Charley Webb hat sich in ihrem Leben gut eingerichtet. Die Journalistin schreibt regelmäßig eine unkonventionelle Kolumne für eine lokale Zeitung, und sie liebt ihre Kinder, die sie allein erzieht. Nur selten fällt ihr auf, wie schlecht sie sich mit ihrer Familie versteht, dass die Nachbarn sie wegen ihrer Verschlossenheit nicht mögen und dass sie im Grunde keine Freunde hat.
Dann treten zwei Ereignisse ein, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen. Zunächst erhält sie Droh-E-Mails, deren Absender erklärt, er hasse sie für ihre Kolumne, und sie verdiene es, samt ihren Bastard-Kindern umgebracht zu werden. Und sie bekommt Post von der jungen Jill Rohmer, einem Fan ihrer Kolumne. Jill sitzt im Todestrakt, weil sie drei Kinder bestialisch ermordet hat.
Jill möchte, dass Charley ihre Geschichte zu einem Buch verarbeitet, und verspricht, ihre Sicht auf die Taten offen darzulegen und vor allem Aspekte einzubringen, die sie im Prozess verschwiegen hat.
Charley weiß zunächst nicht, was sie tun soll. Sie als Mutter zweier von einem anonymen Psychopathen bedrohter Kinder soll ein Buch über eine perverse Kindermörderin schreiben? Aber natürlich reizt sie die Aussicht, mit einem solchen Buch berühmt zu werden wie ihre beiden Schwestern, erfolgreiche Autorinnen. Also setzt sie sich mit Jill Rohmers Anwalt in Verbindung, und die Ereignisse nehmen ihren Lauf.

Die Story ist insgesamt nicht schlecht, auch wenn dem Leser ziemlich bald "schwant", dass die beiden Handlungsstränge – die sich verdichtenden Bedrohungen per E-Mail und der Fortgang der Interviews mit Jill Rohmer -, irgendwann ineinander übergehen werden. Wer öfters Krimis oder Thriller liest beziehungsweise hört, wittert zudem zu früh die richtige Fährte. Das war der Autorin wohl bewusst, denn ein temperamentvoller Showdown soll dies offensichtlich kompensieren.
So wird es zum Schluss hin in der Tat spannend, doch über lange Zeit dümpelt die Handlung ziemlich belanglos vor sich hin. Die Autorin verliert sich in Nebensächlichkeiten und Oberflächlichem, Familienangelegenheiten werden in geradezu epischer Breite ausgewalzt, und damit der Leser beziehungsweise Hörer nicht ganz vergisst, worum es eigentlich geht, trifft gelegentlich mal wieder eine Droh-Mail ein. Diese hat nur kurze Wirkung, dann leidet Charley neuerlich verstärkt darunter, dass sich ihre schier magische Anziehung auf Männer in letzter Zeit anscheinend verringert hat, ein Problem, das sonst kaum eine Frau sähe, deren Kinder mit dem Tode bedroht werden.
Den Mangel an eigentlicher Handlung versucht die Autorin durch die Bestialität Jill Rohmers zu übertünchen, die Interview für Interview immer mehr hervortritt, aber vergangene Scheußlichkeiten vermögen die lahme Hauptstory nicht recht zu beleben.
Der Showdown lässt, wie erwähnt, dann doch echte "Tension" aufkommen – auf der letzten der sechs CDs geht es richtig "rund". Eine Bewertung nach den bei Media-Mania.de üblichen Sternen fällt schwer, denn die Sprecherin leistet vorzügliche Arbeit, findet sich ganz in die Rollen ein und gibt dem Hörbuch daher eine Spannung, die der Vorlage weitgehend fehlt.
Für Fans von der eigentlich herausragenden Autorin Joy Fielding sicherlich ein Muss, weist dieser Thriller deutliche Schwächen auf, die in der Hörbuchversion dank der kompetenten Sprecherin nicht so sehr zum Tragen kommen.

Eine Hörprobe gibt es auf der Website des Verlags: "Die Katze"