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 Die Frau des Magiers

Autoren: Jerome Charyn
Illustratoren: Francois Boucq
Übersetzer: Gerd Benz
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als Kind beobachtet Rita den Magier Edmond dabei, wie er ihre Mutter umgarnt und ihr schmeichelt, mit ihr schläft. Sie hasst ihn, denn er macht ihr immer komische Geschenke. Aber ihre Mutter ist in ihn verliebt und geht mit ihm auf Tour, natürlich zusammen mit ihrer Tochter. Für Rita beginnt ein merkwürdiges Leben. Je älter sie wird, desto mehr beginnt Edmond sie anstelle ihrer Mutter zu umgarnen. Ja, er beleidigt die ältere Frau sogar in ihrer Gegenwart. Auch auf der Bühne ändern sich die Verhältnisse. Rita rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Show und wird zur Haupttataktion. Irgendwann arbeitet ihre Mutter nur noch in der Garderobe.

Es kommt, was kommen muss, irgendwann will Edmond nur noch Rita, die beiden heiraten sogar, aber damit gehen die Probleme erst richtig los. Rita erkennt, welch negative Macht der Magier auf sie ausübt, und flüchtet nach einer traumatischen Erfahrung in eine weit entfernte Stadt. Doch kann sie wirklich ohne Edmond leben? Oder hat er sie schon unlöslich an sich gebunden?

Der Comic "Die Frau des Magiers" gibt dem Leser viele Rätsel auf. Oberflächlich gesehen scheint es ein Beziehungsdrama zu sein, aber warum dann all die fantastischen Elemente? Von Edmond geht eine emotionale Bedrohung aus, die schwer in Worte zu kleiden und sowohl für Rita als auch für den Leser nicht sofort zu fassen ist. Dabei erscheint es ziemlich eindeutig, dass er sich nicht gerade wie ein Gentleman benimmt.
Nach und nach wird die Handlung von immer mehr surrealistischen Elementen durchzogen. Zu Anfang erscheinen sie noch wie die verwirrten Fantasien eines Kindes, dass nicht genug Liebe erhält. Aber sie entwickelt sich auf merkwürdige Weise weiter. Alleine schon die Magie von Edmond, die er auf der Bühne zeigt, erscheint dem Leser ungewöhnlich echt. Nie wird auch nur angedeutet, dass er nicht ein echter Magier sei.
Was mit Rita geschieht, entwickelt eine ganz eigene Dynamik. Es erscheint offensichtlich, dass sie nicht nur das arme, gequälte Mädchen ist, sondern dass sie selbst auch eine gewisse magische oder animalische Macht besitzt. Oder handelt es sich auch dabei wieder nur die Einbildung ihres wahnsinnig werdenden Verstandes? Die Geschichte gestattet mehrere Deutungen und gibt keine eindeutigen Antworten. Ganz im Gegenteil lässt sie den Leser auf der letzten Seite etwas ratlos zurück.
Die fast schon kafkaesk anmutenden Kapitel und Szenen sind von einer bestechenden Intensität und sorgen für ein gewisses Unwohlsein. Die Figuren, denen wir hier begegnen, sind keineswegs als nette, freundliche Menschen dargestellt. Selbst Rita erscheint unnahbar und stellenweise gefährlich, obwohl sie anfangs die Opferrolle eingenommen hat.

Ein einfacher Comic ist "Die Frau des Magiers" nicht. Die kantigen Bilder von François Boucq tun ihr Übriges. Mit ihren verzerrten Zügen und den teils sogar abstoßend wirkenden Charakteren ist es nicht gerade eine Welt, in der man schwelgen möchte. Und doch, es gibt sie, die fantastischen, verzaubernden Bilder von Wäldern, fantastischen Tieren und Wesen und die kurzen Momente von Schönheit, Vertrauen und Vertrautheit.
Wer sich darauf einlassen kann und bereit ist, die Geschichte auf sich wirken zu lassen und sich mit ihr zu beschäftigen, wird mit einem Comicklassiker belohnt, der nach über dreißig Jahren endlich in einer hochwertigen Gesamtausgabe erhältlich ist.

Auf der Webseite des Splitter-Verlags gibt es eine ausführliche Leseprobe des ungewöhnlichen Werkes.

Bine Endruteit



Hardcover | Erschienen: 1. Dezember 2015 | ISBN: 9783958392274 | Originaltitel: La Femme du Magicien | Preis: 18,80 Euro | 88 Seiten | Sprache: Deutsch

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