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Das Bilderbuch "Grüffelo" von Julia Donaldson (Text) und Axel Scheffler (Illustration) hat inzwischen bei Kindern und Erziehern zu Recht einen legendären Status. Doch die beiden Schöpfer des entzückenden Grüffelos sollten nicht nur auf dieses "Kultknuddelbilderbuchungetüm" reduziert werden. Denn die beiden haben noch mehr zu bieten, beispielsweise das nun bereits in 5. Auflage erschienene Bilderbuch "Die Schnecke und der Buckelwal" – eine Geschichte über die Sehnsucht nach Freiheit.
Zur Geschichte: Voller Fernweh blickt die "kleine Schneck" auf die Weiten des blauen Ozeans, bis eines Nachts ein riesiger Buckelwal auftaucht und die sehnsüchtig wartende "Schneck" auf eine Reise mitnimmt. Ob Berge voller Eis und Schnee, goldener Sandstrand, meterhohe Wellen oder bedrohliches Blitzezucken: Die beiden erleben auf ihrer Reise so allerhand. Bis, ja bis sie an einen Küstenabschnitt mit Motorbooten gelangen. Der Wal verliert daraufhin die Orientierung, strandet – begünstigt von der Ebbe – im seichten Gewässer, so dass die Reise der beiden ein dramatisches Ende zu nehmen scheint. Da ergreift die Schnecke die Initiative und startet einen ungewöhnlichen "Hilferuf" in einer naheliegenden Schule. Die Schüler fackeln nicht lange und eilen zusammen mit der Feuerwehr zum Strand, kühlen den Wal mit Wasserduschen, bis die einsetzende Flut den Wal befreit und die beiden wieder die Heimreise antreten können. Doch entgegen aller Erwartungen wird die Schnecke von ihren Artgenossen argwöhnisch empfangen. Erst als die beiden von ihrer Rettung erzählen, scheinen die anderen Schnecken ihre Scheu abzulegen.
Die Geschichte von Klein und Groß ist schon häufig erzählt worden. Selten jedoch auf eine so überraschende und am Ende auch anrührende Art und Weise wie in diesem Bilderbuch. Allein schon die ungewöhnliche Wahl der Tiere verspricht Interessantes, denn gewöhnlich scheinen ein Wal und eine Schnecke wenig Berührungspunkte zu haben. Geschweige denn, dass die Schnecke in der Lage erscheint, einen gestrandeten Wal zu retten.
Das Bilderbuch ist nicht nur für die Kleinsten geeignet, sondern auch für Kinder in höherem Kindergartenalter, da dieses im Grunde drei Geschichten erzählt. Da wäre erstens die Geschichte einer Schnecke, welche die Welt auf der Flosse eines Wales erkundet. Zweitens die ungewöhnliche Rettungsaktion eines gestrandeten Wales und die drittens die einrahmende Thematik des Sonderlings, welcher zunächst argwöhnisch betrachtet wird und letztlich doch nicht allein ist. Dies alles erzählt Julia Donaldson gekonnt in Reimform, ohne sich in platten Versen anzubiedern. Einen gebührenden Anteil hat hier sicherlich auch die bekannte Jugendbuchautorin Mirjam Pressler, welche das Buch wohlklingend ins Deutsche übertragen hat.
Die Illustrationen folgen vom Stil her denjenigen des "Grüffelos", haben jedoch dennoch einen ganz eigenen Charme. Hinzu kommt, dass diese im Vergleich zum "Grüffelo" weitaus facettenreicher sind, was sicherlich an den stetig wechselnden Handlungsorten liegt, welchen Axel Scheffler stets eine eigene Note mitgibt, sei es in der Farbgebung oder in der Größe der Bilder. Nicht zuletzt gelingt ihm ein ausgewogenes Verhältnis aus Details und griffiger Darstellung, sodass nicht nur die Geschichte überzeugt, sondern auch die Illustrationen in ganzer Linie ein Volltreffer sind.
Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags