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Im Mai 2006 erschien in der Zeitschrift "Asimov's Science Fiction" in den Vereinigten Staaten von Amerika die Kurzgeschichte "The Walls of the Universe". Nominiert für mehrere Preise, machte Autor Paul Melko aus der Geschichte ein Buch. Unter dem Titel "Die Mauern des Universums" veröffentlicht
Heyne die Sci-Fi-Story um den jungen John Rayburn, der auf seinen Doppelgänger trifft und in ein haarsträubendes Abenteuer schlittert.
John Rayburn kann es kaum fassen. Eines Tages steht ihm ein Doppelgänger gegenüber, der behauptet, aus einer parallelen Realität zu stammen. Unzählige soll es davon gegeben, die sich in größeren oder kleinen Begebenheiten von diesem Universum unterscheiden. Ein faszinierender Gedanke und John ist recht schnell von der Idee überzeugt, einen solchen Sprung durch die Mauer zwischen den Universen auszutesten. Das dafür notwenige Gerät lässt sich einfach um die Brust schnallen und so nimmt er es von seinem Doppelgänger entgegen und wagt einen Versuch - mit katastrophalen Folgen.
Denn während John Prime, so nennt sich der Zwilling, es sich nun in Johns Leben bequem macht, bemerkt dieser schnelle: Es gibt kein zurück. Die Maschine ist defekt und mit jedem weiteren Sprung entfernt er sich weiter von seinem Universum. Dabei bereist er die groteskesten Orte und wird mit unglaublichen Konfrontiert. Des Springens müde will er sich in einem Universum niederlassen, steht dort jedoch plötzlich einer Gefahr gegenüber, mit der er nie gerechnet hätte.
Ganz im Stil von "Sliders", der bekannten Fernsehserie aus den 90er Jahren, erzählt Paul Melko die Geschichte eines Jungen, der seine Realität verlässt und den Rückweg nicht mehr findet. Eine interessante Ausgangssituation, die der Autor erschafft und die den Leser recht schnell gefangen nimmt. Die Story spielt auf zwei Ebenen. Während auf der einen Seite das Leben von Jonny Prime beleuchtet wird, der sich nun im Leben des Farmerjungen zurechtfinden muss und dabei allerlei Schaden anrichtet, steht auf der andern Seite das Original im Vordergrund, das sich ein komplett neues Leben aufbauen muss.
Zu Beginn konzentriert sich der Autor auf die verschiedenen Realitäten, die Jonny bereist und lässt hier eine immense Ideenvielfalt einfließen. Neben den bekannten Charakteren aus seinem Ursprungsuniversum wird Jonny auch mit veränderten politischen und technologischen Umfeldern konfrontiert. Im zweiten Teil des Buches stehen der Aufbau von Jonnys neuem Leben im Vordergrund und sein Versuch, die Maschine zu entschlüsseln und ihren Defekt zu beheben. Paul Melko schreibt flüssig und schnell, versteht es, den Leser in seinen Bann zu ziehen und baut einige interessante Twists in seine Geschichte ein. Nicht umsonst wurde die Novelle, auf der das Buch basiert, für mehrere Awards nominiert.
Der Leser darf hier jedoch auf keine von Sci-Fi-Technik überbordende und von Raumschiffen bevölkerte Story hoffen. Im Mittelpunkt stehen die unterschiedlichen Charaktere der beiden Jonnys und deren Umgang mit den Situationen, in denen sie sich befinden. Die Technik des Gerätes wird nur angeschnitten und auch die Hintergründe um die Gesellschaft, in der das Gerät erbaut wurde, werden nur angedeutet. Und auch wenn der Leser am Ende weiß, was ein "Singleton" ist, so bleiben doch eine Menge Fragen ungeklärt. Ärgerlich, aber dank einer mitreißenden Story und eines geschickten Spannungsaufbaus zu verschmerzen.
Fazit:
Paul Melko entführt den Leser in eine faszinierende Geschichte aus parallelen Realitäten und tiefschichtigen Charakteren. Stück für Stück werden die Hintergründe enthüllt und in einem furiosen Finale die Fäden verknüpft. Einziges Manko: Einige Fragen bleiben ungeklärt und lassen den Leser unbefriedigt zurück. Trotzdem ein Lesespaß, der nicht verpasst werden sollte!