Der norwegische Film „Die Kunst des negativen Denkens“ handelt zunächst einmal von einer Selbsthilfegruppe für Schwerbehinderte. Die soll einem Ehepaar helfen, ihre Beziehung zu retten. Geirr, der Ehemann, sitzt nämlich seit einem Verkehrsunfall im Rollstuhl, während seine Frau Ingvild daran verzweifelt, dass sie den Kontakt zu ihm verloren zu haben scheint: Der verbitterte Geirr sitzt nur noch in seinem Zimmer, kifft und guckt alte Kriegsfilme. Also bittet Ingvild die Psychologin Tori und deren Selbsthilfegruppe um Hilfe. Tori erscheint zunächst als eine energische, blonde Frau, die die ihr Anvertrauten unerbittlich auf positives Denken trimmt. Schnell wird jedoch klar, dass es nicht das Mitgefühl für die Behinderten ist, das sie antreibt, sondern dass sie sich vor allem mit ihrem Programm des positiven Denkens durchsetzten will.
Als sie mit den drei Behinderten der Gruppe in der abgelegenen Villa Geirrs und Ingvilds eintrifft, ist sie alles andere als willkommen. An Geirr beißt sich die Psychologin die Zähne aus. Der durchschaut sie nämlich und verweigert sich strikt dem Programm der Selbsthilfegruppe. Während Tori zu immer aggressiveren Methoden greift, um die Oberhand zu behalten, beeinflusst Geirrs Art zu denken nach und nach die anderen Behinderten: Lillemor, eine in die Jahre gekommene Hausfrau, deren eigentliche Behinderung ist, dass sie niemanden hat, der sich um sie kümmert; Asbjorn, ein früher erfolgreicher Geschäftsmann, der seit einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt; und Marte, ein hübsches, querschnittsgelähmtes Mädchen, deren Gesicht zu einer Art irrem Lächeln erstarrt ist. Sie alle sind durch die Selbsthilfegruppe darauf fixiert, ihre Probleme in den Hintergrund zu drängen. Geirr zeigt ihnen, dass es besser ist, ehrlich zu sein und sich mit den Dingen auseinanderzusetzen, statt so zu tun, als wäre alles gar kein Problem.
In dieser Nacht – nachdem sie Tori erst einmal losgeworden sind - starten Geirr, Marte, Lillemor und Asbjorn eine Party, die immer mehr ausartet und schließlich destruktive Züge annimmt, als sich alle vier mit ihrer lang unterdrückten Verzweiflung auseinandersetzten. Und wohin das alles führt bleibt für den Zuschauer bis zum Ende hin spannend.
Dem Film liegt ein eigentlich sarkastischer Ton zugrunde. Schon als die Selbsthilfegruppe am Anfang vorgestellt wird, mit ihrem Mantra, dass man immer nur lächeln und an das Gute denken soll, kommt dem Zuschauer das irgendwie verquer und falsch vor. Denn die Teilnehmer wirken nicht im eigenen Sinn glücklich, sondern eher erstarrt, da sie sich überhaupt nicht mit ihren Problemen auseinandersetzten dürfen. Geirr bildet mit seiner Rücksichtslosigkeit, auch gegenüber seiner Frau, und seiner Wut das andere Extrem, was dem Zuschauer aber irgendwie auch nicht als Lösung erscheint. Das Zusammentreffen dieser beiden ist auf jeden Fall interessant, auch wenn es irgendwann etwas überdrehte Züge annimmt. Bei dem Film handelt es sich zwar auf jeden Fall um ein „Feel-bad-movie“, doch der Eindruck einer schwarzen Komödie, den man beim Schauen der Trailern gewinnen könnte, trügt. Es gelingt dem Film nämlich nicht, die Probleme der Protagonisten mit Humor zu nehmen, stattdessen werden sie dem Zuschauer ungeschönt vor Augen geführt, bis man sich wirklich schlecht fühlt.
Abgesehen davon lebt der Film von den ganz unterschiedlichen Charakteren, die jedoch nicht tief genug entwickelt werden. Vor allem Lillemor und Asbjorn bleiben vor allem durch ihre Krankheiten charakterisiert.
Insgesamt ist „Die Kunst des negativen Denkens“ ein zwar durchaus interessanter Film, der einen jedoch mit einem etwas flauen Gefühl zurücklässt. Der stets unterlegte Sarkasmus macht ihn durchaus sehenswert, allerdings hätte man aus der Thematik auch noch mehr rausholen sollen, insbesondere durch eine etwas weniger oberflächliche Betrachtung der Charaktere.
Als Extra gibt es ein 25minütiges Making-Of, das recht ausführlich vorstellt, wie der Film entstanden ist. Es setzt sich aus verschiedenen Szenen vom Dreh und Interviews mit Regisseur und Darstellern zusammen. Allerdings ist es nur in Norwegisch mit deutschen Untertiteln verfügbar.