Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Extras | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Hrothgar, König von Dänemark, gibt ein rauschendes Fest. Met fließt in Strömen und seine Männer jubeln ihrem Herrscher in glühender Verehrung zu. Ihr lautstarker, fanatischer Gesang schallt weit über die schneebedeckte Landschaft. Bis zu den nahen Bergen dröhnt das Jubeln der Mannen Hrothgars. In einer dunklen, in ein mythisches, überirdisch schimmerndes Blau getauchten Höhle wacht Grendel auf. Er stöhnt und schreit unter großen Schmerzen und voller Qual auf. Das wilde Geschrei der Menschen dringt in seinen verformten, monströsen Schädel und lässt ihn wimmern und sich winden. Nur die Stimme seiner Mutter redet sanft auf ihn ein und versucht, ihn zu beruhigen. Doch seine Mordlust ist geweckt. Er muss diesen schreienden Pöbel zerquetschen, zerreißen und auffressen. Sein unheiliges Tun vernichtet einen Großteil des Gefolges Hrothgars. Nur ihn selbst will, kann Grendel nicht töten. Er flieht vor des Königs Schwert in die Dunkelheit seiner Höhle und sucht in den Armen seiner Mutter das Vergessen.
Hrothgar weiß um das gepeinigte Monster. Er allein kennt die Wahrheit um seine Entstehung und er allein kennt den Preis, den er, der König von Dänemark, dafür zahlen muss. Doch wider Erwarten erscheint just in diesen dunklen Zeiten für den Königshof ein strahlender Held. Beowulf, mächtiger Krieger der Geatas, will sich dem Monster stellen und es töten.
Kaum ist die Halle wieder eröffnet, das Fest mit Met und wildem Geschrei im Gange, erscheint Grendel. Doch diesmal erwartet ihn der nackte und zu allem entschlossene Beowulf. Er stellt sich der Kreatur, nicht ahnend, dass die eigentliche Gefahr von Grendels Mutter ausgeht, die in ihrer Höhle nur darauf wartet, sich Beowulfs anzunehmen.
"Hwæt. We Gardena in gear-dagum" - Dem Sprachwissenschaftler, der sich mit Angelsächsisch (oder genauer dem Spätwestsächsischen) auseinandersetzt, geht das Herz auf, wenn er die erste Zeile des Heldengedichts "Beowulf" liest. Keine andere Quelle gibt so ausführlich und in einem einzigen Sinnzusammenhang die Feinheiten dieser untergegangenen Sprache wieder, wie das mehr als dreitausend Zeilen lange Epos aus dem Jahre 700 nach Christus (so die ungefähre Datierung).
Dies zum Ausgangspunkt nehmend, versuchte Robert Zemeckis einen Kinofilm zu kreieren, der das Tragische, Epische, Rohe dieser Zeit dokumentieren und variieren sollte. Doch anstatt mit Schauspielern in die Welt zu ziehen und Szene für Szene aneinander zu reihen, zieht es ihn ins Studio. Unter Zuhilfenahme neuester Computertechnik, einer blauen Leinwand und einer Handvoll Weltstars versucht er, den düsteren Stoff rund um Grendel und Beowulf auf gänzlich andere Art umzusetzen, als viele es erwartet haben.
Er digitalisiert die Gesichter der Stars, rendert im Computer Hintergründe und Settings und lässt eine spezielle Software daraus bewegte Bilder erzeugen. Dem wird nur noch Ton und Musik hinzugefügt - und fertig ist der Film.
Zwar ist es nicht ganz so einfach, doch im Endergebnis bekommt der Zuschauer einen Film zu sehen, der große Ähnlichkeit mit einem Computerspiel hat. Dank der Liste der Stars, enormer Werbung und riesiger Vorschusslorbeeren, nebst der werbewirksamen 3-D-Technik für speziell dafür eingerichtete Kinos, ist dem Film auch ein großes Publikum sicher. Allein das Versprechen, eine nackte Angelina Jolie zu sehen zu bekommen, wirkt wie kostenlos verteiltes Viagra auf einer Junggesellenabschiedsparty.
Dies alles gibt es seit dem 4. März 2008 auch auf DVD zu sehen, inklusive einigen Extras, von denen ein zwanzigminütiges Special über die cgi-Technik herausragend ist.
Doch schon nach wenigen Minuten scheiden sich an dem Film die Geister. Für die einen ist es ein unglaublich gut gemachter Animationsfilm, für die anderen ist es ein seelenloses, deprimierend von seiner Vorlage entfremdetes Produkt. Ein Blick in die Augen der "Menschen" reicht aus - kein Gefühl, kein Ausdruck, keine Seele. Auch die Bewegungen der Menschen, Tiere und Monster sind lange nicht so perfekt wie erhofft oder versprochen. Gesichter verändern sich wie eine Wachsmaske, die zu nah ans Feuer gerät, Menschen bewegen sich wie unter Drogen, Tiere wie Gummienten. Nur Grendel, eigentlich das Monster, das Untier, das Schreckliche, wirkt "menschlich", tief verstört und lässt den Zuschauer vor Mitgefühl erbeben.
Auch die Geschichte an sich wird im Verlauf des Films immer unlogischer, zusammengestückelt und unmotiviert. Die fünfzigjährige Herrschaft Beowulfs wird in einer einzigen Minute abgehandelt, Grendel zum Beiwerk, der Drache nur im Finale sichtbar.
Doch gerade dieses Finale zeigt auch, welche Stärken in der verwendeten Technik schlummern. Die Kamerafahrten neben, unter, hinter, über dem Drachen, die Dramatisierung des Geschehens durch Zoom-, Dreh- und Schwenkeffekte ist atemberaubend. Solch einen Drachen haben das Kino und der DVD-Betrachter noch nicht gesehen.
Dieser Film ist grandios. Und grandios gescheitert. Wer die reine Unterhaltung durch Computereffekte sucht, sich an der Grafikpracht nie gesehener, virtueller Hintergründe ergötzen kann und miterleben will, wie ein ganzer Film aus einer Software heraus entstehen kann, das alles garniert mit epochaler, beeindruckender Musik, muss sich "Beowulf" ansehen. Wer aber diese seltsame Art der Schauspielerführung - und es handelt sich wirklich um ausgesucht gute Mimen - als ein Trauerspiel ansieht, auf kitschige, vorhersehbare und ziemlich dämliche Dialoge verzichten kann und nichts Erotisches an digitalen Brüsten findet, sollte sich dieser DVD nicht nähern - er wird sonst Schüttelfrost bekommen. Und wer das epische Heldengedicht "Beowulf" kennt, schätzt und seinen Inhalt und dessen Wirkung als wichtig erachtet, muss am Film "Beowulf" vorübergehen, denn bis auf einige wenige Motive hat dieses cgi-Spektakel nichts mit der Sage des fehlbaren Helden zu tun.
Noch ein Wort zur FSK-12. Diese Einordnung ist ein grober Schnitzer. In Anbetracht der brutalen Gewalt, die immer wieder als reiner Selbstzweck zu sehen ist, wäre FSK-16 angemessener. Von Sex kann allerdings keine Rede sein - das halten auch Sechsjährige spielend aus.