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 Die Ratte


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Regisseur Klaus Lemke mag die einfachen Geschichten und die einfachen Menschen, er ist bekannt für seine Vorliebe für Hamburg und seinen Kiez. Und diese drei Komponenten verbinden sich in dem Film "Die Ratte".

Sven ist ein typischer Kleinganove. Noch nicht lange aus dem Knast draußen, wirft er sich schon wieder in die nächsten krummen Geschäfte. Der Hamburger Kiez ist das ideale Pflaster für seine illegalen Eskapaden. Und ganz unrecht ist es ihm nicht, dass sein fünfzehnjähriger Bruder Ricki ihm treu nachläuft und so auch den einen oder anderen Laufjob für Sven erledigen kann.
Und so verbringen die ungleichen Brüder einen rauen, harten Tag auf dem Kiez. Da werden Drogen aus einem Bordell besorgt, während nebenan eine Razzia stattfindet, da fährt Ricki mit einem Transvestiten in einer geklauten Limousine durch die Stadt, da liegen noch um acht Uhr morgens die Schnapsleichen in den Kneipen herum. Es ist eine dreckige, eine abweisende Welt, in der sich die Brüder durchschlagen müssen. Dabei haben sowohl Sven als auch Ricki ihre Träume. Sven will mit dem Geld aus dem Drogengeschäft sein Traumauto kaufen, Ricki versucht, es seinem Bruder in allen Belangen recht zu machen und dem Vorbild nachzueifern. Doch als ein Drogendeal durch Rickis Unachtsamkeit beinahe schiefgeht, nimmt der aufregende Tag eine düstere Wendung.

Thomas Kretschmann ist hier in einer seiner ersten großen Rollen zu sehen. Er spielt überzeugend den schmierigen Ganoven Sven mit fettiger, langer Haarpracht, den das Leben hart und egoistisch gemacht hat. Neben ihm gibt Marco Heinz als Ricki ein solides Debüt ab, jedoch steigert er sich erst im Laufe des Films. Zu diesen beiden gesellt sich der als Transvestit Lilo Wanders bekannt gewordene Schauspieler Ernie Reinhardt, dessen Rolle als liebenswerte Prostituierte Lollo noch die sympathischste ist.
Ansonsten gibt es aber leider kaum Erwähnenswertes. Es passiert viel zu wenig, Spannung will zu keinem Zeitpunkt aufkommen. Die Dialoge sind spärlich gesät und nicht besonders aussagekräftig, passen aber ideal zum Milieu, in dem der Film spielt. Die Handlung ist zerfahren und will nicht so richtig in Schwung kommen, und auch Humor hat der Film kaum zu bieten. Zudem kann die musikalische Untermalung in einer kruden Mischung aus enervierendem Saxofon und schnellen Beats leider nur als misslungen bezeichnet werden.
Gibt es überhaupt Gründe, warum es sich lohnt, den Film anzusehen? Wenn man Klaus Lemke und seiner Art, Filme zu machen, sowie Milieufilmen, die nicht unbedingt viel Handlung haben müssen, etwas abgewinnen kann, ist "Die Ratte" sicherlich einen Blick wert. Hamburg und der Kiez werden in passende Bilder gekleidet und lassen ein wenig Atmosphäre aufkommen. Das reicht aber leider nicht aus, um den Film zu retten.

Die Extras können sich durchaus sehen lassen. Der Zuschauer bekommt einen Audiokommentar, eine Presseschau, Trailer, Biografien zu Darstellern und Crewmitgliedern, eine Bildergalerie, ein Interview mit Klaus Lemke und einiges mehr geboten. Nicht alles davon ist sehenswert, insgesamt jedoch überzeugt die Ausstattung. Dem Bild sieht man das Alter von "Die Ratte" - er stammt aus dem Jahr 1993 - an, der Ton ist in Ordnung, stellenweise klingen die Dialoge aber zu dumpf.

Als Milieustudie über den Hamburger Kiez ist "Die Ratte" sicherlich in Ordnung. Allerdings braucht ein Film etwas mehr als ein paar Bilder, die die Atmosphäre des Kiez einigermaßen auffangen. Weder Spannung noch Action wird geboten, und tiefgründig sind die Charaktere leider auch nicht geworden. Da hat man schon Besseres gesehen. Wer Klaus Lemkes Filme mag, wird allerdings an "Die Ratte" nicht vorbeikommen.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. September 2003 | FSK: 16 | Laufzeit: 85 Minuten | Preis: 5,99 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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