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 Die Mitternachtsbibliothek

Autoren: Matt Haig
Übersetzer: Sabine Hübner
Verlag: Droemer

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Seit längerer Zeit verliert die 35-jährige Nora Seed zunehmend ihren Lebensmut. Sie hat im Grunde genommen nichts aus ihren Begabungen und Fähigkeiten gemacht und den Kontakt zu den wenigen Menschen, die ihr etwas bedeuten, fast völlig eingestellt. Nun verliert sie auch noch ihre Arbeit, die ihr Halt gab, und ihr Kater stirbt.
Das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Nora versucht, sich das Leben zu nehmen.

Zu ihrem Erstaunen findet sie sich jedoch in einer riesigen Bibliothek wieder, zusammen mit ihrer ehemaligen Schulbibliothekarin, zu der sie ein gutes Verhältnis hatte. Nora erfährt, dass die unendlich vielen Bücher in dieser Bücherei mit allen potenziellen Leben gefüllt sind, die Nora hätte haben können, wenn irgendetwas zu einem bestimmten Zeitpunkt anders gelaufen wäre.
Als Schülerin war Nora eine Wettkampfschwimmerin. Und sie schrieb Songs, spielte Klavier und sang in der Band, die sie mit ihrem Bruder und einem Freund gegründet hatte. Sie liebt Philosophie, sie war verlobt. Es würde zu weit führen, auf alle Möglichkeiten einzugehen, die Nora in Bezug auf ein erfülltes Leben offenstanden.
Nichts davon entwickelte sie weiter.
In der Mitternachtsbibliothek, dieser Welt zwischen Leben und Tod, kann sie alle erdenklichen Leben ausprobieren und sich, wenn sie möchte, für eines davon entscheiden.

Einsam und depressiv zu sein, das Verpassen von Chancen bereuen und doch nicht in der Lage sein, einen Neubeginn zu wagen: das kennen viele Menschen. Nora wählt für sich den Suizid als Ausweg, der sie in die geheimnisvolle Mitternachtsbibliothek befördert. Dort probiert sie tatsächlich etliche ihrer potenziellen Leben aus, manche länger, andere kürzer, und allmählich wird ihr bewusst, welches Potenzial sie in sich trägt.

Matt Haig, selbst mit dem Thema Depression gut vertraut, erzählt in einem leichten, unkomplizierten Stil von Nora, die als Charakter überzeugt, auch wenn sie möglicherweise nicht jedem Leser von Anfang an sympathisch sein wird. Das mag auch daran liegen, dass sich gewisse Anteile von Nora in uns finden, die wir nicht so gerne wahrhaben möchten. Nora entwickelt sich im Verlauf des Romans jedoch enorm und dies in völlig glaubwürdiger Weise. Jedes ihrer "Alternativleben" bringt ihr neue Erkenntnisse und führt sie näher an neuen Lebensmut heran.
Darüber hinaus ist es höchst spannend, die anderen Figuren aus Noras nächster Umgebung aus den unterschiedlichen Perspektiven heraus zu betrachten, die sich durch die verschiedenen Lebensläufe von Nora selbst ergeben, denn diese beeinflussen natürlich auch den jeweiligen Werdegang und die Charakterausformung der anderen Protagonisten.

"Die Mitternachtsbibliothek" zeugt von profunder Menschenkenntnis und ausgeprägtem Einfühlungsvermögen seitens des Autors. Weit davon entfernt, ein Ratgeber zu sein, lebendig und manchmal auch ein wenig spielerisch erzählt, zeigt der Roman eine enorme Tiefe und regt den Leser in unaufdringlicher Weise immer wieder an, sein eigenes Leben zu reflektieren, denn die Fragen, die Nora umtreiben, beschäftigen jeden Menschen.
Der versöhnliche Schluss tut gut und kommt doch ohne Kitsch aus.

Droemer hat das Buch ausgesprochen schön und geradezu edel gestaltet. So erhält der zauberhafte Inhalt einen passenden Rahmen.
Absolute Empfehlung, auch als Geschenk für nahestehende Menschen!


Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2021 | ISBN: 9783426282564 | Originaltitel: The Midnight Library | Preis: 20,00 Euro | 318 Seiten | Sprache: Deutsch

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