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 Die Geburt der Dunklen Götzen


Cover
Gesamt +++--
Brutalität
Spannung
Verlagsinfo:
"Die Handlung von Die Geburt der Dunklen Götzen spielt in der Vergangenheit von Midgard, zwischen 1589 und 1606 nL., beginnt also mit der Endphase des Kriegs der Magier und endet mit dem Beginn der Herrschaft der Zauberfürsten von Uchana. Der Roman beschreibt, wie aus drei Flüchtlingen aus dem Dunstkreis der Dunklen Seemeister (Tebal Girzadim, Elekander und Sathardu) dank des Einflusses finsterer Götter die Dunkle Dreiheit] wird und wie sie als Zauberfürsten von Uchana die Macht ergreifen.

Dies ist also eine Geschichte aus der Vergangenheit der Welt Midgard. Das Valianische Imperium, ein Reich von Magiern und Beschwörern, die als Seemeister bekannt sind, befindet sich im verzweifelten Kampf gegen seine Feinde.
Valians Untergang ist von seinen Herrschern ungewollt selbst mitverschuldet worden und nun nicht mehr aufzuhalten - doch er ist nicht das Ende. Diejenigen, die die Zeichen der Zeit erkennen, fliehen in entlegene Winkel der Welt, um ein neues Reich aufzubauen.

Vom Schicksal einiger Seemeister, die das Ende ihrer Herrschaft überlebt haben, erzählt dieser Roman - unter ihnen Tebal Girzadim, der größte Stratege seiner Zeit. Mit zwei Begleitern nimmt er ein Angebot düsterer Wesenheiten an - und gerät in ein Gespinst äonenalter Intrigen von Mächten, die älter sind als die Welt.

Und so nimmt eine Geschichte von verlorenen Träumen und gestorbenen Hoffnungen ihren Lauf. Es kommt zur Geburt der Dunklen Götzen."

Puh. Über 400 Seiten erwarten hier den Leser. Teilweise erinnert der Roman eher an ein fiktives Midgard-Geschichtsbuch als an einen Unterhaltungs-Roman (obwohl der Autor genau dies verneint).

Das Cover von Rowena Morill ist sehr ansprechend. Die sonstige Aufmachung ist akzeptabel.

Die Sprache ist manchmal etwas umständlich, aber insgesamt ist der Roman gut zu lesen.

Ein Buch für ein Rollenspielsystem zu rezensieren ist so eine Sache. Ein Midgard-Fan wird solch ein Buch anders bewerten als jemand, der mit Midgard nichts zu tun hat. Ich werde auf beide Möglichkeiten eingehen.
"Die Geburt der Dunklen Götzen ist nach Lechvelian[i] der zweite MIDGARD-Roman. [i]Lechvelain war wirklich nur mittelmäßig bis schlecht und hat viel Kredit verspielt. Ob nun als zweiter Roman solch ein Geschichtswerk sinnvoll war, ist fraglich. Eine etwas leichtere und unterhaltsamere Kost hätte wahrscheinlich mehr Leser gezogen. Danach hätte man immer noch für Geschichtsinteressierte Die Geburt der Dunklen Götzen[i] veröffentlichen können.
Die Geschichte nimmt erst sehr spät Fahrt auf bzw. die eigentliche Handlung fängt erst spät an. Vorher gibt es einen Einschub (Tebals Verschwinden), der recht witzlos ist (aber eben spielwelttechnisch notwendig war). Und der zweite kurze Einschub ist der Untergang Thalassas, etwas, was jeden Midgard-Spieler brennend interessiert, der aber nur kurz behandelt wird (da nicht Thema dieses Romans).
Wenn die Handlung dann ab der Hälfte des Romans läuft, läuft sie gut. Leider kumuliert sie nicht in einen Höhepunkt, sondern wieder in historische Beschreibungen.

Die Protagonisten des Romans sind Tebal Girzadim, Elekander und Sathardu. Tebal ist DER Strategos des Valianischen Imperiums und der letzte, der sich den dunklen Göttern (überhaupt etwas) öffnet. Elekander ist der oberste Bibliothekar der Bibliothek zu Thalassa. Er zitiert ständig etwas oder verweist auf dieses oder jenes Buch, inklusive Standortbenennung in der Bibliothek. Das ist gerade nach dem Untergang Thalassas (und der Bibliothek) eher ein Zeichen seiner zunehmenden Verwirrung, als seines guten Gedächtnisses. Sathardu ist eine schwarze Hexe, ausgestoßen von der Gesellschaft des Imperiums. Sie ist nur an persönlicher Bereicherung interessiert, Thalassa und das Imperium interessieren sie nicht.
Jeder einzelne erhält ein Angebot von einer dunklen Gottheit, die ihm unbeschränkte Macht verspricht, wenn er oder sie sein/ihr Avatar auf Midgard werden. Sathardu ist schnell dazu bereit, Elekander zögert auch nicht lange (er will das Imperium neu aufbauen), nur Tebal ist seinem Gott Laran lange treu. Eigentlich bis zum Ende, trotzdem öffnet er sich der dunklen Gottheit.

