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Ned kann gar nichts. Er ist ein apathischer Loser, der weder kämpfen noch gärtnern, mit Frauen umgehen oder gar sich richtig fürchten kann. Doch, es gibt eine Sache, in der Ned absoluter Weltmeister ist: im Sterben! Aber dann steht er nach einem seiner gewaltsamen Tode immer wieder auf, also eigentlich ist er auch darin eine totale Niete. Jedenfalls brachte ihm dieses Verhalten den Spitznamen Never Dead Ned ein - und vielleicht ist das auch der Grund, warum ihn die Unmenschliche Legion, die erfolgreichste freischaffende Armee auf drei Kontinenten, von der Buchhaltung in die Kompanie der Oger versetzt, einem fürchterlich undisziplinierten Haufen aus Amazonen, Sirenen, Kobolden, Orks, Menschen, Baumwesen und natürlich Ogern.
Neds erste Amtshandlung als neuer Kommandeur der Kompanie ist es dementsprechend erstmal, zu sterben - doch auch diesmal erscheint die mysteriöse Rote Frau wieder, um ihn wie schon so oft zuvor von den Toten aufzuerwecken. Und wieder verschwindet sie, ohne Ned eine befriedigende Erklärung zu liefern. Dieser hat also nichts anderes übrig, als sich mit den finsteren Gestalten der Kompanie der Oger auseinander zu setzen. Keine einfache Aufgabe, schließlich planen deren drei Offiziere doch ständig die Ermordung des aktuellen Kommandeurs.
Neds Situation wird nicht gerade erleichtert, als sich die ultrafeministische Amazone Regina zu ihrer eigenen Scham in ihn verknallt - genau wie die attraktive, wenn auch etwas fischige Sirene Miriam. Wurde schon erwähnt, dass Ned überhaupt nicht mit Frauen umgehen kann? Das finstere Geheimnis, das ihn und sein Talent betrifft, nicht tot zu bleiben, wird ihm dabei jedenfalls kaum weiterhelfen - oh nein, dieses Geheimnis zieht ganz andere Gesellen an ...
Autor A. Lee Martinez hatte bereits vor einem Jahr mit
Diner des Grauens ein hinreißend charmantes Splatterdebüt hingelegt, in dem er dem Horrorgenre und vor allem einem Herrn Lovecraft humorvoll die lange Nase drehte. Mit
Die Kompanie der Oger nimmt er nun die miesesten, fiesesten Seiten der Fantasy aufÂ’s Korn - und erneut ist dabei ein Heidenspaß von einem Buch entstanden.
Mittlerweile hat man ja so viel Fantasy gelesen, dass man all die Klischeefiguren und Stereotypen nicht mehr ausstehen, geschweige denn ernst nehmen kann. Jeder einzelne Charakter in
Die Kompanie der Oger entspricht nun genau seinem eigenen Stereotyp und scheint dies auch zu wissen. Die Laune der Figuren ist daher so ziemlich im Keller, das Grinsen des Lesers wird dafür jedoch umso breiter, wenn Martinez seine zahlreichen schrillen Nebenfiguren vorstellt, die zugegeben doch manchmal ein bisschen von der Norm abweichen. Da gibt es die beschriebene männerfeindliche Amazone, die sich zu ihrem Erschrecken in Ned verknallt, da gibt es einen zweiköpfigen Oger, der mit sich selbst Höflichkeiten austauscht, einen Ork, der vielleicht ein Kobold ist, dies aber bestreitet, ein Zigarette rauchendes Baumwesen, einen blinden Propheten, der die Zukunft hören kann, und vor allem jede Menge Kobolde, die zermatscht, getreten, verbrannt und gefressen werden. Zimperlich geht Martinez mit seinen Figuren wahrlich nicht um, den Bodycount treibt er - vor allem auf Seiten der Kobolde - fröhlich in die Höhe, ohne sich um Fragen der Ethik zu scheren, aber davon hat in der Kompanie der Oger wahrscheinlich eh noch nie jemand was gehört. Der Humor des Buchs - und da setzt sich A. Lee Martinez deutlich von den sofort ins Gedächtnis springenden Autoren Douglas Adams und Terry Pratchett ab - ist daher kohlrabenschwarz, mitunter sogar zynisch. Aber seit jenen anderen beiden Autoren hat es noch keiner geschafft, dem Leser ein derart permanentes Grinsen auf das Gesicht zu zaubern, geschweige denn ihn mehrmals dazu zu bringen, laut aufzulachen. Wenn Herr Martinez so weitermacht, muss er sich vor den anderen Größen humoristischer Fantasy ganz und gar nicht mehr verstecken. Der Humor dieses Buchs ist einfach mal top.
Natürlich steht alles andere dieser Geschichte nur im Dienste der Lacherzeugung. Bizarre Nebenfiguren sind nur deswegen enthalten, weil sie so bizarr sind, ulkige Dialoge werden um ihrer selbst Willen vorgetragen und komische Dinge geschehen, ohne weitere Auswirkungen auf die Handlung zu haben. Diese ist fantasy-typisch anspruchsfrei, bleibt sich jedoch, wie der gesamte Roman, zu jeder Zeit selbst treu und ist ein kurzweiliger, dreckiger Spaß von Anfang bis Ende. Ein Buch also, bei dem der schnelle Lacher zählt und funktioniert, bei dem die gängigen Klischees des Genres gekonnt karikiert werden und bei dem auf bizarre Weise gestorben wird, dass es eine wahre Freude ist. Der einzige Grund, warum
Die Kompanie der Oger dem letzten Buch MartinezÂ’,
Diner des Grauens, unterlegen ist, ist das Fehlen wirklich sympathischer Hauptfiguren. Aufgrund der Fülle an Charakteren bekommt kaum einer wirklich Raum, um das Herz des Lesers selbst mit seiner schlechten Laune zu erobern - und Never Dead Ned ist einfach zu sehr Loser, als dass man ihn wirklich mögen könnte. Nicht mal mehr das schafft er!