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Ewige Dämmerung, düstere Tage und sternlose Nächte, Regen und Sturm beherrschen die einsam inmitten eines riesigen Ozeans gelegene Insel. Nur wenige Menschen erinnern sich an sonnige Tage, Wiesen und Felder, einträgliche Ernten und das Lachen der Kinder an lichtdurchfluteten Sommertagen. Während die Priesterschaft des Jalluth die Dämonen und ihre Mischlingsbrut für das Verschwinden der Sonne verantwortlich machen, glauben viele Menschen an die Prophezeiungen der Insel. Sie legen ihre Hoffnung in die Hände von zwei Kindern, die als Chimären eines Dämons und einer Menschenfrau unter ihnen weilen sollen.
Noch leben die zwei Jungen unerkannt, geschützt von Menschen und Dämonen, und werden behutsam auf ihre Rolle vorbereitet. Doch wird die Gefahr immer größer, dass sie enttarnt und auf Geheiß des Hohepriesters getötet werden. Denn nur der Tod der Kinder der Prophezeiung ermöglicht es ihm, an der Macht zu bleiben. Und auch wenn die Knaben unterschiedlicher nicht sein könnten, müssen sich die beiden doch gemeinsam ihren Gegner stellen, wenn sie zu Männern herangereift sind.
Evelyne Okonneks grandioses Debüt "Die Tochter der Schlange" ist vielen Lesern noch wohlbekannt und auch ihr zweites Buch "Das Rätsel der Drachen" sorgte für Furore auf dem deutschsprachigen Sektor der Fantasy-Literatur.
Endlich hat das Warten ein Ende und der dritte Roman aus der Feder der Autorin ist erschienen. "Die Flammen der Dunkelheit" beginnt sehr verhalten, komplex und verworren. Viele Handlungsträger, ständige Sprünge in der Handlung, langatmige Beschreibungen von scheinbar unwichtigen Details wechseln sich ab mit kurzen, wenig spannenden Dialogen.
Doch glaubt man anfangs die Zutaten bereits zu kennen und einem wenig originellen Aufguss bekannter Versatzstücke beizuwohnen, fesselt die Handlung mehr und mehr. Immer deutlicher treten die Charaktere aus der Dunkelheit hervor, werden ihre Handlungen nachvollziehbar. Fast wie in Zeitlupe beginnt man sich in die Geschehnisse hineinzuversetzen, verliebt sich fast in die beiden so ungleichen jungen Männer und leidet mit ihnen. Die dunkle Welt, die Okonnek da vor dem Leser ausbreitet, gewinnt an Format, die Sprache tut ein Übriges. Denn wenn man eins sehr schnell bemerkt, dann ist es der unnachahmliche, bemerkenswerte Stil von Evelyne Okonnek. Das ist Fantasy-Literatur vom Feinsten. Sehr lange, komplexe Sätze, eine dichte Atmosphäre, brillante Beschreibungen und kurze Dialoge sind ihr Markenzeichen. Ähnlich wie in den beiden Büchern zuvor, begeistert vor allem ihre Art, die Menschen, denen sie ihre Handlung "anvertraut", zu fast lebendigen Wesen zu machen. Man liebt, leidet und ängstigt sich mit ihnen, verwächst mit dem Geschehen und fiebert fast dem Ende entgegen.
Und dieses Ende muss man einfach gelesen haben. Unerwartet, brillant komponiert und rundum sämtliche offene Fragen beantwortend, ist man am Ende dieses recht kurzen Buches restlos überzeugt, ein weiteres Meisterwerk von Evelyne Okonnek gelesen zu haben.
"Die Flammen der Dunkelheit" beginnt verhalten, enttäuscht fast und kann zum Ende hin doch überzeugen. Auch der dritte Roman der deutschen Fantasy-Autorin hat das Zeug zu einem Bestseller - auch wenn man das die ersten hundert Seiten kaum glauben kann. Da heißt es durchhalten und staunen und auf das vierte Werk dieses Ausnahmetalents warten.