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 Die Seidene Stadt


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Leitbarkeit
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Myuriko, die Gottkaiserin von Kintai lässt ihren Ruf alle drei Jahre erschallen, um ihren Tribut in Form von Steuern einzufordern. Doch ihre Untertanen folgen diesem sogar mit Freude, denn die Schulden werden nicht einfach bezahlt, sondern die Übergabe zelebriert. Eine riesige Karawane reist zu diesem Zweck innerhalb von einem Monat von Atasato bis nach Senrai. An den Orten, an denen die Karawane rastet, entsteht kurzerhand die "Seidene Stadt". Händler und Mitreisende zeigen ihre Waren, handeln und bieten dem Volk mit einem Jahrmarkt ein riesiges Spektakel. Krönender Abschluss der Reise ist eine Audienz bei der Kaiserin für würdige Untertanen, die sich ausgezeichnet haben.

Doch, wo Geld und Interessen aufeinandertreffen, da gibt es auch Gier, Neid und den Drang, unliebsame Konkurrenz auszuschalten. Die Spielergemeinschaft reist mit der Karawane und wird so unweigerlich in die Machenschaften verwickelt. Was bringen die Spieler in Erfahrung und wie verhalten sie sich mit ihrem neu erworbenen Wissen? Die Reise nach Senrai wird es zeigen.

Die Lebende Göttin ruft
Und die Welt gehorcht.
Die Seidene Stadt erblüht.


Eine Besonderheit von "Die Seidene Stadt" liegt in der Erzählstruktur des Abenteuers. Neben der gelungenen Grundidee, dass die Gottkaiserin ihre Steuern einfordert und ihre Schwertalben-Untertanen dazu eine riesige Karawane durch das Land organisieren, besitzt das Abenteuer seinen ganz eigenen Charme. Den Spielern wird nämlich Raum für die Kreativität und die Auslebung ihrer Charaktere eingeräumt. Hier wird keine Geschichte "stumpf" von Anfang bis Ende erzählt, bei der die Charaktere an bestimmten Punkten zur Interaktion aufgefordert werden, nein, die Entscheidungen, sowohl In- als auch Outgame, sollten gut durchdacht und diskutiert werden, denn letztendlich sind sowohl die verschiedenen Handlungen als auch die Möglichkeiten offen gehalten. Es ist ein langer Weg bis zum Zielort Senrai, aber was bis dahin passiert, ist völlig offen und das ist großartig.

Knapp sechzig Seiten ist dieses Abenteuer aus dem Rollenspielsystem "Splittermond" dick und beinhaltet alles, was der Spielleiter für seine Arbeit benötigt. Die Menge an Material ist dabei übersichtlich dargestellt. Von einer Einleitung für den Spielleiter geht es etappenweise - vier Reiseetappen gibt es - bis in die Stadt der Gottkaiserin. Wichtige Informationen sind durch diese Struktur schnell zur Hand. Mit etwas Vorbereitung der einzelnen Spielabende ist es dem "Meister" möglich, fließend zwischen seinen Ausführungen und den vorbereiteten Texten hin- und herzuspringen, denn das lohnt sich. Die Ausarbeitung orientiert sich generell sehr am asiatischen Raum, eine gelungene Abwechselung. Einzelne Passagen sind immer wieder fertig ausgearbeitet und lassen sich damit kinderleicht ins Spielgeschehen einbauen. Für eigene Texte sind sehr viele Hinweise und konkrete Beschreibungen der Gegebenheiten vorhanden, sodass der Spielleiter hier aus einem Fundus an gut ausgearbeitetem Hintergrundwissen schöpfen kann.
Im Anhang befinden sich die vertiefenden, detaillierten Steckbriefe wichtiger Personen, inklusive der Attribute, Fertigkeiten, Meisterschaften, Zauber und Merkmale. Selbst zu erbeutende Gegenstände sind mit Wertigkeit, Qualität und gegebenenfalls der benötigen Probe zum Auffinden vorgeschlagen. Optionale Nebenfiguren sind hier ebenso beschrieben, wie vertiefende Informationen zur Umgebung oder Anmerkungen zu den Erfolgsgeraden bei einigen Proben. Natürlich sind auch schwarz-weiß Handouts in Form von Karten oder Hinweisen vorhanden. Diese lassen sich ebenfalls (kostenlos) von der Splittermond.de-Seite herunterladen. Ein toller Service vom Verlag!

Antagonisten und Proben sind für den fortgeschrittenen Heldengrad "Wanderer" (Stufe 2) ausgelegt und selbst mit einer bunt gemischten Truppe auf dieser Stufe, finden sich immer Mittel und Wege, um die anstehenden Aufgaben spielerisch zu lösen. Gerade Rollenspieler, die ihren Fokus auf Interaktion in der Welt von Lorakis in Form von "Fluff" legen, haben ihre helle Freude an diesem Abenteuer. Je nach Entscheidung kann es auch häufiger zum Kampf kommen, aber größtenteils lebt die Handlung davon, dass die Charaktere sich möglichst unverdächtig - heimlich - bewegen, Informationen sammeln, ihre Schlüsse ziehen und sich dann auf die eine oder andere Seite eines Konfliktes stellen. Und das ist das Auszeichnende an dieser Ausarbeitung: Überall sind Hinweise oder Möglichkeiten gegeben, etwas von den beiden Handlungsfäden anzuspielen. Zwar ist es möglich seiner Gruppe einen passenden Verlauf näher zu legen, aber es bereitet deutlich mehr Spaß, wenn sich die Spieler selbst entscheiden können, welches Problem sie wie anpacken wollen.

Kurzum: "Die Seidene Stadt" ist hervorragend ausgearbeitet und strotzt nur vor Hintergrundwissen und vorbereitetem Material. Eine Karawane als wandelnder Jahrmarkt durch die Lande zu begleiten, ist eine clevere Idee, um immer neue Spielsituationen zu erzeugen. Was aufgrund des offenen Handlungsverlaufes eine Menge Spaß bereitet.

Spielleitererfahrung

"Die Seidene Stadt" lässt sich gut in 16-20 Stunden mit einer Gruppe durchspielen. Am besten lässt man seinen Spielern den Freiraum selbst auf die möglichen Handlungen zu kommen, denn das macht richtig Spaß. Dieses Abenteuer ist bisher mein Lieblingsabenteuer aus Spielleitersicht, denn es beinhaltet so viele Möglichkeiten tolle Abende am Spieltisch zu erleben.


Nicolas Gehling



Magazin / Heft | Erschienen: 31. März 2016 | ISBN: 9783958670358 | Preis: 12,95 Euro | 64 Seiten | Sprache: Deutsch

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