Einzelne Episoden sind wirklich interessant geschildert, z.B. die Strafaktion von Tebal und seinen Truppen gegen das meketische Weset. Andere Episoden werden nur mit ein paar Sätzen kurz angerissen, um dann in der Handlung danach weiter zu machen. Auch der Untergang Thalassas wird nur kurz beschrieben. Dafür vorher länger die Situation in Thalassa vor dem Untergang. Gut werden die Machtspiele geschildert und die politische Degeneration der politischen Klasse.

Hauptsächlich spielt der Roman aber in der Tegarischen Steppe, wo die drei sich dank der dunklen Gottheiten zu Herrschern aufschwingen können. Hier ist auch sehr viel Interessantes über die tegarische Kultur und Gesellschaft zu erfahren. Die Idee ist es, die Tegarenstämme zu vereinen und gegen den aranischen Erzfeind ziehen zu lassen. Doch Valianer denken nun einmal erstmal ganz anders als Tegaren. Dieser Zivilisationscrash ist gut beschrieben.
Ebenfalls anschaulich und interessant ist das hohe Magieniveau, das damals geherrscht hat.

"Nebenbei" laufen diverse Intrigen, sei es von anderen Seemeistern, Schwarzalben oder feindlich gesinnten Tegaren. Gerade die Intrigen könnten auf manchen Leser etwas aufgesetzt wirken (die große Macht im Hintergrund).

Manche Nebenfiguren, z.B. der Zwerg Belek gefallen mir gar nicht. So stelle ich mir Midgard-Zwerge nicht vor. Und eine Szene ist sehr "brav", der Autor überlässt dort den Tod einer Person der Imagination des Lesers. Auf mich wirkte es wie eine schlecht geschnittene Szene in einem Film. Ich fordere ja nicht den blutrünstigen Stil eines Kings, aber die Situation hätte besser geschildert werden können, auch ohne Blut.

Als Fazit kann man sagen, dass ein wichtiges Kapitel der Geschichte Midgard behandelt wird. So ist es für Midgard-Spieler so oder so interessant. Wer gar kein Interesse an der Tegarischen Steppe hat, mag aber eventuell mit dem Kauf schlecht beraten sein.
Menschen, die sich nicht für die Welt Midgard interessieren, ist der Kauf nicht wirklich zu empfehlen. Es gibt erstens aufregendere Fantasy-Kost. Und zweitens ist die Tegarische Steppe wahrscheinlich für Viele nicht die interessanteste Region Midgards. Dazu kommt, dass ein aktueller(er) Midgard-Roman neuen Lesern den Einstieg in die Welt Midgard wahrscheinlich einfacher gemacht hätte. Problematisch könnte auch sein, dass Midgard als Rollenspielsystem auf einem eindeutig niedrigeren Magielevel spielt. Wer also von dem Roman angelockt mal einen Magier bei Midgard ausprobiert, wird wohl enttäuscht sein (Seemeister stehen gar nicht erst zur Charakterwahl).
Mir persönlich gefiel der Roman durchschnittlich gut, aber die historischen Infos und die Schilderung der tegarischen Kultur interessierten mich. Aber ich vermute, dass der Roman eher Leuten nicht gefällt als sehr gut gefällt. Das Fazit der meisten Leser dürfte lauten: Durchschnitt.
Ein "normaler" Fantasy-Roman wäre er anders geschrieben/lektoriert wurden. Und hätte dann einem breiteren Publikum gefallen. Dieser spezielle Roman hat einfach Eigenheiten, die es dem "durchschnittlichen" Leser schwer machen, ihn zu mögen.
Wie gesagt, ich bezweifle, dass der Roman gut geeignet ist, Lust auf die Midgard-Roman-Reihe zu machen und/oder zum besten deutschen Fantasy Rollenspiel Midgard.

Hinweis: Auf ganz spezielle Midgard-spezifische Fragen, die zu heißen Diskussionen geführt haben gehe ich hier nicht ein, das würde den Rahmen einer Rezension sprengen.

Warnung: Wer die Karmodin-Kampagne vom gleichen Autor noch nicht gespielt hat, sollte seinen Spielleiter fragen, ob er den Roman lesen darf. Ein paar Spoiler sind im Roman enthalten. Die Kampagne hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber seid 6 Jahren wartet die Spielerschaft vergeblich auf den Abschlußband, so dass diverse Gruppen die Kampagne noch nicht begonnen haben.
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Bernd Wachsmann



Taschenbuch | Erschienen: 1. November 2004 | ISBN: 3937826211 | Preis: 12,95 Euro

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