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 Die Stadt und die Stadt

Autoren: China Miéville
Illustratoren: Arndt Drechsler
Übersetzer: Eva Bauche-Eppers
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Nicht weniger als den Locus Award, den Hugo Award und den World Fantasy Award erhielt China Miéville für sein 2009 in England erschienenes Werk "The City & The City". Der Bastei-Verlag machte den deutschen Lesern das Werk zugänglich und veröffentlichte den Roman unter dem Titel "Die Stadt und die Stadt" im August 2010.

Beszel und Ul Quoma sind zwei Städte. Zwei Städte, die direkt aneinander angrenzen, ja sich sogar stellenweise überlappen. Doch dem Volk ist es verboten, die andere Stadt oder gar deren Bewohner zu sehen. Von klein auf wird ihnen beigebracht zu "nichtsehen". Kleidung, Sprache, Körperhaltung, alle Eigenschaften eines Bürgers können klar einer der Städte zugeordnet werden, so dass auch auf deckungsgleichen Flächen klar ersichtlich ist, wer wohin gehört. Eines Tages jedoch gerät die Ordnung ins Wanken. Eine Leiche wird in Beszel aufgefunden. Inspektor Tyador entdeckt bei seinen Ermittlungen recht schnell, dass die Tote aus der anderen Stadt stammt. Doch wie soll er nun weiter vorgehen? Handelt es sich um einen Grenzbruch, ist die allmächtige Instanz Ahndung zuständig. Ein speziell einberufener Rat lehnt eine Übergabe des Falls jedoch ab. Dann entdeckt der Kommissar geheimnisvolle Hinweise, mit denen sich auch die Ermordete beschäftigte. Entspricht der Mythos der dritten Stadt, Orciny, der Realität?

Eine faszinierende Idee: Zwei Städte, deren Bürger von klein auf darauf trainiert werden, die andere Stadt und ihre Bewohner nicht wahrzunehmen. Was im Normalfall natürlich niemals gelingen könnte, wird durch die übermächtige Institution "Ahndung" überwacht, die bei "Grenzbruch" einschreitet. China Miéville verlegt einen Krimi in dieses ungewöhnliche Setting und beschreibt dem Leser eine gespaltene Stadt, in der es von verschiedenen politischen Gruppierungen wimmelt, Mythen nur hinter vorgehaltener Hand genannt werden und jeder in Angst vor Ahndung lebt.

Die Geschichte ist aus der Sicht des Protagonisten, Kommissar Tyador, erzählt und gliedert sich in drei Teile. Hierbei nimmt der Autor sich Zeit, seinen Titelcharakter gut auszuarbeiten und die Kultur beider Städte farbig zu beschreiben. Wer Action oder die üblichen SciFi-Elemente sucht, wird in diesem Buch jedoch nicht fündig. Der Fokus liegt auf der Krimi-Handlung, eingebettet in eine fantastische und sehr ungewöhnliche Umgebung. Wirkt die Geschichte nach den ersten paar Seiten noch recht behäbig, gewinnt sie nach und nach an Geschwindigkeit und der Protagonist wird mit einem Netz aus Lügen, politischen Intrigen und Morden konfrontiert. Der Mythos Orciny versteht es jedoch zu fesseln und man ist recht schnell selbst am Rätseln: Gibt es die Stadt zwischen den zwei Städten wirklich und was bezwecken die Bewohner? Die Auflösung löst dann sehr zwiespältige Gefühle aus, kommt aber auf jeden Fall überraschend. Und auch Ahndung erfährt eine genauere Betrachtung.

Der Autor schildert das Szenario zweier Städte, das in der Realität nicht funktionieren könnte und an einigen Stellen mutet es doch sehr konstruiert an, wie sich die Bewohner verhalten und auf welche Art das Konzept funktioniert. Zudem gibt der Autor auf viele Fragen - beispielsweise wie es zur Städteteilung kam oder wer Ahndung gründete - keine Antwort. Trotzdem ist es eine neue, frische Idee und gut umgesetzt. Für einen Science Fiction-Roman fehlt es jedoch erheblich an SciFi und es ist fraglich, ob die Geschichte in einem anderen Genre möglicherweise besser aufgehoben wäre. Leser, die sich für Krimis interessieren, aber auch dem Phantastischen nicht abgeneigt sind, bietet sich auf jeden Fall ein Lesevergnügen. "Die Stadt & Die Stadt" ist keine Standardkost, aber trotzdem - oder gerade deshalb - gute Unterhaltung.

Fazit:
Frisch, anders, faszinierend - das ist "Die Stadt und die Stadt". Der Roman spielt mit dem Genre der Science-Fiction und erschafft etwas Neues. Krimi meets SciFi meets Dystopie. Die Genre-Einordnung ist schwer und so kann nur empfohlen werden: zugreifen und selbst ein Urteil bilden.

Eine Leseprobe findet sich auf der Seite des Verlages: "Die Stadt und die Stadt" bei Bastei Lübbe

Andreas Suchanek



Taschenbuch | Erschienen: 28. August 2010 | ISBN: 978-3404243938 | Originaltitel: The City & The City | Preis: 8,99 Euro | 432 Seiten | Sprache: Deutsch

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