pornosamstag im Splendor endet ganz anders, als sich die Dörfler vorgestellt haben - mit einem Sieg im Radrennen!
Arthur perplex vor dem verlassenen Haus am Meer schildert den Versuch von Arthur, den todgeweihten Opa mittels eines Glases Sprudelwasser zu retten und die Abreise seiner Ferienbekanntschaft hinauszuzögern.
Der Leser rätselt nach diesem Buch noch lange über den Autor und den Verlag, der diese Geschichten zusammengestellt hat.
Kleinode wie "Oleron", "Priscilla Mapple und das Verbrechen der 2c" oder "Achilles und Hektor" stehen neben schlicht miserablen Kurzgeschichten wie "Raststätte Horror", "California Crawl", "Der Diktator und der Weiße Gast", "Wenn man sich wirklich liebt" oder "Die Zaubergitarre". Daneben findet sich Mittelmaß oder Langweiliges.
Das hat der große Stefano Benni nicht verdient, der mit "Terra" einen grandiosen Roman vorlegte, den man damals in einem Zug verschlang!
Es ist schlicht unerklärlich, warum inspirierende Geschichten und Ideen Platz finden zwischen grotesken Versatzstücken, winzigen, albernen, ideenlosen Kurzgeschichten, deren öder Inhalt Stirnrunzeln und Unglauben hervorruft. Das soll Stefano Benni geschrieben und zur Veröffentlichung freigegeben haben?
Einzig das Konzept, unterschiedlichste Ansätze, Erzählweisen und Niveaus einer Gruppe unbekannter Menschen zuzuschreiben, geht auf. Löst man sich von dem Gedanken, dass hier ein Autor am Werke war und lässt sich auf die Idee des Buches ein, in einer Bar von wildfremden Menschen jeweils eine Geschichte zu hören, werden die qualitativen Unterschiede verständlich - doch helfen sie dem Leser über diese seltsame Mischung kaum hinweg.