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 Die Queen


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Die Wahl Tony Blairs zum neuen Premierminister markiert 1997 einen Umbruch in der Politik Großbritanniens. Der Labour-Frontmann verspricht frischen Wind in der zuvor streng konservativ geführten Regierung. Nur eine Person steht über ihm und dem Wirbel, der um seine Wahl gemacht wird: die Queen, Elizabeth II., die ihn formal in seinem Amt bestätigt und sich ansonsten aus seinen Affären vornehm zurückhält.
Kurze Zeit später sind sie und die königliche Familie jedoch bitter auf das politische Geschick Blairs angewiesen. Denn der Tod Prinzessin Dianas im August 1997 versetzt Großbritannien in kollektive Trauer. Ein Massenphänomen breitet sich aus, das das Land in Lethargie versetzt. Die Royals waren jedoch noch nie gut auf Prinz CharlesÂ’ Ex-Ehefrau zu sprechen und weigern sich strikt, Stellung zu der Angelegenheit zu nehmen und öffentlich mit ihrem Volk zu trauern. Stattdessen sitzen sie die Angelegenheit auf ihrem Anwesen in Schottland aus. Dies hat katastrophale Folgen: Das Volk schreit nach seiner Königin, verlangt nach einer Stellungnahme, nach einer Anerkennung der in den Medien so präsenten Prinzessin, die es so geliebt hat. Doch die Weigerung der Queen sorgt für Unmut, die kritischen Stimmen der Presse werden immer lauter. Und während das Volk sich immer mehr für eine Abschaffung der Monarchie auszusprechen beginnt, ist Premierminister Tony Blair verzweifelt damit beschäftigt, der sturen Queen klarzumachen, wie sie die Situation noch retten kann.

Die aktuelle Monarchie Großbritanniens ist schon merkwürdig. Einen wirklichen politischen Zweck erfüllt die britische Königin, ähnlich unserem deutschen Präsidenten, eigentlich nicht mehr, lediglich für Formalitäten und Auslandsbesuche wird sie noch eingesetzt - im politischen Alltag spielt sie schon längst keine Rolle mehr. Der ganze königliche Zirkus ist nur noch ein Prestigeobjekt Großbritanniens, das Relikt einer uralten Tradition, die bereits seit über tausend Jahren auf der Insel Bestand hat. Doch übt auch dieses Prestigeobjekt noch eine unbändige Faszination aus, wie sich im hochsympathischen und hochintelligenten Dokudrama "Die Queen" von Stephen Frears zeigt. Darin ist der frisch gebackene Premierminister Tony Blair, durch seine monarchiefeindliche Frau eigentlich abgeklärt, vor dem ersten Treffen mit der Königin aufgeregt wie ein kleines Kind - die Imposanz dieser uralten Institution verfehlt ihre Wirkung halt immer noch nicht. Doch wie alt und überholt die Position des Staatsoberhaupts Großbritanniens wirklich ist, dieses Thema liegt im Herzen von Stephen FrearsÂ’ "Die Queen".

Man kann es herunterbrechen auf den uralten Konflikt Alt gegen Neu, der hier mittels der Ereignisse in der Woche nach dem Tod von Prinzessin Diana aufgegriffen wird. Doch was "Die Queen" über diesen Konflikt zwischen Royalität und Volk auf geniale Weise aufgreift, ist der grundsätzliche strukturelle Wandel unserer Gesellschaft, der sich im letzten Jahrhundert vollzogen hat. Damals hatte es noch ausgereicht, den Titel König oder Königin zu tragen, um über jeden Zweifel erhaben zu sein. Heute wird selbst diese Säule der britischen Politik in ihren Grundfesten erschüttert, wenn sie das moderne Spiel der Medien, über das sich Politik heutzutage nunmal definiert, nicht mitmacht. Hilflos verfolgt die Queen die immer negativeren Schlagzeilen, die gegen sie gemacht werden, während der smarte und agile Tony Blair, ganz Medienprofi, auf den Schlagzeilen regelrecht surft. Der Unterschied zwischen Königin Elizabeth II. und Lady Di und der Grund, warum letztere so sehr geliebt wurde, ist, dass sie genau wusste, wie sie sich dem Volk zu präsentieren hatte. Dass dies mittlerweile alles bedeutet und Tradition dem gegenüber einen sehr geringen Stellenwert einnimmt, das ist an der Monarchie bis zu dieser fatalen Woche vorübergegangen und genau das stellt "Die Queen" auf hinreißende Weise dar. Die einzige Möglichkeit, wie sie sich noch retten kann, ist, mit uralten Traditionen zu brechen und sich auf diese neue Spielart der Politik herabzulassen, sich selbst symbolisch zu erniedrigen.

Über Helen Mirren in der Titelrolle muss man nicht mehr viele Worte verlieren, außer die, dass sie jede einzelne Auszeichnung für ihre Rolle als Königin von England vollkommen verdient hat - eine Meisterleistung! Doch auch Michael Sheen als Tony Blair liefert eine tolle Performance. Der Unterschied zwischen dem Medienmann im Kinderzimmer und der Königin im schottischen Anwesen ist köstlich und an sich bereits vielsagend. Über die 100 Minuten Spielzeit vermögen die Leistungen dieser beiden Darsteller den Film alleine zu tragen, doch das tapfere Standhalten der Monarchie vor dem Drängen einer blutgierigen Mediengesellschaft bis zu ihrer Kapitulation hat eine ganz eigene Spannung und einen ganz eigenen, charmanten Humor. Die Einblicke in das Leben der Royals mögen zwar spekulativ sein, sind jedoch alles andere als karikaturhaft und strahlen ihre ganz eigene, königliche Würde aus. "Die Queen" zählt schon jetzt zu den besten Filmen des Jahres und dank Helen Mirrens Leistung bekommt man wieder gehörigen Respekt vor dem britischen Staatsoberhaupt - auch wenn dessen Rolle längst nicht mehr die ist, die sie einmal war.

"Die Queen" wird auf DVD nur als nackter Film ohne jegliche Bonusmaterialien vertrieben. Das ist sehr schade, schmälert die Qualität des Hauptfilms jedoch natürlich kein bisschen.
Bild- und Tonqualität sind dafür einwandfrei.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. August 2007 | Laufzeit: 100 Minuten | Originaltitel: The Queen | Preis: 15 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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