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 Die Rache trägt Prada

Der Teufel kehrt zurück


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Acht Jahre sind vergangen, seit Andrea Sachs für das Modemagazin Runway arbeitete und sich jeden Tag von Miranda Priestly, dem Teufel in Person, schikanieren lassen musste. Immer noch plagen Andy Albträume von dieser grauenvollen Zeit als Assistentin der herrischen und herzlosen Chefredakteurin. Doch seit Andys spektakulärer Kündigung in Paris, als sie Miranda verkündete, sie könne sie "am Arsch lecken", hat sich viel geändert: Andy hat mit ihrer besten Freundin ein eigenes Brautmagazin auf den Markt gebracht, das hervorragend läuft und viel Lob erhält. Zudem steht Andys Hochzeit mit Max, einem gutaussehenden und erfolgreichen Geschäftsmann aus einer hochangesehenen New Yorker Familie, unmittelbar bevor. Doch ausgerechnet am Tag der Hochzeit überfallen Andy schlimme Zweifel. In einer Tasche von Max findet sie einen Brief ihrer zukünftigen Schwiegermutter, welche darin mehr als deutlich macht, dass sie Andy für die falsche Wahl hält und sie nicht ausstehen kann. Zudem wird in dem Brief auf ein Treffen zwischen Max und einer Ex-Freundin verwiesen, was ja so erfreulich gewesen sei. Andy wird ganz schlecht, denn Max hat nie erzählt, dass er kürzlich seine Ex getroffen hat. Was soll sie nur tun – die Hochzeit abblasen oder einfach durchziehen, trotz aller Zweifel? Und es kommt noch schlimmer, denn völlig unvermittelt tritt Miranda Priestly wieder in Andys Leben - der Teufel kehrt zurück ...

"Die Rache trägt Prada" ist die lang erwartete Fortsetzung von Lauren Weisbergers Debütroman "Der Teufel trägt Prada", welcher mit Meryl Streep und Anne Hathaway in den Hauptrollen verfilmt wurde. Wer sich am Film orientiert und einen ähnlich bissigen und satirischen Spaß mit vielen Seitenhieben auf die überkandidelte Modebranche erwartet, liegt hier jedoch falsch mit seinen Erwartungen - tatsächlich enttäuscht "Die Rache trägt Prada" sehr.

Das liegt unter anderem daran, dass Miranda Priestly, die interessanteste Figur im Roman, keine große Rolle mehr einnimmt und nur in einer Handvoll Szenen in Erscheinung tritt. Priestly ist hier, anders als im Film, wo Meryl Streep sie brillant als unausstehliche, aber doch einen Hauch menschliche und vor allem aberwitzig überzeichnete Figur verkörperte, schlicht und einfach unverschämt, soziopathisch und nervtötend. Es ist einfach nicht begreiflich und auch überhaupt nicht unterhaltsam, wenn erwachsene Frauen, die Kinder in die Welt gesetzt haben, beruflich erfolgreich sind und sich in der High Society bewegen, vor so jemandem zu kleinen stammelnden Kleinkindern mutieren und sich gnadenlos unterbuttern lassen. Eine unerträglich weinerliche Andy Sachs, die Albträume wegen eines fast zehn Jahre zurückliegenden Ereignisses hat und fast in Psychotherapie muss wegen ihrer bösen Chefin, sorgt für keinen Spaß beim Lesen.

Lauren Weisberger hat, anders als in "Der Teufel trägt Prada", wo Andy als Ich-Erzählerin auftrat, als Erzählform diesmal die der dritten Person gewählt - eine schwer verständliche Änderung, die die Leserin von der Hauptfigur entfernt und das Verständnis für Andys andauernde Heulerei noch weiter senkt.

Der Knackpunkt ist im Großen und Ganzen aber, dass "Die Rache trägt Prada" langweilig und belanglos ist, die Handlung plätschert mit Nichtigkeiten dahin, die man aus anderen Frauenromanen bereits kennt, dort aber knackiger und spannender verpackt (Frau zweifelt an der Treue ihres Mannes, an ihrer Karriere, an ihrer Rolle als Mutter). Weisberger beginnt mit einem recht guten Aufhänger - Andy ist sich am Hochzeitstag ihrer Liebe zu Max nicht mehr sicher -, der viel Raum einnimmt, dann aber vollkommen fallen gelassen wird und gar keine Rolle mehr spielt. Dieses Schema zieht sich durch den gesamten Roman: Potenziell interessante Dinge sind im Busch, versanden dann aber rasch. Stattdessen begleitet man Andy zur Baby-Mutter-Gruppe, wo die Frauen sich klischeehaft darüber austauschen, wie grauenhaft die Geburt war und dass sie keine Lust mehr auf Sex haben.

Die Handlung nimmt erst nach mehr als 350 Seiten endlich ein bisschen Fahrt auf und ist dann einigermaßen unterhaltsam zu lesen, was aber leider viel zu spät ist. Zum Schluss setzt die Autorin noch einen drauf und zaubert ein schnulziges Ende aus dem Hut, was zwar nett, aber furchtbar vorhersehbar ist und wahrscheinlich nur in Hinblick auf eine mögliche zweite Verfilmung in aller Kürze abgehandelt wird. Wäre der Roman eine bissige Satire (und hätte er mehr Miranda Priestly), hätte man über einiges hinwegsehen können, aber die Figuren bewegen sich alle furchtbar ernst und selbstmitleidig durch eine Welt voller vermeintlicher kleiner Tragödien und Oberflächlichkeiten von eitlen Menschen, die einfach nur nerven.

Fazit: Lahm, ohne Biss und bestenfalls durchschnittlich - von einer grandios-unterhaltsamen Rückkehr der bösen Mode-Ikone kann hier keine Rede sein.

Eine Leseprobe gibt es hier auf der Website des Verlags.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 16. September 2013 | ISBN: 978-3442542871 | Originaltitel: Revenge wears Prada: The Devil returns | Preis: 9,99 Euro | 448 Seiten | Sprache: Deutsch

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