Fechten. Ringkämpfe. Folter. Gift. Wahre Liebe. Hass. Rache. Riesen. Jäger. Böse Menschen. Gute Menschen. Bildschöne Damen. Schlangen. Spinnen. Wilde Tiere jeder Art und in mannigfaltigster Beschreibung
All dies verspricht uns William Goldman im Vorwort der
Brautprinzessin. Der US-amerikanische Drehbuchautor berichtet darin von einem Roman des florinischen Nationalautors S. Morgenstern, den er als Kind von seinem Vater vorgelesen bekam und der ihn so sehr beeindruckte, dass er sich später auf die Suche nach besagtem Buch machte und eine neue Ausgabe anleierte - gekürzt um alle langweiligen Passagen, mit denen S. Morgenstern sein ansonsten hochspannendes Abenteuer ausschmückte. Übrig bleibt, so William Goldman, ein hanebüchenes Märchen aus dem Land Florin mit allen oben genannten Zutaten, an dem wohl jeder eine Freude finden wird.
Natürlich existieren weder das Land Florin noch der Nationalpoet S. Morgenstern. Sie entstammen Goldmans Feder, und die Geschichte der
Brautprinzessin ist ausschließlich auf seinem Mist gewachsen. Der Trick, sie als ein fiktives Werk auszugeben, dient Goldman vor allem dazu, eine ironische Distanz zu dem Märchen aufzubauen. Dieses handelt übrigens von der schönen Bauerntochter Butterblume, die sich in den Stalljungen Westley verliebt, dann aber von dem skrupellosen florinischen Prinzen Humperdinck geehelicht wird. Westley hingegen will nach Amerika fliehen, wird unterwegs von dem grausamen Piraten Roberts gefangengenommen und umgebracht. Eine große Liebe - die wahre Liebe eben - ist an ihr Ende gekommen. Oder doch nicht? Natürlich nicht! Butterblume wird vielmehr kurz vor der Trauung mit Humperdinck von drei sehr markanten Schurken entführt und in den Nachbarstaat Guldern verschleppt. Wie sie den Gaunern entkommt, durch den Feuersumpf flieht, die Klippen des Wahnsinns hinunterstürzt und schließlich den Piraten Roberts trifft, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Es handelt sich jedoch um ein äußerst charmant erzähltes Abenteuer von märchenhaftem Charakter, angereichert mit überraschenden Wendungen und gelegentlich auch recht grausamen, bitteren Szenen - ein literarisches Gebiet, welches in jüngster Zeit vor allem Walter Moers mit seinen Zamonien-Romanen erfolgreich beackert. Goldmans Roman ist ähnlich fulminant geschrieben. Durch die eingeschobenen Kommentare, in denen er den vorgeblichen Autoren S. Morgenstern kritisiert, kürzt oder rügt, baut er dabei eine zweite Ebene der Geschichte auf. Sie dient dazu, einige Seitenhiebe auf die amerikanische Filmindustrie unterzubringen - ausgesprochen witzig.
Dies alles macht
Die Brautprinzessin zu einer ungewöhnlichen, erfrischenden Lektüre. Zwar zerfasert die Geschichte am Ende ein wenig und schlägt für meinen Geschmack ein paar Salti zuviel, aber davon abgesehen ist der Roman ein gelungenes Märchen für Klein und Groß. Übrigens wurde
Die Brautprinzessin im Jahr 1987 von Rob Reiner in Hollywood verfilmt - für William Goldman ein verdientes Happy End.