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 Die Hexe und die Heilige

Autoren: Ulrike Schweikert
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


In einer stürmischen Nacht geben sich Leben und Tod in der Familie Schenkh die Klinke in die Hand: Helena Schenkh bringt Zwillingsmädchen zur Welt, was im ausgehenden sechzehnten Jahrhundert als Unglücksomen gilt, und in ebenjener Nacht wird einer der beiden Söhne der Familie von einem Unbekannten ermordet. Als ein paar Jahre später auch noch der Vater stirbt, nachdem die Zwillinge Sibylla und Helena seinen Tod vorausgesehen haben, fangen die Leute richtig an zu reden. Zum Schutz der Familie und um Gott zu versöhnen, wird Helena ins Kloster gegeben. Doch damit hören die Probleme nicht auf. Als Sibylla vorhersieht, dass eine der Klatschfrauen auf dem Scheiterhaufen sterben wird, wird auch Sibylla fortgeschickt, eigentlich nur für ein paar Monate. Doch alles kommt anders und Sibylla wächst weit fort von Zuhause im Haus einer Hebamme und ihrer Familie auf.
Hier in Ellwangen fühlt sie sich sicher und findet als Hebamme ihre Berufung. Nach einigen Jahren kehrt sie zurück in ihren Heimatort, doch dieser hat sich verändert. Sie kann den düsteren Träumen nicht entgehen, immer öfter träumt sie von sich selbst in der Folterkammer, doch glaubt sie sich unter dem Schutz des Vogts, auch dann noch, als immer mehr Frauen und Männer aus ihrer Umgebung als Unholde - Hexen - bezichtigt und verbrannt werden. Sibylla mit ihrer offenen und forschen Art, ihren roten Locken und nicht zuletzt ihrem Kräuterwissen ist allerdings manch mächtigem Mann ein Dorn im Auge …

Leider hält dieses Buch nicht, was der Umschlagtext verspricht. Dunkle Geheimnisse der Mächtigen entdeckt Sibylla nur wenige, diese sind auch nicht überraschend, sondern für Menschen in Machtpositionen nur zu gewöhnlich. Und auch die Heilige aus dem Titel, die Zwillingsschwester Helena, kommt viel zu kurz und wird nur sehr selten mal auf ein paar Seiten angesprochen. Aus der Grundthese, dass der Aufenthaltsort darüber entschied, ob eine Frau ob ihrer Vorhersehungsgaben als Hexe oder als Stimme Gottes bezeichnet wurde, wird kaum etwas gemacht. Die ebenfalls interessante Figur der Helena wird nur als billige Auflösung und Begründung genutzt, mehr Raum erhält sie leider nicht. Und das, obwohl ein bisschen mehr aus Helenas Leben interessanter gewesen wäre als die Liebesszenen Sibyllas mit dem Pfarrer …

Die Handlung ist gut recherchiert, im Nachwort erläutert die Autorin, was historisch belegt ist und was dazu erfunden wurde. Doch diese historischen Fakten wurden leider nicht ein einen guten Stil gebracht. Vor allem anfänglich häufen sich langweilige Sätze, schwülstige Szenen und übertriebene Beschreibungen. Am Anfang gibt es kurz die Andeutung, dass Vater Schenkh erpresst wird, leider verliert sich dieser Faden komplett und wird nur ganz zum Schluss hin halbherzig und behelfsmäßig wieder hervor gekramt. Behelfsmäßig und schlecht durchdacht erscheint vieles, so dass die Charaktere immer unglaubwürdiger werden, je länger man liest.

"Die Hexe und die Heilige" hat einen sehr interessanten Ansatz, der leider nicht verfolgt wurde. So ist das Buch nur ein weiteres unter den vielen, die es bereits über Hexenverfolgungen gibt.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 2008 | ISBN: 9783426501375 | Preis: 8,95 Euro | 473 Seiten | Sprache: Deutsch

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