Einer der besten Fantasyromane der letzten Jahre, "Die Elfen" von Bernhard Hennen und James A. Sullivan, ist natürlich eine gute Wahl, um zu einem Hörbuch zu werden. Ob das allerdings ein gelungenes Hörbuch sein kann, wenn man eine Geschichte von über neunhundert Seiten auf sechs CDs quetscht und kürzt, das ist erst mal fraglich.

Mandred, Jarl von Firnstayn, ist mit ein paar Männern unterwegs, das Raubtier zu jagen, was einige Tiere gerissen hat. Es ist Winter im Fjordland, und in Schnee und Nacht werden die Gefährten von einem Wesen, halb Mensch, halb Eber, angegriffen. Dieser Manneber verletzt Mandred stark und treibt ihn in den uralten Steinkreis oberhalb Firnstayns. Als er wieder erwacht, ist der Jarl in Albenmark, der Welt der Elfen und anderer Albenkinder - Kentauren, Kobolden und anderer. Ein alter Seelenbaum hat ihn geheilt.

Emerelle, die Königin von Albenmark, schickt Mandred in seine Welt zurück, und mit ihm die Elfenjagd, einige der größten Krieger, Zauberer und Jäger der Albenkinder. In hartem Kampf stellen sie den Manneber, und nur zwei Elfen, Farodin und Nuramon, überleben mit Mandred den Kampf. Doch als der Mensch den Manneber scheinbar tötet, verstrickt dieser die Elfenjagd in ein Gewebe aus Zaubern, das die ganze Welt verändern wird.

In einem Traum erscheint Nuramon der Noroelle, die sowohl von Farodin als auch Nuramon mit heißer Minne geliebt wird, er erzählt ihr, er sei gestorben und nur ein Geist, und zeugt ihr ein Kind. Aber dieser Nuramon ist der Manneber, der dämonische Devanthar, der sich an Albenmark für den Untergang seines Volkes rächen will. Der richtige Nuramon bleibt für knapp drei Jahrzehnte in der Höhle eingeschlossen, in der sie den Manneber eben nicht wirklich erschlugen. Allerdings kommen die dreißig Jahre den drei Gefährten wie ein paar Tage vor, und als sie sich befreien können, muss Mandred mit Erschrecken feststellen, dass die meisten Firnstayner, die er kannte, gestorben sind oder alte Menschen, die sich mächtig erstaunt zeigen, dass er noch so aussieht wie an dem Abend, an dem er gegen den Manneber auszog.

Als die drei Gefährten an den Hof der Elfenkönigin zurückkehren, erfahren sie, dass Noroelle verbannt ist, weil sie ihr Kind gegen den Befehl der Königin in die Menschenwelt brachte. Dieses Kind will Emerelle tot sehen. Mandred, Nuramon und Farodin brechen wieder auf ...

"Die Elfen" war kein Überraschungserfolg, weil man sich an den Erfolg "Die Orks" und ähnlichen Büchern anhängen konnte, die Überraschung war, dass dieses Buch viel besser war, als die anderen. Ein komplexes Buch, eine wunderschöne intensive Geschichte, eine Menge Spannung, Action, Mystik und Magie, und nicht zuletzt auch einiges an Humor. Ein wahres Leseabenteuer und ein Meisterwerk.

Das Hörbuch erweckt natürlich für die, die das Buch gelesen haben, diese spannende Welt neu, lässt tief in die Geschichte tauchen, und die Kürzungen sind zum Teil sehr clever gemacht, durch gute Zusammenfassungen übergeleitet. Aber trotzdem fehlt so viel.

Hans Peter Hallwachs liest das Buch sehr gut. Zuerst wirkt seine etwas knorrige Stimme ein bisschen gewöhnungsbedürftig, doch bald zieht er das Ohr an, packt den Leser. Jederzeit weiß man, ob gerade Mandred, Nuramon oder Farodin spricht, und auch Nebenfiguren wie Troll Orgrimm sind mit vielen Eigenheiten ausgestattet. Eine hochklassige Lesung.

Letztlich ist dieses Hörbuch einfach inkonsequent. Es ist sicherlich so, dass Fantasy abseits von Klassikern wie dem Herrn der Ringe und Jugendliteratur wie Harry Potter und Lemony Snicket noch nicht so richtig fürs Hörbuch entdeckt wurde - da ist es ja löblich, dass ein richtig gutes Buch wie "Die Elfen" von einem der großen Hörbuchverlage adaptiert wird. Aber dann sollte man doch auch den Mut haben, ein vollständiges Hörbuch zu machen, eine vollständige Lesung eines tollen Buches. "Die Elfen" ist so brutal zusammengekürzt, dass viel von der Dichte und der Komplexität der Geschichte verloren geht, und für Hörer, die das Buch noch nicht kennen, wird diese Version kein Hörbuch sein, das lange in Erinnerung bleibt. Für Fans des Buches ist es teilweise wunderschön und teilweise ein Ärgernis.