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Frank Festa, von einigen Menschen mittlerweile als Gruselpapst Deutschlands bezeichnet, hat sich mit seinem Festa-Verlag vor allem auf dem Gebiet der Anthologien klassischer gruseliger Kurzgeschichten einen Namen gemacht. Dies liegt jedoch nicht nur an der Lizenz zur Veröffentlichung von Werken H. P. Lovecrafts oder Clark Ashton Smith?. Gerade die Tatsache, dass Festa als Verleger den Mut aufbringt, auch unbekanntere Autoren vergangener Zeiten zu veröffentlichen, kann ihm nicht hoch genug angerechnet werden. Die neueste Kurzgeschichtenanthologie trägt den Titel "Die Pflanzen des Dr. Cinderella", abgeleitet von der gleichnamigen, hier abgedruckten Geschichte von Gustav Meyrink.
"Die Pflanzen des Dr. Cinderella" enthält auf 448 Seiten 25 Kurzgeschichten von 21 verschiedenen Autoren. Neben einigen wohlbekannten Namen wie Poe, Howard und Stoker - deren Geschichten in diesem Band eher Alibi-Charakter einnehmen und wohl einen zusätzlichen Kaufanreiz bewirken sollen - sind es vor allem die frühen Fantasten, die in diesem Buch vertreten sind. Namen wie Gustav Meyrink und Karl Hans Strobel gehen oft - meist zu Unrecht - im direkten Vergleich mit ihrem berühmteren Berufsgenossen unter. Für einige der hier vertretenen Autoren war der Ausflug in die Fantastik auch nur von kurzer Dauer, wie beispielsweise bei Ralph Adams Cram, der lediglich sechs Geistergeschichten verfasst hat, von denen fünf in dem vorliegenden Band abgedruckt sind.
Die Autoren stammen größtenteils aus dem englischsprachigen und deutschen Raum. Sehr angenehm fällt auf, dass fast jedem eine Seite mit Bild und Kurzbiographie gewidmet ist. Mit einem Veröffentlichungszeitraum von annähernd hundert Jahren (1839 bis 1932) bieten die enthaltenen Erzählungen einen guten Überblick über die unheimliche Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Erfreulicherweise lässt sich feststellen, dass kein qualitativer Ausfall zu verzeichnen ist. Auch wenn die einzelnen Geschichten von unterschiedlicher Qualität sind, lassen sie sich doch alle sehr angenehm lesen und bieten auch für sehr kurze Mußezeiten gute Unterhaltung.
"Die Pflanzen des Dr. Cinderella" ist eine interessante und vielseitige Anthologie unheimlicher Kurzgeschichten. Der Schwerpunkt liegt dieses Mal nicht auf bekannten Namen wie Poe oder Stoker, sondern auf den eher vergessenen Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts. Etwas befremdlich erscheint, dass Ralph Adams Cram mit insgesamt fünf Geschichten vertreten ist, während von anderen, ebenfalls vielversprechenden Autoren nur eine Erzählung enthalten ist. Doch dies ist nur ein kleines Detail am Rande, das den Lesegenuss nicht beeinträchtigt. Kurzum: "Die Pflanzen des Dr. Cinderella" ist der ideale Band für Freunde unheimlicher Geschichten, die einmal den Blick über den Tellerrand des Altbekannten werfen und ein paar neue Autorennamen kennen lernen möchten.