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Es gilt als eines der bekanntesten und schönsten Wintermärchen überhaupt: "Die Schneekönigin" aus der Feder von Hans Christian Andersen. Kein Wunder, steckt es doch voller ikonischer Motive: ein zerborstener Zauberspiegel, eine kaltherzige Fremde aus dem hohen Norden, ein Ritt auf dem Rücken eines sprechenden Rentiers, ein Schloss aus Eis und eine unzerstörbare Freundschaft. Andersens "Schneekönigin" gilt als für ein Märchen besonders lang, ausgefeilt und vielschichtig – und gibt dadurch genügend Stoff her für den phantastischen TV-Zweiteiler aus dem Jahr 2002.
Anders als in der Vorlage sind hier Gerda und Kay keine Nachbarn im Kindesalter, sondern zwei junge Menschen, die sich im neuzeitlichen Kanada begegnen und ineinander verlieben: Es ist Winter, als Kai als Bursche für alles in dem kleinen Hotel anfängt, das Gerdas Vater gehört. Diese hasst den Winter, denn vor vielen Jahren ist ihre Mutter im Schnee erfroren - ein Schock, von dem sie sich nie wirklich erholt hat. Erst Kai gelingt es, Gerda wieder aufzumuntern und langsam verlieben sich die beiden jungen Menschen ineinander. Ausgerechnet, als Gerda endlich wieder glücklich ist, taucht eine seltsame Fremde auf, die Kai bezirzt und zum Entsetzen der jungen Frau mit sich nimmt. Als Gerda erfährt, dass es sich bei der Fremden um die Schneekönigin handelt, macht sie sich auf die gefahrvolle Reise in deren Reich des ewigen Winters, um ihre große Liebe zurückzuholen …
Die Verfilmung des Märchens steht ganz in der Tradition anderer amerikanischer Märchen- und Sagenverfilmungen, wie sie in den 1990er und 2000ern beliebt waren. Die behutsame Modernisierung des Plots funktioniert überraschend gut. Zudem haben die Macher eine eigene Symbolsprache für ihren Märchenfilm entwickelt, die es so in der Vorlage nicht gab, die für die Handlung aber überraschend viel Sinn macht: Aus der zauberkundigen Gärtnerin, dem Prinzenpärchen und den Räubern macht der Drehbuchautor Personifikationen der Jahreszeiten. Im Film werden sie zur Hexe des Frühlings, zur Sommerprinzessin und die Anführerin der Räuberbande wird zur Inkarnation des Herbstes. Wie man im Verlauf des Films erfährt, sind sie alle Schwestern der Schneekönigin, die jedoch deren Macht fürchten. Vor Jahren hat sich diese von ihren Familienbanden losgesagt und es sich zum Ziel gesetzt, den Winter zur alleinigen Jahreszeit zu machen und die Erde in Eis und Schnee zu hüllen. Um das zu erreichen, braucht sie die Hilfe Kays.
Diese Idee erlaubt es den Machern, in opulenten Farben zu schwelgen und Gerdas Abenteuer einen märchenhaften, zeitlosen Charme zu verleihen. Die Kostüme sind phantastisch, die Landschaften träumerisch und verspielt und die Special Effects für eine TV-Produktion aus dem Jahr 2002 durchaus ansprechend. Ebenfalls sehr ansprechend agieren die überwiegend unbekannten Darsteller: Jeremy Guilbaut (Kay) und Chelsea Hobbs (Gerda) geben ein charmantes Liebespaar ab und letztere, die in einem Großteil der Szenen im Mittelpunkt steht, schultert diese Aufgabe souverän. Ihre Unschuld und Warmherzigkeit bilden den perfekten Kontrast zur eiskalten Schneekönigin, die wunderbar unterkühlt von Bridget Fonda dargestellt wird.
All das macht "Die Schneekönigin" zu einer wunderbaren, modernen Märchenverfilmungen auch für ein erwachsenes Publikum. Eine kleine Perle, die zu Recht endlich auf DVD erschienen ist.