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 Die Täter sind unter uns

Über das Schönreden der SED-Diktatur

Autoren: Hubertus Knabe
Verlag: Propyläen

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Hubertus Knabe, Leiter der Stasi-Gedenkstätte in Berlin Hohenschönhausen, veröffentlichte im Herbst 2007 beim Propyläen-Verlag sein Buch über das "Schönreden der SED-Diktatur".

Das Buch gliedert sich in vier sehr umfangreiche Kapitel. Der Autor beginnt im ersten Kapitel damit, die Spätfolgen der SED-Diktatur zu beleuchten. Hierbei setzt er seine Schwerpunkte im Wirken des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und den vielen "Inoffiziellen Mitarbeitern" (IM). Die aus den Trümmern der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) hervorgegangene Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS, heute: Die Linkspartei) und die abenteuerliche Verschiebung von immensen Geldsummen nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, aber auch die Parteioberhäupter und ihre Stasi-Vergangenheit finden Erwähnung. Im zweiten Kapitel wagt sich Hubertus Knabe an mehrere Reizthemen: die innerdeutsche Grenze, die Grenztruppen und die Mauertoten. Minutiös listet er Vorfälle an der Berliner Mauer auf und beleuchtet in weiteren Abschnitten die Verfahrensweise der bundesdeutschen Justiz nach dem Mauerfall. Um die Folgen dieser Gerichtsbarkeit geht es dann auch im dritten Kapitel. Haftentschädigung, Rentenansprüche und Enteignung sind die Schlagworte, an denen sich der Autor entlanghangelt. Das abschließende vierte Kapitel schildert erschreckende Tendenzen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Gewissenhaft schildert der Autor die vielfältigen Verbindungen einstiger Staatssicherheit-Mitarbeiter und weist anhand ausgewählter Beispiele auf, dass es sich eben nicht nur um "immer gestrige, unwichtige, alte Männer" handelt.

Die vom Autor mit zahlreichen Quellen belegten Fakten erschlagen den Leser bisweilen. Die Präsentation dieser Fakten ist nur wenig ansprechend und hat gelegentlich eine fast schon einschläfernde Wirkung. Einem unerschöpflichen Brunnen gleich, sprudelt der Text nur so vor Jahreszahlen, Namen und Zahlen. Die im Text implementierten Textteile aus Stasi-Akten tragen durch ihre ganz eigene, nur schwer zu verifizierende Natur nicht zur guten Lesbarkeit bei. Nur selten schafft es der Autor die Zahlen in vergleichbare Beispiele zu fassen. Wenn Hubertus Knabe zum Vergleich greift, dann zielt dieser nicht selten darauf ab, den Inhalt zu verunglimpfen. In seiner Darstellung bleibt der Autor streckenweise überhaupt nicht objektiv und zieht mehr als einmal direkte Parallelen zwischen der DDR und dem dritten Reich, wobei er sichtlich bemüht ist, seine Thesen durch eine Vielzahl von Beispielen zu belegen, wohl wissend, dass jede Medaille zwei Seiten hat.

Der Autor schafft es mit dem vorliegenden, 383 Seiten umfassenden Buch das Interesse der Leser zu wecken. Sieht man einmal von der trockenen, teilweise verbittert wirkenden Art der Schreibe ab, ist es dem Autoren gelungen, Vergangenheit und Gegenwart auf dem Gebiet der ehemaligen DDR zu beleuchten und auf schwer nachvollziehbares Unrecht aufmerksam zu machen. Aufgrund der einseitigen Schilderungen empfiehlt es sich allerdings, weitere Quellen hinzuzuziehen.

Ralf Strohbach



Hardcover | Erschienen: 01. März 2007 | ISBN: 9783549073025 | Preis: 22,00 Euro | 383 Seiten | Sprache: Deutsch

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