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 Die Siedler von Catan

Autoren: Klaus Teuber
Verlag: Kosmos

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Ein großes, neues Eiland wurde erschlossen: die Insel Catan. Jeder Spieler übernimmt nun die Leitung eines Volks, das sich auf der rohstoffreichen Insel angesiedelt hat und versucht, so schnell wie möglich durch Expansion, durch den Bau großer Städte, prestigeträchtiger Gebäude und langer Handelsstraßen die am meisten gerühmte Zivilisation in dieser neuen Welt zu werden.
Doch die dafür benötigten Rohstoffe sind immer knapp. Man braucht also zum Erreichen seiner Ziele vor allem Geschick beim Handeln mit den Konkurrenten, um seine Pläne auch ausüben zu können und zum Sieg zu kommen.

Der große Clou von "Die Siedler von Catan" ist das variable Spielfeld, das man sich vor jeder Partie selbst bauen kann. Die vielen sechseckigen Landschaftskarten werden zufällig so hingelegt, dass sie ein größeres Sechseck bilden, die Insel Catan. Rundherum kommen dann Meereskarten, die die Begrenzung des Spielfelds darstellen und von denen einige Häfen enthalten. Jede der Karten in Catan zeigt dabei eine Landschaft, die, mit Ausnahme der Wüste, eine bestimmte Ressource abwirft. Zusätzlich werden über die Landkarten zufällig Zahlenchips mit Zahlen von zwei bis zwölf verteilt. So entsteht in jeder Runde von "Die Siedler von Catan" ein neues Spielbrett, wodurch die Partien immer unterschiedlich verlaufen.
Auf der Insel gibt es nun überall Punkte, an denen sich drei verschiedene Landschaften treffen. Anfangs setzt jeder Spieler zwei Siedlungen mit je einer Straße auf zwei dieser Punkte. Die Siedlungen können jetzt Ressourcen von den Landschaften beziehen, die um sie herum liegen. Außerdem sind die Siedlungen je einen Siegpunkt wert. Ziel des Spiels ist es, auf zehn Siegpunkte zu kommen, die man erhält, indem man weitere Siedlungen errichtet, diese zu Städten ausbaut, spezielle Ereigniskarten sammelt oder indem man eine längere Straße durch die Insel baut als die Mitspieler.
Doch dazu braucht man Ressourcen. Wenn ein Spieler dran ist, würfelt er mit zwei normalen Würfeln. Auf dem Spielplan wird jetzt geguckt, welche Landschaftsfelder die Zahlenchips mit dem zusammen addierten Ergebnis beider Würfel aufweisen. Diese Felder werfen jetzt Erträge ab, und wer eine Siedlung oder Stadt an so einem Feld hat, bekommt eine oder zwei Karten des entsprechenden Rohstoffs. Da es häufiger vorkommt, dass beispielsweise eine Sechs oder Acht gewürfelt wird, als eine Zwei oder eine Zwölf, sind diese Zahlenchips entsprechend ihrer Wahrscheinlichkeit gekennzeichnet und ihre Landschaftsfelder äußerst begehrt.
Ist ein Spieler nun an der Reihe, würfelt er zunächst für die Rohstofferträge und darf danach nach Belieben Handeln und Bauen. Dem Handel mit den Mitspielern sind dabei fast keine Grenzen gesetzt, man darf also Ressourcen beliebiger Quantität miteinander tauschen, je nachdem, was man selbst anbieten und was der andere vorweisen kann. Ansonsten kann man bei der "Bank" vier gleiche Ressourcen gegen eine beliebige tauschen oder nach günstigeren Konditionen, wenn man eine Siedlung an einem Hafen errichtet hat.
Das Bauen richtet sich nach festen Rohstoffpreisen. Man kann Straßen, Siedlungen, Städte errichten und Ereigniskarten kaufen. Straßen braucht man, um zu neuen, begehrten Punkten auf der Karte zu kommen, auf denen man Siedlungen bauen will, die einem dann einen Siegpunkt und neue Rohstofferträge bringen oder einem einen Hafen erschließen. Städte bringen doppelte Rohstofferträge und doppelte Siegpunkte. Die Ereigniskarten können ebenfalls Siegpunkte enthalten, aber auch Sonderkarten, mit denen man zum Beispiel sofort zwei Straßen bauen darf. Baut man die längste durchgehende Straße, ist das zwei Siegpunkte wert, hat man die meisten "Ritter"-Ereigniskarten vor sich liegen, ebenfalls.
Ergibt sich beim Würfeln eine Sieben, wird der Räuber aktiv. Der Spieler, der am Zug ist, darf ihn auf ein Landschaftsfeld stellen, das dann keine Erträge mehr abwirft und zusätzlich noch einem Spieler, der an diesem Feld liegt, eine Rohstoffkarte klauen.
So sammeln alle ihre Siegpunkte, bis einer offenbart, dass er zehn Punkte gesammelt und dadurch das Spiel gewonnen hat.

