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Dies ist die erste Ausgabe für das Rollenspiel Engel. Im Frühjahr 2005 kam Version 2.0 heraus, doch auch mit dem alten System lässt es sich sehr gut spielen.
Die Chroniken der Engel ist ein Erzählrollenspiel auf der postapokalyptischen Erde des 27. Jahrhunderts. Die Menschheit lebt in einer Form, die dem Mittelalter nicht unähnlich ist. Durch zahlreiche Katastrophen wurde ein Grossteil der Menschen getötet, es gab eine zweite Flut und zahlreiche Gebiete liegen unter Wasser. Fegefeuern gleich ziehen riesige Feuersäulen über Land und Wasser und hinterlassen Korridore aus verbrannter Erde, die kein Mensch mehr durchqueren kann. Auch ist die Luft erfüllt von dem Schwirren großer Insektenflügel, der Traumsaat, gigantischen Insekten, die zerstören und morden. Aufgrund dieser Katastrophen hat Gott der angelitischen Kirche und somit der ganzen Menschheit seine Engel geschickt, um seine Gläubigen zu schützen, die Monster zu vertreiben und die Ketzer zu zerschlagen. Einer dieser Engel ist man selbst.
Das Grundregelwerk für die Chroniken der Engel ist ein wirklich dicker Wälzer, der alles enthält, was nötig ist, um sofort spielen zu können. Die Einführung beinhaltet kurze Informationen dazu, was überhaupt Rollenspiel ist, gibt einen kurzen Einblick in das Thema Engel und gibt Tipps zum Liverollenspiel. Danach ist das Buch in zwei Bücher unterteilt. Im ersten Teil wird der Inhalt des Rollenspiels erläutert, die Charaktere und deren Welt, und im zweiten die Regeln, die man zum Spielen benötigt.
Das erste Kapitel widmet sich in der Form eines Geschichtstextes der Ereignisse, die zu dem Zustand zu Beginn des Spieles geführt haben. Diesem folgt ein chronologischer Abriss zur klareren Übersicht der Geschichte.
Kapitel Zwei befasst sich mit der Welt, wie sie sich den Engeln darbietet. Das Wetter und die Jahreszeiten sind aufgrund der klimatischen Erschütterungen verändert. Die Fegefeuer werden vorgestellt und deren wichtigster Aspekt hervorgehoben. Aufgrund der Brandnarben, die sie hinterlassen, wird der Lebensraum und damit der Herrschaftsbereich der angelitischen Kirche ständig kleiner. Und eben jener wird auf den folgenden Seiten beschrieben. Auf jede Region wird bezüglich ihrer Einwohner und regionalen Besonderheiten kurz eingegangen.
Danach folgen Informationen über Architektur, die Flora und Fauna, sowie die neue Gesellschaftsordnung, den Neofeudalismus. Denn wie im alten Mittelalter herrscht nun wieder ein Standessystem. Wirtschaft und Straßennetz, Ernährung und Kleidung ergänzen das Kapitel, das mit einem kleinen Lexikon spezifischer Begriffe abschließt.
Danach wird die wichtigste Machtinstitution der Welt, die angelitische Kirche erläutert. Errichtet aus den Überresten des Alten Testaments, neueren Texten und dem allgegenwärtigen Dasein der Engel, schreibt sie der ganzen Welt ihr Glaubenssystem vor. Durch menschliche Abgeordnete, wie Bischöfe und Priester, Tempelritter und Beutereiter festigt sie ihre Position. Jede dieser Gruppen wird auch entsprechend ihrer Bedeutung abgehandelt. Doch auch Ketzerkulte, Heilige und Feuertage finden Erwähnung.
Nun erst, im vierten Kapitel, werden die Engel beschrieben. Speziell für den Meister wird der genaue Hintergrund der Engel beschrieben, ehe die einzelnen Engelsorden im Detail vorgestellt werden. Fünf sind es an der Zahl: Die Michaeliten, Gabrieliten, Urieliten, Raphaeliten und Ramieliten. Zum besseren Verständnis wird eine Beispielschar präsentiert, um die gegebenen Informationen direkt am Charakter sehen zu können.
Es folgen nun ein Abriss der wichtigsten Nichtspielercharaktere, sowie eine kleine Auswahl an Gegenspielern. Auch die Traumsaat wird mit zweien ihrer Abarten vorgestellt.
Im zweiten Buch gibt es als Einleitung noch einmal eine genauere Erklärung, wie ein Erzählspiel funktioniert und ein paar kleine Tipps für Szenarien, ehe die Regeln vorgestellt werden. Denn es gibt ausnahmsweise nun zwei Regelsysteme, aus denen man sein bevorzugtes wählen kann.
Das erste ist das Arkana-System, das mit einigen Vor- und Nachteilen der Charaktere auskommt. Recht rasch kann man Spielcharaktere erschaffen, kurz den Charakter erklären und losspielen. Hier wird mehr auf den erzählerischen Aspekt als auf endloses Würfeln Wert gelegt. Und für schwierige Entscheidungen kann man eine Karte ziehen und diese dann interpretieren.
Für diejenigen, die sich lieber an Werte halten, wird auch ein alternatives Regelwerk vorgestellt (D20). Der Charakter bekommt spezifische Werte, die sich verbessern können und die mit den Würfeln geprüft werden. Das Kampfsystem, die Talente und Mächte, sowie Vorgehensweise bei schwierigen Situationen sind genau erklärt.
Abschließend folgt eine Aufzählung verwendbarer Waffen, Ausrüstungsgegenstände und eine Preisliste für Nahrung und Dienstleistungen.
Dem Werk beigelegt sind die Arkana-Karten. Im Buch selbst finden sich im Anschluss noch kopierbare Heldenbögen, der zukünftige Verlauf der Fegefeuer, ein Abriss des Himmels der Michaeliten und ein Grundriss von Roma Aeterna.
Extrem auffallend ist die liebevolle detailgenaue Bebilderung des Grundregelwerks. Zahlreiche Zeichnungen beleben und vertiefen die erhaltenen Informationen. Häufig zitierte Bibeltextstellen und kurz erzählte Episoden zwischen den Kapiteln lassen die Welt lebendig werden und helfen, sich in dieses Rollenspiel hineinzufügen.
An diesem Buch stimmt einfach alles. Vollgepackt mit Informationen lädt es den Spieler ein, eine ganz neue Art von System kennen zu lernen. Noch nie habe ich ein Regelwerk gelesen, dessen Regeln und Geschichte nicht nur stimmig sind, sondern dessen ganzes Layout mit so viel Arbeit auf das Thema abgestimmt wurde. Ein großes Lob an die Macher dieses Spiels.