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 Die Insel der sprechenden Tiere


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Tim ist mit seinen Eltern ans Meer gefahren. Ein langer Sommerurlaub steht ihm bevor und er hat nicht vor, das Buch seines Onkels zu lesen. Doch nach drei Regentagen legt er sich ins Bett und beginnt zu lesen.
Ein Kapitän gerät mit seinem Schiff in einen schweren Sturm, er lässt die Mannschaft in die Rettungsboote und wartet bis zum letzten Augenblick, ehe er sich selbst in das winzige verbleibende Ruderboot rettet. Allein auf dem weiten Meer paddelt er nach Osten, dann nach Süden, schließlich nach Westen. Zu seinem Erstaunen sieht er eine Insel am Horizont. Auf seiner Karte ist sie nicht verzeichnet. Noch größer ist sein Erstaunen, als er auf der Insel sprechende Tiere findet. Er verlässt schnellstens die Insel, denn er will mit ihrer Entdeckung berühmt werden. Doch er findet sie, obwohl er nur zwei Seemeilen nach seinem Aufbruch an der deutschen Nordseeküste landet, nicht wieder.
Tim ist erstaunt. Warum hat der Kapitän nicht den Weg eingeschlagen, den er damals genommen hatte? Also erst nach Osten, dann nach Süden und dann erst nach Westen und nicht auf direktem Wege?
Tim leiht sich ein Boot und paddelt los. Und kaum eine Stunde später findet er die Insel. Doch die Tiere sprechen sehr seltsam. Worte, die der Löwe verwendet, sind immer wieder unverständlich, der Löwe nennt sich Rhabarber, die Giraffe Anemone. Auch Spinne und Vogel sind seltsam. Die Giraffe redet jeden Tag anders (montags nur A, dienstags nur O, mittwoch nur Ü ... statt der gewohnten Vokale - Ünümünü heißt sie mittwochs, Onomono am Dienstag), die Spinne fast nur mit "Pf" - "Pfuten Pfaf" statt "Guten Tag" und der Vogel "Kartoffelkohl" pfeift nur alle Buchstaben in Morsesprache. Doch leider landen Tierfänger auf der Insel und das Abenteuer beginnt erst richtig für Tim und die vier Tiere.

Dieses 79 Seiten lange Buch ist voller Ideen und überraschende Wendungen. Nicht immer einfach zu verstehen - vor allem Anemone und die Spinne machen Probleme -, macht die Geschichte einfach Spaß - und vor allem sechsjährigen, neunjährigen und vierzigjährigen Kindern gleichermaßen. Das Vorlesen macht Spaß, das Zuhören erst recht und dazu kommen noch die wundervoll niedlichen Bilder, die Wahed Khakdan beisteuert. Zwar sind es nicht viele Bilder, aber alle markanten Wendungen der Geschichte, alle Charaktere und die Landschaft sind Gegenstand der teils ganzseitigen, teils nur kleinen Illustrationen. Sie vervollständigen den guten Gesamteindruck, den dieses Buch macht.
Und wer sich fragt, warum ich diese Rezension geschrieben habe: Meine neunjährige Tochter gab mir vor einer Stunde das Buch und bat mich darum. "Sag allen Leuten, wie toll dieses Buch ist!", sagte sie und hat mich quasi gezwungen. Ein größeres Lob kann ich den Autoren, dem Lektorat und dem Verlag kaum machen. Wenn schon die kleinen Leser - zumindest versucht sie, die vielen Seiten zu lesen - und Zuhörer so voll des Lobes sind, muss ich dieses Buch auch den großen Lesern (zumindest denen, die noch Bücher lesen wollen) empfehlen. Es ist ein spannendes, lustiges, unterhaltsames Lesevergnügen - noch besser natürlich, wenn jemand zuhört. Das kann aber auch der Partner sein. Er muss dann aber wie Anemone mindestens zwei Seiten in der Montag- und der Donnerstag-Sprache der Giraffe vortragen - damit alle etwas zu lachen haben.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2005 | ISBN: 3833935618 | Preis: 12,90 Euro | 79 Seiten

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