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 Die Geschichte des Deutschen Ordens


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Der Deutsche Orden ist vor allem bekannt durch seine Geschichte in Preußen und im Baltikum. Dort errichtete er Landesherrschaften und sorgte dafür, dass der deutsche Siedlungsraum sich im Spätmittelalter bis weit nach Osten ausdehnte. Doch die wechselvolle Geschichte des Ordens hat noch mehr zu bieten als Preußen und Livland. Sie beginnt im Heiligen Land während der Kreuzzüge, nimmt ihren Lauf in Italien und in Deutschland, wo der Orden bis heute als karitative Institution besteht.

Klaus Militzers Buch "Die Geschichte des Deutschen Ordens" fasst auf 300 Seiten die gesamte Geschichte seit der Gründung des Ordens um 1190 bis fast in die Gegenwart zusammen. In vier großen Kapiteln erzählt er die Historie chronologisch. Im ersten Kapitel zur Entstehung und Ausbreitung des Ordens liegt der Schwerpunkt vor allem im Heiligen Land. Der Orden hatte seinen Hauptsitz in Akkon. In diesem Kapitel werden auch die wichtigsten Begriffe eingeführt, vor allem Ämterbezeichnungen. Auch geht es stark um die Struktur und die Regeln des Ordens.

Mit dem Verlust der Besitzungen im Heiligen Land und der Herrschaftsbildung in Ostpreußen und später im Baltikum bildet das 14. Jahrhundert die "Blütezeit" des Ordens, die im zweiten Kapitel behandelt wird. Im anschließenden Abschnitt wird der Niedergang der Landesherrschaften nachgezeichnet sowie die wirtschaftliche Misere des gesamten Ordens. Im letzten und kürzesten Teil wird ein Überblick gegeben über die Entwicklungen ab dem 16. Jahrhundert, die schließlich dazu führten, dass im 20. Jahrhundert aus dem Ritterorden ein rein geistlicher Orden wurde, der nur noch karitative Zwecke verfolgt.

Der Text wird durch wenige Karten, Abbildungen und Schemas ergänzt. Im Anhang finden sich ein Quellen- sowie ein Literaturverzeichnis. Daneben gibt es einen längeren Anmerkungsteil und ein Stichwortverzeichnis.

Klaus Militzers "Die Geschichte des Deutschen Ordens" führt fundiert und solide in die Thematik ein. Der Autor stellt in jedem Kapitel nüchtern die Fakten dar, belegt alles wissenschaftlich und macht deutlich, wenn die Forschung keine gesicherte Antwort geben kann. Das Buch ist also eine zuverlässige Faktenquelle.

Dafür ist es nicht besonders spannend geschrieben und neigt stark zur Redundanz. Der Autor behandelt in den meisten Kapiteln die einzelnen Ordenszweige nacheinander. Dabei kommt es oft vor, dass Entwicklungen, die in mehreren Zweigen parallel verliefen, fast mit denselben Worten und Formulierungen für Livland und für Preußen wiedergegeben werden. Das betrifft vor allem die Entwicklungen der Landesherrschaften, aber in großen Maße auch wirtschaftliche Prozesse. Die Redundanzen werden oft sogar gesteigert, weil Militzer bereits Erzähltes wiederholt, wenn beispielsweise die Perspektive wechselt. So kann dasselbe Problem beispielsweise erst aus Sicht eines Deutschmeisters und 10 Seiten später aus der Perspektive des Hochmeisters erwähnt werden.

Schade ist auch, dass das letzte Kapitel keine 20 Seiten stark ist. Sicher ist die interessanteste Phase der Geschichte des Deutschen Ordens im Spätmittelalter. Aber ab 1500 werden ganze Jahrhunderte nur noch absatzweise behandelt. Letztlich stellt das Buch daher nicht wirklich eine Geschichte bis ins 20. Jahrhundert dar, da dieses letzte Kapitel nur eine bessere Chronologie darstellt. Es wäre durchaus interessant gewesen zu erfahren, wie der Ritterorden, der sich noch bis zum ersten Weltkrieg als solcher verstand, sein Selbstbild verteidigte gegen Revolutionen, Säkularisierungen und den Einzug der Moderne in Europa.

Zu guter Letzt sind einige wenige Druckfehler noch zu kritisieren. So sind zum Beispiel zwei Organigramme zur Ordensstruktur widersprüchlich überschrieben, sodass der Leser erstmal eine Weile überlegen muss, ob sie für die Jahre 1250 oder 1400 gelten.

Insgesamt ist das Buch aber als Einführung ins Thema zu empfehlen. Es bietet alle wichtigen Fakten und ist wissenschaftlich sehr fundiert aufgebaut. Es hätte allerdings deutlich spannender und weniger redundant geschrieben werden können.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.

Andreas Schmidt



Taschenbuch, | Erschienen: 26. Juli 2012 | ISBN: 978-3170222632 | Preis: 24,90 Euro | 352 Seiten | Sprache: Deutsch

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