Mittlerweile dürften die Regeln zu "Die Siedler von Catan" bereits im deutschen Spielregelgrundwissen mit enthalten sein, zusammen mit beispielsweise "Mensch Ärgere Dich Nicht" und "Monopoly". Dennoch ist die Anleitung sehr ansehnlich gestaltet und sogar mit einem Einführungsspiel versehen (in dem man bereits ein vorgefertigtes Spielfeld hat), wenn man sie auch zunächst mit dem "Kleinen Siedler Almanach" verwechseln kann, der der Packung ebenfalls beiliegt und alle wichtigen Begriffe des Spiels im Detail erklärt.
Nach zehn Jahren habe ich "Die Siedler von Catan" nun schon so oft gespielt, dass ich die Zugänglichkeit der Regeln nicht mehr ganz so gut beurteilen kann. Wenn man vorher nur die beiden oben genannten Beispiele deutscher Spielkultur kennt, dürfte der Sprung zu "Catan" wahrscheinlich immer noch recht heftig ausfallen. Dennoch ist das "Spiel des Jahres 1995" von angemessener Regelkomplexität, also nicht zu schwierig. Wegen seiner Popularität dürfte sich auch immer jemand finden, der das Spiel gut und schnell erklären kann, aber ein zügiges Studium der Anleitung wird alle Fragen genauso gut beseitigen, vor allem, weil sie auf eine große Seite passt und die einfachen Regeln verständlich erklärt.

In den aktuellen Editionen ist man von den typisch deutschen, abstrakten Holzfigürchen weggekommen und hat für Straßen, Siedlungen, Städte und den Räuber modellierte Plastikmodelle beigelegt. Die sind mir persönlich ein bisschen zu comicartig (vor allem der Räuber sieht arg kindisch aus) und lassen sich weniger gut anfassen als die alten Spielsteine - die Straßen aufzuklauben ist schwieriger, als es sein müsste -, aber eine optische Verbesserung sind sie trotzdem.
Cover, Ressourcen und Karten sehen eindeutig und schön aus wie immer.
Eine definitive Verbesserung sind die Seekarten, die man jetzt wie ein großes Puzzle zu einem festen Rahmen zusammensetzen kann, wodurch das ganze Spielfeld eine wesentlich solidere Angelegenheit wird. Zur Erweiterung für sechs Spieler sei dabei kurz angemerkt, dass deren "Puzzleteile" nicht einwandfrei mit denen des Originalspiels zusammen passen.
Der Karton ist jetzt auch äußerst vorbildlich gestaltet, alles findet seinen Platz im Kasten und man muss vorher nichts großartig sortieren. Sogar zwei Kartenspender für Ressourcen und Ereigniskarten liegen mittlerweile bei.
Von der Ausstattung her wurde "Die Siedler von Catan" also so weit veredelt, wie es zum normalen Spielpreis geht - und das kann sich sehr gut sehen lassen.

Fazit:
Einige Leute bescheinigen dem Spiel "Die Siedler von Catan", dass es die Brettspiele in der Bundesrepublik aufgrund seiner Popularität salonfähig gemacht hat. Wenn ich auch zu dieser Behauptung keine wirkliche Aussage treffen kann, so ist doch die Popularität des Spiels unbestritten. Unzählige Erweiterungen, Ableger, sogar mehrere Computerspiele hat "Die Siedler von Catan" hervorgebracht, ein Erfolg, der höchstens von "Carcassonne" eingeholt werden konnte. Ohne Frage ist das Spiel ein moderner Klassiker, den man in wirklich jeder Spielerunde immer mal wieder hervorholen kann.
Dank des dynamischen Spielbretts ähneln nur selten zwei Partien einander, man kann aber trotzdem immer durch geschicktes Taktieren einen Vorteil für sich herausholen. Allerdings liegt immer noch eine Menge beim Zufall, vor allem bei den Fragen, welche Zahlen wirklich am häufigsten gewürfelt werden, wer zuerst seine erste Siedlung aufstellen darf und wer am meisten Glück mit den Ereigniskarten hat. Den Spaß, den man an "Die Siedler von Catan" hat, mindert das freilich nicht. Zusätzlich ist es dank des spaßigen Handelns zwischen den Spielern noch sehr kommunikativ und man brütet nicht die ganze Zeit stumm vor sich hin, sondern feilscht und kämpft bei richtiger Durchführung wie ein gewiefter Marktschreier. ("Gut, ich gebe dir das so dringend benötigte Lehm. Aber nur, wenn ich dafür von dir drei Schafe bekomme.")
Es gibt komplexere, es gibt spannendere, es gibt strategischere und ja, auch bessere Spiele als "Die Siedler von Catan" - aber nicht so viele und vor allem nicht so kultige.

Da vier Spieler eine recht geringe Anzahl sind, empfehle ich, unbedingt noch die Erweiterung für fünf und sechs Spieler zu besorgen!

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 01. Januar 1995 | FSK: 10 | ISBN: B0006FZ90U | Preis: 12,99 Euro

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